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Elevator Boys über Hass im Netz: "Wir haben es auch erlebt, wir kennen das Gefühl"


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Die Elevator Boys über Hass im Netz
"Wir haben es auch erlebt, wir kennen das Gefühl"


03.10.2022Lesedauer: 7 Min.
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Die Elevator Boys: Die Social Media-Stars sind weltweit berühmt. (Quelle: t-online)

Ein Video im Aufzug machte sie weltweit berühmt. Jetzt sprechen die Elevator Boys über Social Media und wie sehr ihnen die Schattenseiten zu schaffen machen.

"Was können die eigentlich, außer gut auszusehen?" Eine Frage, die ich in den vergangenen Wochen ganz schön oft gehört habe, als ich Freunden und Kollegen von meinem Interviewtermin mit den Elevator Boys erzählt habe.

Meine Antwort heute: ganz schön viel. Denn hinter dem rapiden Erfolg der fünf Jungs steckt eine Menge Arbeit und viel Kopf. Das realisiere ich spätestens nach unserem Interview.

Es ist Freitagmorgen, 10 Uhr. Ich bin mit den Elevator Boys verabredet. Das sind Julien, Bene, Jacob, Luis und Tim. Wir treffen uns im "Das Stue", ein Nobelhotel, das in Promikreisen einen gewissen Ruf genießt. Hier bin ich schon Bushido in die Arme gelaufen, auch Ann-Kathrin Götze steigt hier gerne mal ab.

Nun also erwarte ich in einer Suite im zweiten Stock die Jungs, die im vergangenen Jahr mit Videos aus dem Fahrstuhl viral gingen und heute mit insgesamt 40 Millionen Followern zu den größten Internetstars Europas gehören. Wir wollen über Social Media sprechen, die vermeintlich perfekte Welt mit ihren Schattenseiten.

Kurz nach 10 Uhr treffen die Jungs ein. Der erste wirft sich vor den Kameras aufs Bett, überlegt kurz, ob er künftig von Instagram zu OnlyFans wechseln sollte. Spaß natürlich. Die anderen folgen. Und schon kann es losgehen – mit einer Frage, die sich in Deutschland wohl viele Menschen stellen.

t-online: Was könnt ihr eigentlich, außer gut auszusehen?

Luis: Das ist wirklich der Hassspruch.

Jacob: Dabei sehen wir nicht mal gut aus. (lacht)

Luis: Man kann es als Außenstehender nicht wissen, weil man es nicht direkt aus erster Hand mitkriegt. Wir haben wirklich sehr, sehr viel zu tun. Die User sehen letztendlich nur das Endprodukt, ein 15-sekündiges Video auf TikTok und Instagram. Aber dahinter steckt so viel mehr.

Was denn zum Beispiel?

Luis: Wir sind quasi unsere eigene Filmproduktion. Wir haben eine Idee, überlegen uns ein Skript, suchen ein Setting, schießen Fotos, drehen Videos – manchmal gefühlt bis zu 300-mal, bis man den perfekten Take hat, bespielen dann alle Kanäle. Das ist ein Vollzeitjob. Zusätzlich haben wir noch unsere eigene Firma, mit der wir noch andere Projekte umsetzen, versuchen uns zu engagieren, den Fans etwas zurückzugeben. Tatsächlich sitzen wir gerade in mehr Meetings, als dass wir auf Social Media posten. Deswegen finde ich dieses "Die sehen ja einfach nur gut aus" super schade.

Wie nahe gehen euch solche Kommentare?

Luis: Das ist wirklich der einzige Satz, der mir ein bisschen wehtut, weil ich genau weiß, wie viel Schweiß und Herzblut und Passion wir in dieses ganze Projekt stecken. Und es ist definitiv nicht nur: "Die sehen ja einfach nur gut aus" – wobei man sich bei dem Punkt auch noch streiten kann.

Jacob: Man macht 300 Fotos und postet nur dieses eine vermeintliche beste Bild. Das ist wie ein Kinofilm. Die Leute gehen ins Kino, gucken sich den Film 90 Minuten an, der wurde aber über zwei Jahre gedreht. Deswegen ist es schade, wenn es heißt, wir würden einfach nur gut aussehen.

