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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Druck geht nach hinten los Zu harte Erziehung lässt Kinder in der Schule versagen
Obwohl es Eltern verboten ist, ihre Kinder zu schlagen, praktizieren immer noch viele eine Erziehung mit harter Hand oder harten Worten. Aber: Übermäßig strenge Erziehung geht oft nach hinten los. Eine Langzeitstudie belegt, dass sie dem Schul- und Lebenserfolg eines Kindes schaden kann.
Eine besonders strenge Erziehung führt nicht zu besonders guten Leistungen - sondern vielfach sogar zu Schulversagen. Derart erzogene Heranwachsende orientierten sich stärker an Freunden als an ihren Eltern, berichten Forscher im Fachmagazin "Child Development". Sie geben demnach eher an, Zeit mit Freunden zu verbringen statt Hausaufgaben zu machen, oder Regeln zu brechen, um Freunde zu behalten. Als "harte Erziehung" galten bei der Analyse Anschreien, Schlagen und die Androhung von verbalen oder körperlichen Strafen.
Die Forscher um Rochelle Hentges von der Universität Pittsburgh hatten Daten von 1060 Teilnehmern der Langzeitstudie "Maryland Adolescent Development in Context" (MADICS) genutzt. Die Studie handelt vom Einfluss sozialer Bedingungen auf die akademische und psychosoziale Entwicklung Heranwachsender vom 12. bis 21. Lebensjahr. Erfasst wird, inwiefern die jungen Menschen verbalen oder körperlichen Attacken ihrer Eltern ausgesetzt waren. Zudem gibt es Fragen zur Interaktion mit Gleichaltrigen, kriminellem Verhalten und Sexualität. Abschließend wird der höchste erreichte Bildungsabschluss abgefragt.
Streng erzogene Kinder schlagen später über die Stränge
Die Forscher stellten fest, dass die Kinder, die in der siebten Klasse sehr streng und aggressiv erzogen wurden, zwei Jahre später Gleichaltrige und Freunde oft als wichtiger ansahen als elterliche Regeln. Dies wiederum führe zu einem riskanteren Verhalten in der elften Klasse. Während Mädchen früher sexuell aktiv seien, zeigten Jungen einen größeren Hang zu Kriminalität als moderat erzogene Gleichaltrige. Dies wiederum beeinflusse den Schulerfolg und führe zu höheren Abbruchraten in High School oder College.
"Jugendliche, deren Bedürfnisse nicht durch ihre primären Bezugspersonen erfüllt werden, suchen Bestätigung bei Gleichaltrigen", erklärt Hentges. Das könne zu gesteigerter Aggression, Kriminalität und frühem Sexualverhalten führen - auf Kosten von Langzeitzielen wie einem höheren Bildungsabschluss.
Gewalt in der Erziehung ist auch in Deutschland verbreitet
Überraschend seien diese Zusammenhänge nicht, sagt Holger Ziegler von der Universität Bielefeld. Die Studie bestätige, "dass sich Beschimpfungen und Körperstrafen nicht gedeihlich auf die Entwicklung junger Menschen auswirken". Der Erziehungswissenschaftler hatte 2013 mit einer Umfrage gezeigt, dass Gewalt für viele Heranwachsende in Deutschland noch immer Alltag ist. Fast ein Viertel der Kinder und Jugendlichen wird demnach von Erwachsenen oft oder manchmal geschlagen.