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"Deutschland hinkt hinterher": Neuer Anbieter macht Testamente einfacher


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Neue Lösung für Testamente
"Deutschland hinkt hinterher"


07.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Alles noch analog: Die Amtsgerichte in Deutschland bieten keine digitalen Lösungen, um den eigenen Nachlass zu organisieren. (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
Alles noch analog: Die Amtsgerichte in Deutschland bieten keine digitalen Lösungen an, um den eigenen Nachlass zu organisieren. (Symbolbild) (Quelle: Monika Skolimowska/dpa)
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Testament, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht – viele Menschen scheuen sich, für ihren Tod vorzusorgen. Ein neues Portal will es ihnen leichter machen.

Es braucht nicht viel, damit ein Testament gültig ist: Ist es handschriftlich verfasst, unterschrieben und mit Datum versehen, reicht mitunter sogar ein Bierdeckel. Oder ein eher lieblos wirkender Zettel, abgerissen von einem Brauereiblock, der normalerweise für die Bestellungen in einer Dorfkneipe genutzt wird. Letzteren hatte ein Gastwirt aus Niedersachsen hinterlassen – zwischen unbezahlten Rechnungen hinter der Theke seiner Kneipe. Darauf zu lesen: "BB kriegt alles."

BB, das stehe zweifellos für die Lebensgefährtin des Verstorbenen, urteilten die Richterinnen und Richter am Oberlandesgericht Oldenburg. Denn mit diesem Spitznamen habe er sie über Jahrzehnte angeredet. Und auch sonst sei an dem Testament nichts zu beanstanden. Die vier Nichten und Neffen des Wirts gingen leer aus.

Testament besser verwahren lassen

Nun ist allerdings nicht jede Erbangelegenheit mit einem Satz zu regeln. Und auch wenn selbst ungewöhnliche Fundorte und Schriftträger vor Gericht Bestand haben können – besonders sicher ist dieses Vorgehen nicht. Schließlich hätte der Zettel inmitten der Rechnungen nie gefunden werden können. Mitunter kommt es auch vor, dass enterbte Verwandte ein Testament kurzerhand verschwinden lassen (mehr dazu hier).

Um all dem vorzubeugen, können Erblasser ihren letzten Willen hinterlegen. Das Testament wird dann beim Nachlassgericht verwahrt und im Zentralen Testamentsregister eingetragen. Nun kommt eine weitere Möglichkeit hinzu: Auf der Plattform hinterlegungsstelle.de können Sie Vorsorgedokumente digital erstellen und anschließend treuhänderisch aufbewahren. Die Plattform bietet damit die bisher einzige Alternative zur Verwahrung beim Amtsgericht.

So funktioniert die Hinterlegung

"Testamente zu hinterlegen, ist in Deutschland relativ kompliziert. Das wollen wir vereinfachen, indem wir die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen und den Prozess zentralisieren", sagt Kai Sauerwein, Gründer von hinterlegungsstelle.de, t-online. Neben Testamenten lassen sich über das Portal auch andere Vorsorgedokumente wie Patientenverfügungen, Vollmachten, Betreuungsverfügungen und Nachlassverzeichnisse aufbewahren. "Andere Länder bieten längst digitale Lösungen an, Deutschland hingegen hinkt hinterher", so Sauerwein. "Diese Lücke wollen wir schließen und an dieser Stelle Vorreiter sein."

Über einen Generator lassen sich auf der Plattform Testamente mit wenigen Klicks erstellen. Alternativ können Sie Vorlagen herunterladen – kostenlos und ohne Registrierung. Geld verdient hinterlegungsstelle.de, wenn die Kunden Testamente und Nachlassverzeichnisse hinterlegen und wenn sie weitere Fragen haben – beispielsweise zu Konsequenzen bei der Erbschaftsteuer. "Dann stehen Ihnen Anwälte zur Verfügung, mit denen Sie online einen Termin ausmachen können", sagt Markus Ross, Mitgründer und Geschäftsführer.

Dokumente lassen sich schneller ändern

"Ist das Testament unterschrieben, schicken Sie es uns im Original zusammen mit einem Auftragsformular zu, wir bearbeiten den Auftrag dann und senden Ihnen Ihre persönliche Verwahrkarte zu. Das Dokument wird daraufhin sicher bei uns im Tresor hinterlegt, was bei Amtsgerichten nicht zwingend der Fall ist", erklärt Ross. Nachträgliche Änderungen seien mittels Passwortes und per Post möglich. "Beim Amtsgericht müssen Sie persönlich vorstellig werden und zahlen wieder die volle Gebühr. Bei uns kosten Änderungen nur etwa die Hälfte."

Ein weiterer Vorteil der zentralisierten Lösung: Sie erhalten Dokumente schneller zurück, wenn Sie umziehen und sich damit auch das zuständige Amtsgericht ändert. "Normalerweise müssten Sie bei Änderungswünschen sonst persönlich zum bisherigen Amtsgericht an Ihrem alten Wohnort reisen und den Hinterlegungsschein vorlegen. Das fällt bei uns weg", sagt Sauerwein.

Ginge es nach ihm, ließe sich der Prozess sogar noch stärker digitalisieren. "Wir sind der erste und einzige Anbieter, bei dem Sie digitale Nachlassdokumente als NFT in der Blockchain hinterlegen können. Das ist aber bisher nur eine Spielerei. Rechtskräftig ist ein solches Testament in Deutschland leider noch nicht."

Verwendete Quellen
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