Deutsche sind gestresst Erschöpfung im Job: "An sinnloser Arbeit geht man kaputt"
Eine Umfrage zeigt: Die Deutschen sind gestresst und erschöpft. Besonders jüngere Menschen geben vor allem die Arbeit als Stressfaktor an.
Anhaltende und vergangene Krisen, gestiegene Preise und Zukunftsängste: Die vergangenen Jahre waren für viele Menschen nicht einfach. Dazu kommt, dass man neben globalen und eigenen Krisen auch sein Arbeitsleben meistern muss – und das kann mitunter sehr stressig sein.
Wie gestresst und erschöpft sich viele Menschen fühlen, hat das Beratungsunternehmen Auctority in einer Umfrage herausgefunden, die der "Spiegel" exklusiv veröffentlichte. Das Ergebnis: Von den rund 5.000 befragten Deutschen gab jeder Zehnte den Höchstwert an. Gemessen wurde das anhand einer Skala von 0 bis Zehn – Zehn stellt den Höchstwert der Erschöpfung dar.
Insgesamt fühlte sich etwa die Hälfte der Befragten erschöpft, 20 Prozent gaben eine Acht oder Neun auf der Skala und jeder Zehnte, wie oben bereits erwähnt, den Höchstwert an. Nur ein Drittel der Befragten fühlt sich nicht erschöpft, rund jeder Zehnte wählte zudem die Option "teils/teils".
Arbeit ist bei vielen ein großer Stressfaktor
Besonders Menschen zwischen 30 und 49 Jahren fühlen sich ausgepowert. 60 Prozent erklärten in der Umfrage, sich erschöpft zu fühlen. Die Altersgruppen von 18 bis 29 und 50 bis 64 Jahren liegen mit 56 Prozent etwa gleichauf, bei Menschen ab 65 sinkt der Wert auf rund 40 Prozent.
Für die 30- bis 49-Jährigen ist die Arbeit der größte Stressfaktor. Die Arbeitspsychologin Christina Guthier hat die Umfrage wissenschaftlich begleitet. Gegenüber dem "Spiegel" erklärt sie: "Die Arbeitswelt ist unnötig erschöpfend – das sieht man unter anderem daran, dass es ab dem Rentenalter einen Knick gibt, hier sinkt der Erschöpfungswert drastisch." Zudem glaube nur ein "Viertel der Berufstätigen, ihre Erschöpfung wieder loswerden zu können. Das ist ein alarmierender Wert."
Mehr als 40 Prozent der Befragten glauben sogar, dass ihre Erschöpfung in Zukunft noch zunehmen wird. Doch was kann helfen, um diesem Trend entgegenzuwirken? Unter den jungen Menschen zwischen 18 bis 29 Jahren wünschen sich viele ein geringeres Arbeitspensum.
In Büros wird "viel für den Papierkorb gearbeitet"
Guthier erklärt dazu: "Bei Studierenden und anderen jungen Personen fehlt vielleicht ein wenig die Zuversicht. Die erleben, dass eine Krise die nächste jagt. Das Gefühl von Ohnmacht und Bedrohung produziert Stress. Und der wird negativ, wenn man glaubt, die Ursache nicht bewältigen zu können."
Die älteren Befragten wollen vor allem weniger sinnlose Arbeit verrichten. "An sinnloser Arbeit geht man kaputt. Erschöpfung kostet am Ende Produktivität", sagt Andreas Scheuermann von Auctority dem "Spiegel". Vor allem in Bürojobs werde "viel für den Papierkorb gearbeitet".
Neben den Belastungen des Berufsalltags gaben insgesamt 40 Prozent aller Befragten gesundheitliche Beschwerden als Hauptgrund für ihre Erschöpfung an. Rund ein Drittel empfindet die politische Situation als stressig.
- spiegel.de: "Mehr als die Hälfte der Deutschen fühlt sich erschöpft"