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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einer will in den Bundestag Das machen die bekannten Corona-Experten heute
In der Corona-Krise war ihre Expertenmeinung gefragt – womit beschäftigen sich die prominenten Virologen und Epidemiologen heute?
Während der Corona-Pandemie waren Experten wie Christian Drosten, Lothar Wieler oder Viola Priesemann beinahe täglich in den Medien präsent. Sie führten Interviews, hatten TV-Auftritte und nahmen wöchentliche Podcast-Folgen über das Virus und seine Erkrankung auf. Heute hört man von den einstigen Corona-Forschern nur noch selten. Ein Überblick, womit sie sich aktuell beschäftigen.
Drosten, Streeck und Co.: Das machen die Corona-Experten heute
Prof. Dr. Christian Drosten zählt zu den führenden Corona-Experten Deutschlands. Seit 2017 ist er Professor, Lehrstuhlinhaber und Institutsdirektor an der Charité in Berlin. Sein Forschungsschwerpunkt sind weiterhin neu auftretende Infektionskrankheiten. Wie kürzlich bekannt wurde, ist Drosten Mitglied des neuen Expertenrats "Gesundheit und Resilienz". Dieses Fachgremium soll die Bundesregierung zu wichtigen Gesundheitsfragen beraten.
Derzeit ist Drosten wegen eines Gerichtsprozesses in den Schlagzeilen. Vor dem Amtsgericht Waren schilderte er seine Wahrnehmung eines Vorfalls im Juni 2022, als er auf einem Campingplatz in Mecklenburg-Vorpommern massiv verbal angegriffen wurde. Mehr dazu lesen Sie hier.
Prof. Dr. Hendrik Streeck ist weiterhin Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn. Während der Pandemie war er auch Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung. Bekannt wurde der Virologe, als er im Frühjahr 2020 bis dahin neue Corona-Symptome entdeckte: den Verlust des Geruch- und Geschmackssinns. Nun ist er neben Drosten Teil des neuen Expertenrats "Gesundheit und Resilienz".
Im November 2023 kündigte Streeck zudem an, sich bei der Bundestagswahl 2025 für die CDU im Wahlkreis Bonn für ein Bundestagsmandat bewerben zu wollen. Nach eigenen Angaben ist er bereits Anfang 2017 in die Partei eingetreten. Die Corona-Pandemie habe Probleme mit der Debattenkultur in Deutschland offenbart, das habe ihn motiviert, für ein politisches Mandat zu kandidieren, erklärte der Professor der "Ärztezeitung" zufolge.
Prof. Dr. Melanie Brinkmann ist seit 2018 Professorin am Institut für Genetik an der Technischen Universität Braunschweig. Dort repräsentiert sie den Forschungsschwerpunkt "Infektionen und Wirkstoffe". Brinkmanns Spezialgebiet vor der Pandemie waren Herpesviren und deren Auswirkung auf das Immunsystem. Mittlerweile ist sie zu dieser Forschung zurückgekehrt und lehrt an der Universität.
Während der Pandemie war die Virologin stellvertretende Vorsitzende des Corona-Expertenrats der Bundesregierung.
Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann ist seit 2010 Leiter der Abteilung "System Immunologie" am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und entwickelte während der Pandemie mathematische Modelle, um die Krankheit und ihre Ausbreitung schneller und besser zu erforschen. Seit Herbst 2023 ist der Physiker zudem Teil des in Niedersachsen neu geschaffenen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz und kausale Methoden in der Medizin (CAIMed).
Prof. Dr. Viola Priesemann wurde im Zuge der Pandemie durch ihre Modellierungen des Infektionsgeschehens bekannt. Die Physikerin forscht nach wie vor an lebenden neuronalen Netzen und leitet eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation. Dabei will sie laut einem NDR-Bericht herausfinden, wie sich Milliarden von Neuronen so koordinieren, dass schlussendlich ein zusammenhängender Gedanke entstehen kann.
Ihre mathematischen Methoden halfen während der Corona-Pandemie, das Virus besser zu verstehen. Denn so wie sich in einem neuronalen Netz wie in einem Gehirn Aktivitäten ausbreiten, so kann sich auch ein Virus in einer Gesellschaft verbreiten.
Prof. Lothar Wieler war von 2015 bis 2023 Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). In dieser Funktion beriet er die Bundesregierung und die Landesregierungen bei der Eindämmung der Corona-Pandemie. Auf eigenen Wunsch verließ der Veterinärmediziner und Mikrobiologe das Institut, um sich laut RKI "neuen Aufgaben in Forschung und Lehre" zu widmen.
Wieler wechselte zum Hasso-Plattner-Institut, ein privat finanziertes IT-Institut in Potsdam. Dort ist er Sprecher des Digital Health Clusters und Leiter des Fachgebiets Digital Global Public Health.
Prof. Dr. Gérard Krause war vor Corona am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig tätig. Dort leitete er die Abteilung für Epidemiologie. Nach Ausbruch der Pandemie leitete er eine Antikörperstudie, um die Entwicklung des Virus zu beobachten und entwickelte digitale Systeme wie "Sormas", das den öffentlichen Gesundheitsdienst bei der Pandemiebekämpfung unterstützte.
Im März 2023 gab es bei Krause berufliche Veränderungen. Mittlerweile arbeitet er einem NDR-Bericht zufolge bei der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf. Er leitet dort die Abteilung "Surveillance Systems", die Frühwarn- und Erhebungssysteme für Infektionskrankheiten entwickelt, um künftig besser auf Epidemien vorbereitet zu sein.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- aerztezeitung.de: "Virologe Streeck will für die CDU in den Bundestag"
- rki.de: "Prof. Lothar H. Wieler verlässt das Robert Koch-Institut"
- ndr.de: "Was machen Niedersachsens Corona-Forschende heute?"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa