Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geld vom Staat für Wärmepumpen Was viele bei der Förderung unterschätzen
In diesen Tagen erhalten die ersten Wärmepumpenbesitzer die neue Heizungsförderung. Viele unterschätzen dabei, wie viel Geld es wirklich gibt.
Grundförderung, Effizienzbonus, Klimageschwindigkeits-Bonus, Einkommensbonus – es gibt viele Fördermöglichkeiten für eine neue Heizung. Ende Oktober landet nun erstmals Geld aus dem Fördertopf der Bundesregierung bei den Eigentümern. Doch bei vielen herrscht weiter Unsicherheit: Mit wie viel Geld kann ich rechnen? Wie läuft der Prozess überhaupt ab? Und welche Fehler gilt es zu vermeiden?
Zum Start der Auszahlungsphase sprach t-online darüber mit Jasper Honig, Leiter Förderungen beim Wärmepumpenanbieter Aira. Er meint: Die Höhe und Einfachheit der Förderungen werde von den meisten Bürgern unterschätzt. Alle Aira Kunden kämen für die Förderung infrage, der Großteil erhalte eine Förderung von 55 Prozent, ein Viertel sogar die höchstmögliche Förderung von 70 Prozent. Trotzdem sei von den 12 Milliarden Euro im Topf erst rund eine Milliarde Euro abgerufen.
Wie Sie an den Zuschuss kommen, welche Fallstricke es dabei zu beachten gilt und mit welchen Tricks Sie das meiste aus der Förderung herausholen, erklärt der Experte im Interview.
t-online: Herr Honig, was ist der erste Schritt, wenn ich eine Wärmepumpe einbauen und von der neuen Heizungsförderung profitieren möchte?
Jasper Honig: Früher musste man erst den Antrag stellen, bevor man den Installateursbetrieb beauftragen konnte. Heute ist das umgekehrt. Das heißt, Sie lassen zunächst den Installationsbetrieb kommen. Der Fachhandwerker macht dann vor Ort das Aufmaß, berechnet die Heizlast und damit auch die richtige Größe der Wärmepumpe. Anschließend bekommt der Kunde eine sogenannte BzA-Nummer, bei der seine Adresse und die voraussichtlichen Kosten der Umrüstung hinterlegt sind, und stellt damit dann den Antrag bei der KfW.
Ein Energieberater ist dafür nicht nötig?
Wer es sehr genau haben will, kann auch einen Energieberater zurate ziehen. Das ist aber kein Muss, da bei einem einfachen Heizungstausch ohne größere Sanierungsmaßnahmen die – oftmals kostenlose – Beratung durch den Installationsbetrieb ausreichen sollte. Das Geld können Sie sich also sparen.
Wäre es nicht besser, ich könnte wie früher erst den Förderantrag stellen und dann den Handwerker beauftragen?
Das Problem bei der vorherigen Bafa-Förderung war, dass beim zuständigen Bundesamt ganz viele Leeranträge eingingen. Immer wenn eine Förderung auslief, haben die Leute auf Verdacht Anträge eingereicht, die Mittel mitunter aber gar nicht abgerufen. Um das zu vermeiden, muss jetzt zwingend ein Kaufvertrag vorliegen, bevor Sie die Förderung beantragen können.
Und wie lange dauert es dann bis zur Zusage?
Die kommt sofort. Früher kam es vor, dass man nach der Antragstellung noch mal bis zu zwölf Wochen warten musste, bis die Zusage endlich per Brief kam. Jetzt läuft das rein digital und Sie erhalten die Zusage in dem Moment, in dem Sie auf "Abschicken" drücken. Das ist eine große Verbesserung für die Kunden.
Zur Person
Jasper Honig arbeitet seit August 2023 beim Wärmepumpenanbieter Aira, wo er für die Förderungen der Kunden verantwortlich ist. Zuvor hat er drei Jahre lang als Produktmanager beim Heiztechnikhersteller Viessmann gearbeitet.
Nehmen wir an, ich habe die Zusage für die Förderung bekommen: Bis wann muss ich mit der Umrüstung fertig sein?
Nach der Förderzusage haben Sie drei Jahre Zeit, das Projekt umzusetzen. Wichtig ist, dass Sie wirklich erst dann loslegen, nachdem die Zuschusszusage vorliegt. Und es gilt noch eine Frist zu beachten: Sobald Ihnen die letzte Rechnung ausgestellt wird, haben Sie ab dem Rechnungsdatum sechs Monate Zeit, die Unterlagen bei der KfW einzureichen.
Kann mir die KfW auch eine Absage erteilen?
Das ist sehr unwahrscheinlich. Wenn Sie nicht förderfähig wären, hätte Ihnen das der Fachhandwerker oder Energieberater bereits gesagt. Wichtig ist, dass Ihre Immobilie älter als fünf Jahre ist. Andernfalls gilt sie als Neubau und kann nicht gefördert werden.
Und: Während die Basisförderung von 30 Prozent und der Effizienzbonus von 5 Prozent, sofern zutreffend, für alle Antragsteller gelten, müssen Sie für zusätzliche Boni wie den Klima-Geschwindigkeits-Bonus (20 Prozent) oder den einkommensabhängigen Bonus (30 Prozent) im Grundbuch stehen, das Haus oder die Wohnung selbst bewohnen und zum Zeitpunkt der Antragstellung auch dort gemeldet sein.
Gut zu wissen
Der Bund fördert nicht nur die Umrüstung auf Wärmepumpen. Auch Fernwärme, solarthermische Anlagen, Biomasseheizungen und Elektrodirektheizungen können bezuschusst werden. Gleiches gilt für Hybridheizungen, die eine Wärmepumpe oder Solarthermieanlage mit einem Holzkessel kombiniert.
Gibt es andere Fallen, in die ich tappen kann?
Der häufigste Fehler ist, die Förderung zu unterschätzen. Dadurch, dass es nun auch einen Einkommensbonus gibt, ist sie nicht nur digitaler, sondern auch sozialer geworden. Ein Viertel unserer Kunden bekommt die Höchstförderung von 70 Prozent. Da bei einem Einfamilienhaus maximal 30.000 Euro an Investitionskosten berücksichtigt werden können, sind bis zu 21.000 Euro drin. Sie bekommen also einen Großteil des Preises wieder zurück.
Das Geld muss ich aber zunächst vorstrecken, oder?
Genau, den Zuschuss überweist Ihnen die KfW erst, wenn die Umrüstung beendet und die Rechnung beglichen ist. Das ist ein Problem. Betriebe wie Aira, die es sich leisten können, bieten deshalb immer häufiger eigene Finanzierungsangebote an. Hier reicht zur Auszahlung dann schon die Begleichung der ersten Rate, was den Zugang zu der Technologie enorm erleichtert. Bei der KfW selbst gibt es zwar auch einen fast zinsfreien Ergänzungskredit, wenn Ihr zu versteuerndes Haushaltsjahreseinkommen unter 90.000 Euro liegt. Es gibt aber einen Haken: Das Produkt muss von Ihrer Hausbank angeboten werden. Das machen aber längst nicht alle.
Förderszenario | 55 Prozent Förderung | 70 Prozent Förderung |
---|---|---|
Haushalt | Zwei-Personen-Haushalt, 115 qm Reihenhaus von Anfang 2000er-Jahre, Austausch über 20 Jahre alter Gasheizung | Ein-Person-Haushalt, 160 qm Doppelhaushälfte aus den 1920er-Jahren (saniert und gedämmt), Austausch Ölheizung |
System-Anforderungen | 6 kW Monoblock Wärmepumpe mit R290 Kältemittel, 100 Liter Warmwasserspeicher und 40 Liter Pufferspeicher inkl. weiterer Bauteile und Installation | 8 kW Monoblock Wärmepumpe mit R290 Kältemittel, 200 Liter Warmwasserspeicher und 100 Liter Pufferspeicher inkl. weiterer Bauteile, Installation und Zusatzleistungen wie Heizkörperwechsel und Öltankentsorgung |
Förderung | Grundförderung (30 Prozent), Klima-Geschwindigkeits-Bonus (20 Prozent), Effizienzbonus (5 Prozent) | Grundförderung (30 Prozent), Klima-Geschwindigkeits-Bonus (20 Prozent), einkommensabhängiger Bonus (30 Prozent), Effizienzbonus (5 Prozent) |
Preiskalkulation | 22.900 Euro Wärempumpen-System + 4.351 Euro Mehrwertsteuer = 27.251 Euro; 55 Prozent Förderung = 14.988 Euro | 25.790 Euro Wärmepumpen-System + 4.900 Euro Mehrwertsteuer = 30.690 Euro; 70 Prozent* Förderung = 21.000 Euro |
Endpreis | 12.263 Euro | 9.690 Euro |
*Die Förderung ist auf maximal 70 Prozent Zuschuss gedeckelt. Es werden Investitionskosten von maximal 30.000 Euro für die erste Wohneinheit berücksichtigt, man erhält also maximal 21.000 Euro.
Welche Tipps haben Sie für Verbraucher, um das Maximum aus der Förderung herauszuholen?
Wenn die maximal förderfähigen Kosten noch nicht ausgereizt sind, empfehlen wir immer, etwas höhere Ausgaben anzugeben, als im Angebot des Handwerkers steht. Dann hat man Spielraum, wenn zum Beispiel unvorhergesehene Elektroarbeiten erforderlich werden. Denn Sie können zwar die Summe der förderfähigen Kosten nachträglich nach unten korrigieren, aber nicht nach oben. Manchmal kann es sich auch lohnen, noch ein wenig zu warten, um zusätzlich zur Grundförderung und zum Effizienzbonus den Geschwindigkeitsbonus zu kassieren. Den gibt es für funktionsfähige Gas-Zentralheizungen und Biomasseheizungen nämlich nur, wenn diese mindestens 20 Jahre alt sind.
Die Wartezeit sollte aber vermutlich keine drei Jahre betragen ...
Nein. Wenn die Heizung erst 2027 alt genug wird, würde ich es nicht darauf ankommen lassen. Die Förderung war noch nie so gut wie jetzt und wird auch nicht noch mal so hoch sein. Gerade wenn es einen Regierungswechsel geben sollte, weiß man nicht, welche Regeln danach gelten. Als Faustregel würde ich also sagen: Warten Sie maximal ein halbes Jahr.
Der Auszahlungsprozess für die Zuschüsse ist jetzt gestartet. Erstmals sollen Antragsteller Ende Oktober Geld erhalten. Wenn ich jetzt die letzte Rechnung einreiche, wie lange muss ich dann auf mein Geld warten?
Die KfW geht davon aus, dass sie innerhalb von zwei bis fünf Wochen zahlen können. Das wäre deutlich schneller als früher, wo Kunden häufig vier Monate warten mussten. Wir haben in dieser Woche die ersten Auszahlungsbescheide unserer Kunden erhalten und freuen uns berichten zu können, dass dieser Zeitraum bisher wie versprochen eingehalten wird.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Honig.
- Interview mit Förderexperte Jasper Honig
- Aira-Berechnungen zu möglichen Förderszenarien