Tim: Wir haben viel dafür geopfert. Wir sehen unsere Familien – wenn überhaupt – vielleicht einmal im Monat. Wir haben kaum noch Zeit für etwas anderes. Das ist ein absoluter 24-Stunden-Job geworden. Und die Leute draußen sehen dann nur das eine TikTok und denken dann: "Ach, was machen die denn eigentlich?"

Dieser Kritik wart ihr von Anfang an ausgesetzt.

Luis: Das Thema Hass im Netz hat uns gerade in der Anfangszeit sehr beschäftigt und es war auch nicht so einfach, damit umzugehen. Diese Fünferkonstellation hat bei den Leuten hier in Deutschland etwas ausgelöst. Da kamen schon einige hasserfüllte Nachrichten und Kommentare zusammen. Es hat ein bisschen gedauert, bis man verstanden hat, dass die gar keinen persönlichen Bezug zu dir haben und gar nicht über dich urteilen können – nur weil sie gerade ein 15-sekündiges Video von dir angeguckt haben.

Bene: Jeder von uns hatte schon das eine Video, das gehatet wurde. Auch ich. Da war ich noch nicht in der Gruppe, hatte noch nicht diesen Rückhalt und musste selbst damit klarkommen. Ich habe damals viel Zeit in der Natur verbracht, habe einfach versucht, den Kopf freizukriegen.

Julien: Ich habe mal ein Comedy-Video gemacht, das sehr gut ankam. Das war schwarzer Humor und offensichtlich nicht ernst gemeint. Aber eine Organisation fand das wohl weniger lustig und hat mich stark kritisiert – und auf einmal gab es sehr viele Hassvideos gegen mich. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir schon eine kleine Reichweite aufgebaut und dachte nur: Okay, jetzt ist es vorbei.

Wie geht ihr heute mit den Kommentaren um?

Jacob: Es sind gar nicht die Schimpfwörter, die einen verletzen, sondern die persönlichen Kommentare – und die sind schwer zu filtern. Das macht es für die sozialen Plattformen schwierig, die richtigen Filtermechanismen zu finden.

Bene: Hass im Netz ist traurigerweise so etwas Normales geworden. Durch diese ganze Anonymität fühlen sich Leute unangreifbar und denken, sie können alles schreiben, um ihren inneren Hass rauszulassen. Irgendwann habe ich mich dazu entschieden, die immer wiederkommenden Kommentare, die einfach nur beleidigend waren, auszuschalten.

Luis: Ich lösche mittlerweile auch radikal negative Kommentare einfach. Wir reagieren aber auch gerne mit Humor. Das nimmt den Kommentaren den Wind aus den Segeln.

Julien: Ich weiß noch, wie wir uns über manche Reaktionen kaputtgelacht haben. Aber da waren natürlich auch ein paar dabei, die nicht cool waren.

Also könnt ihr über negative Kommentare mittlerweile lachen?

Bene: Es gibt auch ernstzunehmende Kommentare, die überhaupt nicht gehen. Wir sehen so viele Menschen in unserer Community, die unter dem ganzen Hass im Netz noch viel mehr leiden. So viele rassistische Kommentare, Angriffe auf Frauen oder die LGBTIQ+-Community. Das macht auch was mit uns. Wir lieben das Netz, wir wollen, dass alle dort sicher sind. Wir waren alle schon von Hass betroffen und dementsprechend auch verletzt. Deswegen unsere Message an alle da draußen: Wenn es euch auch so geht, ihr seid nicht allein, wir haben es auch erlebt, wir kennen das Gefühl. Und es ist wichtig, dass ihr euch gegenseitig unterstützt und euch Hilfe sucht.

