Deutscher Schulpreis 2017 Schule in Niedersachsen räumt den Hauptpreis ab
Der Deutsche Schulpreis ist zum zwölften Mal vergeben worden. Die Auszeichnung möchte Standards für die Schulentwicklung in Deutschland setzen. Die Elisabeth-Selbert-Schule im niedersächsischen Hameln hat den Deutschen Schulpreis 2017 gewonnen.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) überreichte Verantwortlichen der Berufsschule am Montag in Berlin die mit 100.000 Euro dotierte Hauptauszeichnung. Bei einer Festveranstaltung wurden fünf weitere Preise von je 25.000 Euro für herausragende Unterrichtskonzepte vergeben: an die Waldparkschule in Heidelberg, das Gymnasium Kirchheim bei München, die Grundschule Borchshöhe in Bremen, die Europaschule Bornheim in Nordrhein-Westfalen sowie die Deutsche Schule Rio de Janeiro.
In welchen Bereichen werden die Schulen beurteilt?
Der mit insgesamt 265.000 Euro dotierte Schulpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen dieser Art in Deutschland. Wie die Robert-Bosch-Stiftung als Veranstalter mitteilte, haben sich dafür seit dem Start 2006 mehr als 2000 Schulen beworben. Die Jury bewertet sechs Bereiche: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulleben und Schule als lernende Institution.
Beratung durch Sozialarbeiter bringt die Auszeichnung
An der berufsbildenden Elisabeth-Selbert-Schule in Hameln werden knapp 2000 Schüler aus 34 Nationen in Fächern wie Agrarwirtschaft, Gesundheit und Pflege oder Sozialpädagogik unterrichtet. Ein Beratungsteam aus Lehrern, einer Pastorin und einem Sozialarbeiter bietet auch außerhalb des Unterrichts Hilfestellung, egal ob für minderjährige Mütter oder für Geflüchtete. "Durch das dichte Geflecht aus passgenauer pädagogischer Förderung und Fürsorge erzielen die Schüler hier Erfolge, die an anderen Schulen kaum jemand für möglich hielt", hieß es von der Jury des Deutschen Schulpreises 2017.
Das stößt auch bei den Schülern auf Begeisterung. Auf die Frage, was die ESS so besonders mache, antwortet der 21-jährige Hasan im Interview der Jury des Schulpreises: "die pädagogischen Grundwerte der Lehrer". Anders als früher werde er hier wegen seiner ausländischen Herkunft nicht als Kleinkrimineller abgestempelt. Die 17-jährige Belana sagt: "Die Lehrer setzten sich ein, damit wir einen guten Abschluss machen und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben."
Schule versucht, auf jeden einzelnen Schüler individuell einzugehen
"Wir versuchen durch verschiedene Projekte und Programme so auf die einzelnen Menschen einzugehen, dass jeder individuell seinen Weg nehmen kann", sagt die stellvertretende ESS-Leiterin Bremert. "Wir haben ein gutes Förderkonzept. Und wir sind vernetzt mit vielen Einrichtungen in der Region. Die Schüler können so immer wieder rausgehen aus der Schule und sich ausprobieren."
Besonders gut gelinge es der ESS, die vielfältigen Biografien ihrer Schüler zu berücksichtigen, fand die Jury: Neben inhaftierten Jugendlichen werden derzeit 124 junge Menschen mit Fluchterfahrung in Sprachförderklassen unterrichtet und in den Schulalltag integriert.
Eine zentrale Rolle spielen Projekte, die Schule und Beruf verbinden. So werden im fachpraktischen Unterricht Produkte hergestellt, um sie anschließend im Internet zu vertreiben. Die dazu verwendeten Lebensmittel wachsen überwiegend im Schulgarten. So sammeln die Lernenden Erfahrungen mit Anbau und Ernte, Verarbeitung und Lagerung bis hin zu Vertrieb, Vermarktung und Verkauf.