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Silvester: Wie schädlich ist Feuerwerk wirklich?


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CO2 und Feinstaub
So schlimm ist Silvester für die Umwelt


Aktualisiert am 31.12.2023Lesedauer: 4 Min.
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Verkaufsstart für Feuerwerk: Aufnahmen zeigen den enormen Andrang vor den Supermärkten. (Quelle: t-online)
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Zu Silvester werden in Deutschland wieder Tausende Raketen und anderes Feuerwerk verschossen. Das hat auch Auswirkungen auf unsere Umwelt.

Der Jahreswechsel 2023/2024 wird vielerorts wieder laut und farbenfroh. Denn zu Silvester gehört für viele Deutsche auch Feuerwerk. Gleichzeitig nahm in den vergangenen Jahren die Kritik an Böllern und Raketen jedoch stark zu. Eine repräsentative Umfrage der Meinungsforschungsagentur pollytix zeigte zuletzt, dass gut 60 Prozent der Deutschen sogar hinter einem Verbot von privatem Feuerwerk stehen würden, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.

Neben Sicherheitsbedenken bestimmen auch die möglichen Umweltauswirkungen die Debatte. Ein Bündnis rund um die Deutsche Umwelthilfe forderte zuletzt sogar eine "Böller-Notbremse" von Innenministerin Faeser (SPD). Auch die deutsche Pyrotechnikindustrie reagiert bereits auf die Kritik der vergangenen Jahre. Die Firma Weco hat angekündigt, dass ihre Feuerwerksprodukte 2023 umweltfreundlicher denn je seien. Doch wie schädlich ist Feuerwerk wirklich für unsere Umwelt?

t-online beantwortet die drängendsten Fragen in Kürze.

Wie viel Feinstaubbelastung geht von Silvesterfeuerwerk aus?

In der Diskussion um die Feinstaubbelastung durch Feuerwerk in der Silvesternacht stößt man schnell auf verschiedene Zahlen. So sollen in nur wenigen Stunden ganze 5.000 Tonnen Feinstaub freigesetzt werden, wie verschiedene Umweltverbände in den vergangenen Jahren immer wieder betonten. Aktuell veröffentlichte Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) zeigen, dass es sich lediglich um rund 1.500 Tonnen handelt.

 
 
 
 
 
 
 

Auf das gesamte Jahr gesehen liegt die Feinstaubbelastung durch Feuerwerk und Pyrotechnik in Deutschland demnach bei 2.050 Tonnen. Das entspricht rund einem Prozent des jährlichen Feinstaubausstoßes in Deutschland.

"Die Partikel aus Feuerwerk sind wasserlöslich und -anziehend. Sie verschwinden schnell aus der Luft", argumentiert Oliver Gerstmeier, Pressesprecher der Firma Weco, auf Anfrage von t-online. Ob diese Argumentation aus Sicht der Wissenschaft Bestand hat, haben wir bei Magdalena Rusan von der Ludwig-Maximilians-Universität in München nachgefragt. Rusan ist dort im Forschungsbereich Chemie tätig und forscht in verschiedenen Projekten zur Toxizität- und Umweltbelastung von Feuerwerk und Pyrotechnik.

"Das Ganze ist etwas komplizierter"

"Das Ganze ist etwas komplizierter, Feinstaub wird ja erst mal nur über die Partikelgröße definiert. Mit der Aussage, dass alle diese Partikel wasserlöslich sind und schnell verschwinden, macht es sich die Industrie hier zu leicht", so Rusan. Die Studienlage sei jedoch noch viel zu dünn, um eine fundierte Aussage über alle Partikel treffen zu können.

"Auf einige der Partikel trifft es mit Sicherheit zu, dass sie sich mit Luftfeuchtigkeit verbinden und dann auch schnell wieder aus der Atmosphäre verschwinden – für wie viele dies gilt, ist Teil unserer Forschung", sagt Rusan. Dass die Wetterlage einen starken Effekt auf die Feinstaubbelastung haben kann, zeigt auch der Bericht des UBA. So sorgte etwa das windige und regnerische Wetter am Neujahrestag 2018 dafür, dass die Tagesgrenzwerte in vielen Städten, im Vergleich zu den Vorjahren, nicht überschritten wurden.

Wie hoch ist die CO2-Belastung an Silvester?

Neben Feinstaub entsteht beim Verbrennen von Feuerwerk zwangsläufig auch Kohlenstoffdioxid (CO2). Für das Klima ist das CO2 besonders schädlich, da es den Treibhauseffekt verstärkt. Durch immer mehr CO2 in der Luft kann immer weniger Wärme ins Weltall entweichen, das wiederum erhöht die Temperaturen auf der Erde.

Die Expertin Rusan hat hierzu eine klare Einschätzung: "Das CO2 ist beim Feuerwerk nicht das Problem." Die ausgestoßenen Mengen seien im Vergleich verschwindend gering. Diese Einschätzung teilt auch das UBA. Die Menge des freigesetzten CO2s belaufe sich auf rund 1.150 Tonnen und macht somit 0,00013 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland aus.

Was ist an dem Feuerwerk 2023 anders?

Nicht nur durch Emissionen setzt Feuerwerk unserer Umwelt zu. Auch die in den Feuerwerkskörpern verbauten Plastikteile haben in den zurückliegenden Jahren zu Belastungen geführt. Deshalb hat sich die Firma Weco im Jahr 2023 zur "radikalen Reduzierung der Plastikanteile" in ihrem Feuerwerk entschlossen, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Damit will der Konzern nach eigenen Angaben "3.500 Tonnen Müll einsparen und wichtige Impulse in den Weltmarkt senden".

In Deutschland wurden vor der Corona-Pandemie pro Jahr rund 40.000 Tonnen Silvesterfeuerwerk verkauft. Zwei Drittel davon blieben am Ende als Müll zurück, wie Jörg Woidasky, Professor für Nachhaltige Produktentwicklung, dem MDR sagte. Neben Plastik fänden sich in herkömmlichen Feuerwerkskörpern auch Pappe, Holz und Ton.

Wird es in Zukunft umweltfreundliches Feuerwerk geben?

Aktuell gibt es kein ökologisches Feuerwerk, so das Fazit des UBA. In Zukunft könnte sich dies jedoch ändern. In Rusans Forschungsbereich wird derzeit dazu geforscht. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen versuchen, bisher verwendete Stoffe durch andere Stoffe zu ersetzen. Diese sollen dann weniger schädlich für Mensch und Natur sein.

"Ob ein Feuerwerk umweltfreundlicher ist, hängt eben nicht davon ab, wie heiß, hell oder laut ein Produkt abbrennt, sondern von den Stoffen, die abgebrannt werden", sagt Rusan im Gespräch mit t-online.

Die Forschung steht hier allerdings erst am Anfang. "Bis tatsächlich nachhaltigere Produkte in die Fertigung gehen könnten, werden mindestens noch fünf Jahre vergehen", so die Einschätzung von Rusan. Auch wenn die ersten Erkenntnisse der Forschung darauf hindeuten, dass nachhaltigere Stoffe verwendet werden können, gibt es keine Garantie dafür, dass dies auch gelingen wird.

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