Handball-EM 2022: Ein Totalausfall gegen Schweden – das DHB-Team in der Einzelkritik

Der Traum vom EM-Halbfinale ist für die deutschen Handballer geplatzt. Gegen Schweden verlor die nach zahlreichen Corona-Fällen arg dezimierte Mannschaft mit 21:25. Diese Niederlage war selbstverschuldet – auch, weil ein Schlüsselspieler völlig abtauchte. Die Einzelkritik.

Johannes Bitter (Archivbild): Schwacher Auftritt des Weltmeisters von 2007. Das spürt er auch selbst – und setzt sich nach 26 Minuten und nur einer Parade freiwillig auf die Bank. Kehrt erst zur Schlussviertelstunde ins deutsche Tor zurück. Beendet das Spiel mit drei Paraden und einer Abwehrquote von etwa 15 Prozent. NOTE 4

Daniel Rebmann: Kommt in der 27. Minute erstmals auf die Platte – und pariert sofort spektakulär. Bleibt danach jedoch blass, kann bis zu seiner Auswechslung in der 46. Minute keinen weiteren Ball halten. NOTE 4

Johannes Golla (Archivbild): Schenkt Schweden den ersten Turnover, als er sich den Ball aus der Hand reißen lässt. Wird nach seinem zweiten Ballverlust zu Beginn der zweiten Hälfte offensiv von Gislason auf der Bank gelassen. Defensiv zupackend und bemüht Lücken zuzustellen. Wirkt jedoch zu keiner Zeit wie der Spieler, der das Heft des Handelns in die Hand nimmt – was er ehrlicherweise als Kreisläufer auch nur schwer könnte. NOTE 4

Patrick Wiencek: Kassiert Deutschlands erste Zweiminutenstrafe. Wenn er allein am Kreis steht, gnadenlos im Abschluss – kurz vor der Halbzeit vergibt er jedoch frei am Kreis die Chance, auf nur ein Tor Rückstand zu verkürzen. NOTE 4

Tobias Reichmann (Archivbild): Erneut Deutschlands Siebenmeterschütze. Verwandelt seinen ersten Versuch sicher – vergibt dann jedoch seinen zweiten. Trifft später von sieben Metern zum 13:13-Ausgleich. Kommt ansonsten nicht zum Einsatz. NOTE 4

Fabian Wiede: Kann zu Beginn nicht als Shooter glänzen. Schweißt kurz vor der Halbzeit dann einen wichtigen Wurf aus dem Rückraum ins Tornetz. Will zu Beginn der zweiten Hälfte das Spiel schnell machen, leistet sich dabei jedoch einen kapitalen Fehlpass. Lässt sich nicht beirren und trifft zur deutschen 14:13-Führung. Bricht danach wie das gesamte Team ein. Alles in allem eine durchwachsene Leistung des sonst so spielintelligenten Berliners. NOTE 4.

Lukas Zerbe: Sorgt zu Beginn der zweiten Hälfte für einen Turnover. Macht seinen Lapsus kurz darauf wieder gut, als er den Schweden seinerseits den Ball abluchst. Bringt zwei seiner drei Abschlüsse von Außen im schwedischen Tor unter. NOTE 4

Julian Köster (Archivbild): Der 21-jährige Zweitligaprofi beweist einmal mehr ein grandioses Auge, antizipiert Chancen und nutzt die Lücken der schwedischen Verteidigung. Baut in der zweiten Hälfte jedoch ab, kassiert in der Schlussphase sogar eine Zweiminutenstrafe. Leistet sich zudem, als Deutschland mit sieben Feldspielern All-In geht, einen fatalen Fehlpass, den Schweden zur Vorentscheidung nutzt. Bitterer, aber sicher auch lehrreicher Abend für die deutsche Entdeckung des Turniers. NOTE 3

Philipp Weber (Archivbild): Ballert seinen ersten Wurf aus dem Rückraum an die Latte. Kann auch seinen zweiten (und letzten) Versuch nicht im Kasten unterbringen. Zeigt sich auch als Spielgestalter fehleranfällig, lädt Schweden zu Tempogegenstößen ein. Verbringt die komplette zweite Hälfte auf der Bank. Kann nicht der Anspruch eines Spielers mit dem Selbstverständnis Webers sein. Drastisch formuliert: Ein Totalausfall. NOTE 5

Hendrik Wagner: Der Corona-positiv getestete Nachrückler bestreitet nach Freitestung sein erstes EM-Spiel – und meldet sich direkt mit einem Treffer an. Vergibt danach jedoch seinen zweiten Versuch. Noch schlimmer: Produziert einen hanebüchenen Pass, den Wiede nicht zu fassen kriegt und der den Verlust des Ballbesitzes bedeutet. Danach ohne Bedeutung fürs deutsche Spiel. Hat sich sein EM-Debüt sicher anders vorgestellt. NOTE 4

Rune Dahmke: Setzt seinen ersten Versuch von Linksaußen an den Pfosten. Geht in Halbzeit zwei nach Ballgewinn viel zu viel Risiko, als er mit einem Lupfer den Tempogegenstoß initiieren will und damit fahrlässig den Ballbesitz abgibt. Markiert kurz darauf seinen ersten von am Ende zwei Treffern. NOTE 4

Lukas Stutzke (Archivbild): Kommt spät auf die Platte, trifft direkt mit seinem ersten Wurf (erst sein viertes Länderspieltor). Fällt danach nicht weiter auf. OHNE NOTE

Paul Drux (Archivbild): Mannschaftsdienlicher Lichtblick, sowohl offensiv als auch defensiv. Nimmt sich auch mal selbst ein Herz und bringt seine wuchtigen Würfe im schwedischen Tor unter. Der DHB-Star, der sich die Niederlage wohl am wenigsten vorwerfen lassen kann. NOTE 2