Verbraucherschützer warnen Ein Drittel aller Getreideprodukte ist mit Pestiziden belastet
Sie sollen die Pflanzen schützen, können aber unserer Gesundheit schaden. Immer mehr Getreideprodukte sind mit Pestiziden belastet, zeigt ein aktueller Bericht.
Ein Drittel der Getreideprodukte in Europa ist mit Pestizid-Rückständen belastet. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Foodwatch-Bericht. Die Verbraucherorganisation fordert die deutschen Supermärkte deshalb jetzt auf, ihr Sortiment an Brot und anderen Getreideprodukten auf pestizidfreie Produktion umzustellen.
Pestizid-Rückstände in Brot und Haferflocken
Foodwatch wirft den großen deutschen Handelsketten vor, ihre Nachhaltigkeitsversprechen nicht zu erfüllen. Stattdessen gebe es nur Maßnahmen für Obst und Gemüse.
"In ihren Marketingkampagnen propagieren Rewe, Aldi & Co. den Schutz der Umwelt und Biodiversität", erklärt Annemarie Botzki von Foodwatch. "Was die Supermärkte gerne verschweigen: Bei der Herstellung von Brot, Haferflocken und anderen Getreideprodukten kommen oftmals gefährliche Pestizide wie Glyphosat zum Einsatz – mit gravierenden Folgen für Umwelt, Klima und Artenvielfalt."
Denn die Getreideproduktion trägt laut Foodwatch wesentlich zum übermäßigen Pestizideinsatz in Deutschland und der EU bei. Allein auf Weizen und Gerste entfallen demnach 45 Prozent des Pestizideinsatzes in Deutschland und mehr als 60 Prozent der bundesweit gespritzten Fläche.
Allerdings ist es gesetzlich geregelt, wie Pestizide eingesetzt werden dürfen. Innerhalb dieser gesetzlichen Vorgaben sind Rückstände in Produkten aus konventioneller Landwirtschaft erlaubt, erklärt die Verbraucherzentrale. Verwendet ein Landwirt Pestizide, muss er Wartezeiten bis zur Ernte einhalten. In der Regel werden die gesetzlichen Grenzwerte so eingehalten. Zudem sei die Belastung mit Pestizid-Rückständen seit Jahren rückläufig.
Strenge Forderungen an Supermärkte
Foodwatch fordert trotzdem: "Die Supermärkte sollten ihre Marktmacht nutzen und nur noch pestizidfreie Getreideprodukte verkaufen – das würde den Pestizideinsatz in Deutschland auf einen Schlag halbieren", sagt Botzki. "Wenn unser tägliches Brot pestizidfrei wäre, dann wäre das ein Riesenschritt hin zu einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Landwirtschaft."
Supermarktketten hätten die Probleme zwar erkannt und einige entsprechende Kampagnen gestartet. "Lidl-Lebensräume" etwa soll "Menschen für die bedrohte Artenvielfalt sensibilisieren und einen Beitrag für den Schutz der Wildbiene und anderer Nützlinge leisten". Rewe kooperiert mit Umweltorganisationen und druckt das "Pro Planet"-Label mit dem Zusatz "Mehr Artenvielfalt" auf Produkte, deren Herstellung "den Erhalt der Artenvielfalt fördert".
Dennoch: Keines der Handelsunternehmen habe eine Biodiversitätsstrategie, in der auch Getreideprodukte enthalten sind. Deshalb startete Foodwatch jetzt eine Petition, mit der die Einzelhändler aufgefordert werden, bis 2025 nur noch pestizidfrei produzierte Getreideartikel zu verkaufen.
Mehr als ein Drittel der Getreideprodukte enthält Pestizide
Für den Bericht hat Foodwatch Daten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu Pestizidrückständen in Getreide und Getreideprodukten wie Brot analysiert. 837 von insgesamt 2.234 Proben enthalten demnach ein oder mehrere Pestizide. Das sind mehr als ein Drittel (37 Prozent) aller überprüften Lebensmittel. Besonders viele Rückstände gab es in den verarbeiteten Produkten wie Mehl oder Haferflocken.
Die belasteten Proben weisen dem Bericht zufolge insgesamt 1.215 Rückstände von 65 verschiedenen chemischen Pflanzenschutzmitteln auf. Davon überschreiten zwar lediglich 18 Rückstände in 14 Proben die Rückstandshöchstmengen (MRL), jedoch berge die "schiere Zahl verschiedener Pestizide (Pestizid-Cocktail) in den Produkten ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher", warnt Foodwatch.
- Pressemitteilung Foodwatch: "foodwatch-Report: Jedes dritte Getreideprodukt mit Pestiziden belastet –Verbraucherorganisation fordert von Rewe, Aldi & Co pestizidfreies Brot"
- verbraucherzentrale.de: "Pestizid-Rückstände: Welche Lebensmittel sind belastet?"
- foodwatch.org: "The dark side of grain" (auf Englisch)