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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Studie Deutsche Forscher sicher: "Das Virus mutiert fröhlich vor sich hin"
Mittlerweile sind in fast allen Bundesländern Mutationen des Coronavirus nachgewiesen worden. Forscher in Thüringen haben untersucht, welche SARS-CoV-2-Varianten es hierzulande gibt – und wie viele noch folgen könnten.
Meldungen über die sich ausbreitenden Corona-Mutationen in Deutschland verunsichern aktuell viele Menschen. Ein Forscherteam aus Thüringen hat untersucht, wie hoch das Potenzial des Coronavirus ist, Mutationen zu bilden – und nun neue Erkenntnisse dazu veröffentlicht.
Forscher spüren mutierte Varianten auf
Wissenschaftler am Universitätsklinikum Jena haben Coronavirus-Proben aus verschiedenen Regionen Thüringens sequenziert, um genetische Veränderungen des Virus festzustellen. In ihrer Untersuchung verglichen die Forscher diese Proben mit 10.000 Genomen aus der gesamten Bundesrepublik, Europa und weltweit. Diese Genome des Coronavirus wurden online von renommierten Wissenschaftlern aus der ganzen Welt zur Verfügung gestellt.
Als Genom oder auch Erbgut des Virus werden alle Erbinformationen eines Viruspartikels bezeichnet.
In den Stichproben befanden sich auch die in Großbritannien, Südafrika und Brasilien verbreiteten Mutationslinien, für die ein höheres Ansteckungspotential und eine schwächere Immunantwort vermutet werden.
Coronavirus SARS-CoV-2 hat großes Mutationspotenzial
Das Ergebnis der vorläufigen Studie: Das Genom des Coronavirus SARS-CoV-2 ist besonders groß. Nach Angaben der Uniklinik Jena ist es mit etwa 30.000 Basen das größte bekannte Genom aller RNA-Viren. Bei der Teilung und somit der Vermehrung der Viruszellen wird jedes Mal die Erbinformation des Virus kopiert. Dabei entstehen Fehler, die zu Mutationen führen können.
Zu erwarten sind dem Forschungsteam zufolge etwa 23 SARS-CoV-2-Mutationen pro Jahr. "Das Virus verändert sich, wie es statistisch zu erwarten ist: Es mutiert fröhlich vor sich hin", sagte Studienleiter Christian Brandt vom Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene. Die Proben aus Deutschland ließen sich derzeit acht Hauptlinien des Coronavirus zuordnen.
Über die Eigenschaften dieser Virusmutanten ist bislang wenig bekannt. Generell ist eine hohe Anzahl an Virusvarianten nicht ungewöhnlich, da Viren ständig mutieren. Die Mutationen sind aber nicht immer gefährlicher oder ansteckender als das ursprüngliche Virus.
Weitere Sequenzierungen sind nötig
Eine weitere Prognose der Wissenschaftler ist, dass sich die hochfrequenten Virusvarianten aus Brasilien, Großbritannien und Südafrika noch weiter in Deutschland ausbreiten werden. Um wirksam dagegen vorgehen zu können, sei es von hoher Bedeutung, die Entwicklung der Situation im Blick zu behalten.
"Umso wichtiger ist bei den derzeitigen Inzidenzen eine engmaschige molekulargenetische Überwachung des Infektionsgeschehens", betonte Prof. Dr. Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Pressemitteilung des Universitätsklinikums Jena
- Eigene Recherche