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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In freier Wildbahn Giraffe mit seltener Mutation entdeckt
Von jeder Regel gibt es eine Ausnahme. Das ist auch in der Natur so und bringt die tollsten Raritäten hervor. Diesmal bei einer Giraffe.
Vor wenigen Wochen meldete ein Zoo im US-Bundesstaat Tennessee die Geburt einer ganz besonderen Giraffe und die Welt staunte über eine bislang unbekannte Mutation. Nun wurde ein weiterer Fall gemeldet, diesmal handelt es sich um eine Beobachtung in freier Wildbahn. Was die beiden jungen Giraffen so besonders macht? Die typische netzartige Musterung fehlt. Die Tiere haben ein durchgehend orangebraunes Fell, das nur an Bauch, Maul und Ohren etwas heller ist.
Das wilde Giraffenkind konnte in einem Privatreservat in Namibia fotografiert werden und ist nach Angaben der Conservation Foundation (GCF) die erste fleckenlose Giraffe, die in der afrikanischen Wildnis gesichtet wurde.
"Noch nie davon gehört"
Florian Sicks, Biologe und Giraffenforscher des Zoos Berlin, findet die braunen Giraffen faszinierend. Denn bekannt waren bislang nur Fälle von Leuzismus, so wird die Defekt-Mutation genannt, die weiße Tiere hervorbringt.
Sicks sagte t-online: "Es gibt aus Afrika sehr wenige Berichte über weiße Giraffen. Die Zoologischen Gärten Berlin unterstützen ein Giraffenschutzprojekt in Tansania. Dort werden 23.000 Giraffen untersucht und es gab unter all den Tieren nur eine weiße Giraffe. Auch in Kenia gibt es vereinzelt und sehr selten Berichte von weißen Giraffen. Von Giraffen ohne Flecken hatten wir noch nie gehört."
Giraffen sind in sieben afrikanischen Ländern ausgestorben
Was die musterlose Färbung verursacht, ist den Forschern noch ein Rätsel. "Das Fehlen der Flecken könnte durch genetische Mutationen oder einen rezessiven Genotyp in einem oder mehreren Genen, die mit dem Muster zusammenhängen, verursacht werden", sagt GCF-Mitbegründer Julian Fennessy. "Aber ohne eine detaillierte genetische Analyse sind das nur Spekulationen."
"Aber vielleicht müssen wir nicht immer für alles eine Erklärung haben. Warum staunen wir nicht einfach über die Wunder der Natur?", sagt Fennessy weiter, denn wie lange werden wir es noch können? "Wenn wir jetzt nicht handeln, werden unsere Enkelkinder vielleicht keine Giraffen mehr in freier Wildbahn sehen können, wenn sie groß sind. Das ist es, was mich wirklich beunruhigt", warnt Fennessy.
Giraffen sind in Gefahr. In sieben afrikanischen Ländern sind die Tiere nach GCF-Angaben schon ausgestorben. Insgesamt existieren nur noch 117.000 Giraffen in Afrika. Zum Vergleich: Es gibt noch etwa viermal so viele Afrikanische Elefanten.
Der Mensch zerstört den Lebensraum
Daher ist es auch fast müßig, darüber zu spekulieren, ob das Fehlen der Flecken die kleine Giraffe aus Namibia gefährdeter für Fressfeinde macht. Denn wir Menschen sind ihre größten Feinde.
Forian Sicks sagt: "Die traurige Wahrheit ist, dass zuletzt zwei von drei weißen Giraffen in Kenia von Wilderern getötet wurden. Das belegt sehr eindrucksvoll, dass die größte Gefahr für Giraffen – ob mit Flecken oder ohne, ob weiß oder bräunlich – immer noch der Mensch ist." Wenn Sie mehr zur Tötung der weißen Giraffen erfahren wollen, klicken Sie hier.
- giraffenconservation.org: "Seeing double – Spotless Giraffe in Namibia" (englisch)
- Gespräch mit Florian Sicks vom Zoo Berlin