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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Margot von Engelmann-Rohde Die Stewardess mit dem 176-Mark-Lächeln
"Fräulein Margot" von Engelmann-Rohde war 1955 als Flugbegleiterin beim ersten Transatlantikflug von Lufthansa mit an Bord. Beim 60-jährigen Jubiläumsflug nach New York erinnert sich die ehemalige "Miss Wings of the World" im exklusiven Interview an die wichtigsten Stationen ihres Lebens.
Margot von Engelmann-Rohde hat ihre Stewardessenkarriere Hans Bongers zu verdanken. Den designierten Chef der im Jahr 1954 neugegründeten Lufthansa AG lernte sie, damals trotz ihres geringen Alters schon Personalchefin über beinahe 70 Mitarbeiter, während eines Inlandflugs kennen, auf dem Bongers versprach, ihren großen Traum vom Atlantik-Flug wahr zu machen. Und er stand zu seinem Wort: Wenig später flog von Engelmann-Rohde über den Atlantik. Zum allerersten Mal!
"Ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit. Als wir ankamen, waren wir aber total enttäuscht. Der Flughafen Idlewild, der spätere John F. Kennedy Airport, war eine einzige Baustelle, fürchterlich.“ Unvergesslich war allerdings der feierliche Empfang im "Waldorf Astoria". Die damals amerikanischen Piloten der neuen Lufthansa luden die Stewardessen in ihre Familien und zu Landausflügen ein. Erlebnisse, die von Engelmann-Rohde ihr Leben lang in Erinnerung bleiben.
An was sie sich ebenfalls noch genau erinnern kann: "Beim ersten Presseflug am 1. März 1956 war auch der Starjournalist Heinz Schewe von der "Welt" dabei. Er wurde zu meinem größtem Verehrer - wegen meines sogenannten 176-Mark-Lächelns.“ Damit meinte er, dass allein ihr Lächeln die 176 Mark, die in jener Zeit ein Flug von Hamburg nach München kostete, wert sei. Die Kolleginnen merkten sich das, und bei jeder Unannehmlichkeit an Bord bettelten sie von Engelmann-Rohde an, sie solle doch bitte ihr 176-Mark-Lächeln aufsetzen. Vermutlich hat diese Art auch dazu beigetragen, dass sie 1958 zur "Miss Wings of the World" gekürt wurde.
Auf Wolke Sieben
Auch die Liebe ihres Lebens fand von Engelmann-Rohde durch ihre Arbeit über den Wolken, 1963 war das. Ihr späterer Mann arbeitete damals als Diplomat und rechte Hand für den Aga Khan. "Das war Liebe auf den ersten Blick. Wissen Sie, wir haben ja eigentlich den Jetset erfunden. Wenn ich erfuhr, dass irgendwo eine exklusive Party stattfand, habe ich per kurzem Genehmigungsbrief angefragt, ob ich als Gast auf einen anderen Flug kam.
"Für uns waren quasi alle Ziele erreichbar - einfach so." Es wurden viele berauschende Feste in exklusiven Kreisen gefeiert, bis sie 1965 in Grünwald heiratete. "Wir zogen immer dorthin, wo der Chef meines Mannes uns gerade brauchte: drei Jahre in München, danach in Genf und schließlich 27 Jahre bei Paris.“ Ihr privates Highlight war die Geburt ihres Sohnes Cajus, für den sie nach 13 Lufthansa-Jahren mit dem Fliegen aufhörte. "Ich erkenne mich in vielen seiner Handlungen wieder. Er ist mutig. Und den Mutigen gehört die Welt.“
Auf eine Bockwurst über die Berge
Zu den Mutigen zählte sicher auch Bongers, der nicht nur maßgeblich am Erfolg der jungen Lufthansa, sondern auch am Erfolg der jungen Stewardess beteiligt war. Auf der Weltflugkonferenz 1968 in München kam es zum Wiedersehen. "Er erkannte mich schon von Weitem und rief: 'Das ist mein Prototyp einer Hochglanz- Stewardess.' Ich war zu Tränen gerührt.“ Die Stewardessen zeit ist zwar längst vorbei, aber selbst mit 86 Jahren kommt bei von Engelmann-Rohde keine Lange- weile auf. "Wenn doch, rufe ich meine Pilotenfreundin an und wir mieten uns eine 'Ultra Light‘ und segeln über alle Berge nach Zell am See. Zum Bockwurst-Essen.“