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Bundespräsident Steinmeier mahnt: Soziale Medien sind Gefahr für Demokratie


Regeln angemahnt
Steinmeier: Soziale Medien Gefahr für Demokratie

Von dpa
Aktualisiert am 01.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einer Veranstaltung in der Reihe "Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie".Vergrößern des Bildes
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einer Veranstaltung in der Reihe "Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie". (Quelle: Wolfgang Kumm/dpa./dpa)
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Der Sturm auf das Kapitol in Washington hat es gezeigt: Die sozialen Medien können auch zum Angriff auf die Demokratie genutzt werden. Und diese Attacke war nur die Spitze eines Eisbergs. Für Bundespräsident Steinmeier ergeben sich daraus ein paar klare Rückschlüsse.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Demokratien dazu aufgerufen, ihre Werte und Errungenschaften gegen Angriffe durch soziale Medien zu verteidigen. Dazu forderte er auch klare Regeln für die Betreiber von Internetplattformen.

"Die Demokratien der Welt müssen ihre Verfasstheit auch im Digitalen sichern, gegen Feinde von innen wie außen", sagte Steinmeier am Montag in Berlin in der elften Folge seiner Reihe "Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie".

Die großen Plattformbetreiber hätten sich gegen Kontrolle und gegen ihre eigene Verantwortung für den öffentlichen Raum, den sie mit ihrer Infrastruktur geschaffen haben, lange gewehrt. Probleme habe man relativiert oder kleingeredet, keinerlei Haftung für Inhalte übernommen, kritisierte Steinmeier. "Regulierung wurde lange zum Feind der Freiheit erklärt. Das Gegenteil ist der Fall: Damit Freiheit und Demokratie gewahrt bleiben, braucht es Regeln."

Europa darf nicht auf die USA warten

Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margrethe Vestager, betonte, das Problem werde in vielen Staaten Europas diskutiert. Es gebe das Gefühl, "dass wir die Kontrolle zurückgewinnen müssen". Da es ein globales Phänomen sei, brauche man einen gemeinsamen europäischen Ansatz und keinen "Flickenteppich". "Das würde es uns ermöglichen, Druck auszuüben für die Verabschiedung eines globalen Standards. Ich denke, dass wir hier zusammen mit den Amerikanern eine Führungsrolle einnehmen, ein Bündnis der Demokratien schaffen könnten."

Allerdings dürfe Europa nicht auf die USA warten. "Es ist sehr wichtig, dass wir in Europa jetzt voranschreiten, dass wir Druck machen", sagte Vestager. Steinmeier ging davon aus, dass dieses Regulierungsvorhaben "sicherlich ein wichtiger Bestandteil bei der Neuaufstellung der transatlantischen Beziehungen sein wird".

Steinmeier verweist auf Attacken auf US-Wahlen

Der Bundespräsident stellte klar: "Wenn es um die Sache der Demokratie geht, ist die digitale Revolution beides – Fluch und Segen, Chance und Gefahr." Er verwies auf die digital befeuerten Angriffe gegen die Demokratie rund um die US-Wahlen auf der einen Seite und die digital vernetzten Demonstrationen für die Demokratie in Russland und Belarus auf der anderen Seite.

Den direktesten Zugang zu den Menschen hätten heute die sozialen Medien. Deren werbefinanziertes Geschäftsmodell verlange Aufmerksamkeit um fast jeden Preis. Und nichts binde Menschen offenbar so an ihre Geräte wie Erregung und Empörung, Angst und Wut, sagte der Bundespräsident. Dies nutzten die Algorithmen aus - auch dann, wenn es um Politik und das öffentliche Wohl gehe. "Wenig gelten dabei die Werte, auf denen unsere Demokratien gebaut sind: Respekt, Wahrheit und Zivilität, Vernunft, Fakten und Verantwortungsgefühl."

"Die sozialen Medien prämieren viel zu oft die schnelle Lüge – auf Kosten von Vernunft und Wahrheit. Das Geschäft mit der Aufmerksamkeit wird zur Gefahr für die Demokratie", warnte Steinmeier. "Und die Feinde der Demokratie nutzen diese Schwachstellen leider am besten." Mit Lug und Trug befeuerten sie die "Aufmerksamkeitsmaschinen der sozialen Medien" gekonnt zum eigenen Vorteil. "Und am Ende besetzen Aufständische das Kapitol."

Die Manipulation unserer Aufmerksamkeit bediene gut bekannte psychologische Schwachstellen des Menschen, sagte Steinmeier. "Hier versagt ein Markt, der von wenigen Anbietern dominiert wird. Er schafft ein gesellschaftliches Übel, indem er unsere schlechtesten Instinkte bedient. Wir kennen die aufgeklärte Antwort auf solche Übel – nämlich Rechtsstaat, Regeln und Institutionen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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