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Die totale Überwachung – auch bald bei uns?


Kamera-Kontrolle und Social Scoring
Totale Überwachung – erst in China, bald bei uns?

Beim Schwarzfahren erwischt? Oder stundenlang Computerspiele gezockt? Was wäre wenn ein Algorithmus unser Verhalten ständig überwacht und bewertet? Was in China 2020 Wirklichkeit werden soll, könnte auch nach Deutschland kommen.

11.12.2017|Lesedauer: 3 Min.
t-online, Christina zur Nedden
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Bonuspunkte für Bio-Shopping, Abzug für illegale Downloads. In der Science-Fiction Serie „Black Mirror” sind dies düstere Zukunftsszenarien, in China bald Realität. Bis 2020 plant der totalitäre Staat ein umfassendes "Social Credit System" aufzubauen, dass jedem Bürger eine Bewertung verpasst. Wer viele Punkte sammelt, darf sich über günstigere Kredite und bessere Karrieremöglichkeiten freuen. Jene mit niedrigem Punktekonto werden bestraft, kriegen schlechtere Jobs, ihre Kinder gehen auf schlechtere Schulen und sie werden sozial geächtet.

Protest gegen Videoüberwachung auf dem Berliner Bahnhof Südkreuz.Vergrößern des Bildes
Protest gegen Videoüberwachung auf dem Berliner Bahnhof Südkreuz. (Quelle: imago-images-bilder)

40 Pilotprojekte gibt es bereits, darunter auch ganze Städte, wie das ostchinesische Rongcheng, die nach dem Prinzip funktionieren. Dort wird der Punktestand von besonders vorbildlichen Bürgern bereits auf einer öffentlichen Tafel ausgestellt. In drei Jahren soll das System landesweit eingeführt werden.

Soziales Rating: Menschen werden wie Firmen eingestuft

Viele Daten kommen vom chinesischen Staat, aber auch von Chinas Internetriesen. Sie werden zentral zusammengeführt und ausgewertet. Jeder von Chinas 1,3 Milliarden Bürgern bekommt ein Punktekonto, das öffentlich zugänglich ist. Dieser Bürger-Score ergibt sich aus der Überwachung des sozialen Verhaltens einer Person: Wofür sie ihr Geld ausgibt, wie regelmäßig sie Rechnungen bezahlt, bis hin zu ihrer sozialen Interaktion. Zu Beginn steht das Sozialkreditkonto bei 1000 Punkten, je nach Verhalten werden die Menschen in Kategorien eingeteilt: „AAA“ ist die beste, „D“ die schlechteste. Der Score wird zur Grundlage für die Vertrauenswürdigkeit dieser Person. Eine Art Rating-Agentur für den Menschen also.

Schon heute gilt das Überwachungssystem in Chinas Städten als das größte der Welt. Dabei werden die Live-Bilder von Tausenden von Kameras per Gesichtserkennung von Künstlicher Intelligenz durchsucht. BBC-Reporter John Sudworth hat ausprobiert, wie lange er sich als "Verdächtiger" unerkannt durch eine Stadt bewegen kann, bevor ihn das System erkennt.

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Bonitätsprüfung via Facebook und Twitter

Dank der strengen Datenschutz-Auflagen scheint so ein massives Überwachungsprogramm hierzulande undenkbar. Doch das kann sich schnell ändern. Theoretisch wäre es möglich, dass zusätzlich zur Schufa-Auskunft auch Daten aus sozialen Netzwerken für die Bonitätsprüfung herangezogen werden. Jeder hat heute schließlich mehrere Profile in den sozialen Medien.

2013 vergab die Schufa einen Auftrag zur Auswertung sozialer Daten an das Hasso-Plattner-Institut. Es sollte herausfinden, wie sich Daten aus Facebook, Twitter und Co. für die Bonitätsprüfung nutzen lassen. Das Projekt wurde jedoch vorzeitig beendet, da Datenschützer protestieren und die Schufa ihren Ruf nicht verschlechtern wollte.

Nachts einkaufen gibt Punktabzug

Ein flächendeckendes Social-Scoring-System gibt es in Deutschland (noch) nicht. Trotzdem überprüfen viele Unternehmen Daten ihrer Kunden, um einzuschätzen, ob diese für die Waren auch zahlen können. Die Risikoüberprüfung übernehmen Drittanbieter wie „RatePay“. Das Hamburger Unternehmen hat sich auf die Prüfung bei Ratenzahlung und Rechnungskauf für Händler im Internet spezialisiert. Bestellt ein Kunde im Internet wird anhand von Wohnort, Geburtsdatum und Uhrzeit der Bestellung gecheckt, ob er vertrauenswürdig und vor Allem zahlungsfähig scheint. Dabei kann sich die Einschätzung zum Beispiel verschlechtern, wenn der Kunde mitten in den Nacht bestellt hat oder in einer sozial schwachen Gegend lebt. Bestimmten Kunden wird nach der Auswertung nur Sofortüberweisung angeboten.

Der Social-Scoring Markt in Deutschland wächst, denn die Bewertung von Nutzerdaten in sozialen Netzwerken ist für Banken interessant. Daten, die eine Rolle spielen könnten wären zum Beispiel Ihre Freundesliste. Denn bereits über die Anzahl Ihrer Freunde und die Konstanz Ihrer Freundesliste lassen sich Rückschlüsse auf Ihre Bonität ziehen. So wertet das Hamburger Unternehmen „Kreditech“ Menschen mit einer konstanten Anzahl an Kontakten in Facebook als kreditwürdiger, da sie zuverlässiger seien. Auch ist es vorstellbar, dass weniger solvente Freunde einen negativen Einfluss haben könnten. „Kreditech“ sitzt zwar in Hamburg, ist aber vor Allem im Ausland aktiv.

Fazit: Auf persönliche Daten achten

Der Grünen-Politiker und Datenschützer Malte Spitz warnt, dass die Datengrundlage für ein Sozialkredit-System in Deutschland gegeben ist. Sie lagert nur nicht an einem Ort und ist nicht in der Hand eines Staates oder Unternehmens. Werden Daten, wie in China irgendwann zentral gesammelt, ist es besser wenn nicht zu viele persönliche Daten im Netz zu finden sind raten Verbraucherschützer. Checken Sie also lieber zweimal ihre Privatsphäre-Einstellungen auf Facebook, WhatsApp und Co.

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