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Jacob: Jeder sollte wissen, dass er oder sie nicht allein ist. Es gibt viele Leute da draußen, die sich mit einzelnen Nachrichten allein fühlen und daran wirklich zu kauen haben. Und die nicht so richtig wissen, wie sie damit umgehen und sich wehren sollen. Es gibt Organisationen, mit denen man darüber reden kann. Jeder hat auch die Möglichkeit, rechtlich dagegen vorzugehen – und da ist HateAid ein sehr, sehr guter Ansprechpartner, um diesen ganzen Prozess erfolgreich und korrekt umzusetzen. Wir wollen, dass das Netz ein Ort bleibt, in dem alle Menschen leben, lieben und createn können, was sie wollen. Natürlich so lange sie damit nicht andere Menschen verletzen. In diesem Raum sind wir erfolgreich geworden und den wollen wir jetzt auch mitgestalten. Deswegen unser Engagement gegen Hass und Gewalt auf Social Media und die Kooperation mit HateAid.

HateAid ist die erste Beratungsstelle in Deutschland ausschließlich für Betroffene digitaler Gewalt. Dort bekommen Menschen, die im Netz Hass und Hetze erleben, Hilfe und Unterstützung. In den vergangenen drei Jahren unterstützte HateAid bereits mehr als 2.100 Betroffene und stellte mehr als 900 Strafanzeigen. Mehr Infos finden Sie hier.

Und dann gibt es da doch noch Bilder, die ungefragt in eurem Postfach landen…

Luis: Ja, wir kriegen auch Dickpics zugeschickt, aber wir kriegen auch das weibliche Äquivalent zu sehen. Die meisten glauben nicht, dass Frauen das auch machen. Doch, tun sie – und das ist manchmal auch ein bisschen unangenehm. Aber ich glaube, dass mir die Dickpics trotzdem unangenehmer sind.

Julien: So ein anzügliches Bild ist vielleicht erst mal etwas, was man gar nicht so ernst nimmt, aber das kann die Psyche schon sehr belasten und einem Schaden zufügen. Je nachdem, was du siehst. Aber auch dagegen kann man rechtlich vorgehen.

Ihr habt auch mit der konventionellen Presse Erfahrungen gesammelt. Nicht immer die besten, oder?

Jacob: Eine Redakteurin hat uns für zwei, drei Tage begleitet. Sie war bei uns zu Hause, wir haben sie bei uns aufgenommen, mit ihr über alles gesprochen, ihr von unseren Familien und Problemen erzählt. Wir wollten ihr zeigen, dass eben diese vermeintlich perfekte Welt auch viele Schattenseiten hat. Wir hatten es als unsere Chance gesehen, zu zeigen, dass wir nicht diese leeren Marionetten sind. Dann wurde der Artikel veröffentlicht – mit Unwahrheiten. Das hat damals Spuren hinterlassen.

Tim: Wir haben uns ihr anvertraut, ihr alles erzählt – und dann hat sie uns so hintergangen.

Jacob: Da vergeht einem schon die Lust und Laune. Es wird dann einfach zu viel. Man kann sich das so vorstellen: Man ist ein Handyakku und es laufen alle Apps gleichzeitig. Manchmal wird es einfach zu viel. Das sind dann Momente, wo man den Stecker ziehen möchte …

Julien: In Bezug auf Hass haben wir schon gedacht, dass wir jetzt aufhören. Manchmal will man nicht mehr, aber es gibt immer Gründe, dann doch einfach weiterzumachen.

Wie könnte man Hass im Netz generell vermeiden? Die Antwort sehen Sie im Video!

Video | Wie könnte man Hass im Netz generell vermeiden?
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Quelle: t-online

Aber euch schlägt wohl kaum ausschließlich Hass entgegen. Wer von euch bekommt eigentlich die meisten Liebesbriefe und die schönsten DMs?

Luis: Bene kriegt die meisten Liebesbriefe. Werden dir nicht immer die meisten Fangeschenke geschickt?

Bene: Ja, aber eigentlich sind das Gruppengeschenke und ich nehme sie dann an. Ich habe bei mir zu Hause im Dorf ganz viele Kisten mit Geschenken stehen, die muss ich euch alle mal geben. Da sind auch Söckchen mit euren Gesichtern drauf.

Luis: Ach ja.

Jacob: Du behältst das immer.

Bene: Vielleicht habe ich die Außergewöhnlichsten bekommen. Einen Wackelkopf beispielsweise und ein T-Shirt mit meinem Gesicht riesengroß aufgedruckt. Aber ja, ich glaube, jeder von uns bekommt recht viele nette DMs.

Verwendete Quellen
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