Eklat bei Italien-Rundfahrt Chaos-Tag: Fahrer protestieren – Etappe wird verkürzt
Seit dem Start des Giro d'Italia kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen Fahrern und Organisatoren. Nun hat sich der Konflikt erstmals entladen. Renndirektor Vegni droht mit Konsequenzen.
Nach einem Protest der Fahrer ist die 19. Etappe des Giro d'Italia mit Start in Morbegno stark verkürzt worden. Angesichts der äußerst widrigen Wetterbedingungen und Sorgen um die Gesundheit in der sich verschärfenden Corona-Lage entschieden die Organisatoren, das ursprünglich 258 km lange Teilstück auf 124 km zu reduzieren. Nach längerer Unklarheit legten die Veranstalter Abbiategrasso als neuen Startort fest, das Rennen wurde um 14.30 Uhr wieder aufgenommen.
Die Etappe war nach acht Kilometern zunächst neutralisiert worden. Die Fahrer kehrten in die Teambusse zurück und wurden nach Abbiategrasso gefahren. Erst am Vortag hatten die Radprofis die extrem fordernde Königsetappe über das verschneite Stilfser Joch bewältigt.
Renndirektor Mauro Vegni zeigte allerdings wenig Verständnis für die rebellische Haltung – und kündigte sogar juristische Schritte an. "Ich denke, wir werden uns mit den Anwälten unterhalten. Wir glauben, dass es Konsequenzen geben wird", sagte Vegni, der mangelnden Respekt vor dem Rennen und den Zuschauern beklagte, dem TV-Sender Rai: "Das ist noch nicht vorbei. Lasst uns das Rennen beenden und Mailand erreichen, dann wird jemand dafür bezahlen."
Kritik auch an den langen Transfers
Widersprüchliche Aussagen gibt es über den Zeitpunkt, wann Veranstalter RCS Sport vom Vorhaben der Fahrer in Kenntnis gesetzt wurde. Berichten zufolge hatte sich im Peloton bereits am Donnerstagabend Unmut über die Notwendigkeit einer derart langen Etappe bei schlechtem Wetter in der Schlusswoche breitgemacht. RCS Sport sei informiert worden. Vegni erklärte, davon keine Kenntnis zu haben.
Seit dem Giro-Start war es immer wieder zu Verstimmungen gekommen. Auch die teils langen Transfers irritierten. "1:30 Stunden im Bus am Morgen, 6:30 Stunden im Sattel, gefolgt von weiteren 2:30 Stunden im Bus. Damit ihr eine Vorstellung habt, warum wir nicht von Kilometer Null Vollgas fahren", twitterte etwa der Italiener Jacopo Guarnieri (Groupama-FDJ).
Auch das Anti-Corona-Konzept war im Verlauf des Rennens von Radprofis deutlich kritisiert worden. Das Team EF Pro Cycling hatte einen Abbruch am zweiten Giro-Ruhetag gefordert, der Belgier Thomas De Gendt (Lotto-Soudal) fühlte sich "nicht sicher".
- Nachrichtenagentur SID