Handball-EM: DHB-Team in der Einzelkritik: Zweimal Note eins – aber ein Spieler enttäuschte
Ein ganz bitterer Abend für das DHB-Team: Trotz der vielleicht besten Leistung der Mannschaft von Trainer Christian Prokop im Laufe dieser Handball-EM stand am Ende ein 24:25 gegen Kroatien – und damit praktisch das Aus. Trotzdem konnten sich ein paar Spieler Bestnoten verdienen. Die Einzelkritik.
Andreas Wolff: Kam nach einer unglücklichen Anfangsphase zu wichtigen Paraden. Mitverantwortlich für die starke erste Halbzeit der Deutschen. Zeigte sich bei einem abgewehrten Ball der Kroaten, der ins Aus flog, sogar als fairer Spieler und gab seinen Ballkontakt zu. Anfangs der zweiten Halbzeit mit zwei wichtigen Paraden. Konnte am Ende eine Quote von 34 Prozent gehaltener Bälle vorweisen. Doch leider war er an keinen Würfen der Kroaten in der Schlussphase dran, sonst hätte er zum Held des Spiels werden können. Note 2.
Uwe Gensheimer: Bekam anfangs wenig Bälle nach außen und bot sich daher mehr am Kreis an. Mit insgesamt vier wichtigen Toren. Kam in dem Spiel so sehr aus sich heraus wie sonst in keinem Spiel bisher. Sprach nach Spielende mit sehr leiser Stimme vor der Presse. Seine Führungsqualitäten als Kapitän sind in den nächsten zwei Tagen gefragt. Note 3.
Julius Kühn: Wurde erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt, kam aber durch insgesamt vier Fehlwürfe und mehrere Ballverlusten nie richtig ins Spiel. Vergab spielentscheidende Bälle. Ihn nach den ersten Fehlern nicht wieder vom Platz genommen zu haben, kann durchaus als Coaching-Fehler des Bundestrainers betrachtet werden. Note 5.
Fabian Böhm: Mutig in der Verteidigung, glücklos im Angriff. Der "kluge Krieger" kam nicht auf viel Einsatzzeit, wirkte aber – so weit es ihm möglich war – als Motivator auf dem Feld und von der Bank auf seine Mitspieler ein. Note 4.
Philipp Weber: Der Mann mit den orangenen Schuhen versuchte immer wieder mit Körpertäuschungen und Überziehern durch die mächtige Kroatien-Abwehr zu kommen. Anfangs glücklos, wurde aber mutiger und hatte keine Angst, einzustecken. Traf insgesamt vier Mal und spielte groß auf. War der Spielmacher, der den Deutschen in den vergangenen Spielen gefehlt hatte. Note 1.
Paul Drux: Mit Weber als Ballverteiler zusammen anfangs ideenlos gegen wache Kroaten. Traute sich zu wenigen Würfen, machte sich dagegen aber in der Verteidigung unentbehrlich und war mit Wiencek zusammen undurchlässig wie eine Betonwand. Note 4.
Patrick Wiencek: Es schien, als ob kein anderer Deutscher den Sieg so sehr wollte wie "Bam Bam". War sehr präsent im Abwehrblock, feierte jede gelungene Abwehraktion, war der Chef auf den Platz und ging voraus. Kurz vor der Halbzeit ganz nah am Platzverweis. Dank des VAR aber freigesprochen. Zeigte im Verbund mit Pekeler und Drux eine Weltklasse-Abwehrleistung. Note 1.
Hendrik Pekeler: Sehr stark in der Abwehr, an der Seite seines Kollegen Wiencek. Spielte weitestgehend fair, doch kassierte kurz vor Spielende eine ärgerliche Zeitstrafe, die die Deutschen dazu verurteilte, in Unterzahl zu Ende zu spielen. Hatte nach Spielende vor den Journalisten einen ordentlichen Kloß im Hals. Note 3.
Jannik Kohlbacher: Kam vor allem in der Defensive zum Einsatz, holte aber als Angreifer mehrere wichtige Siebenmeter heraus. Provozierte die kroatischen Abwehrspieler am Kreis, vergab aber zwei wichtige Chancen. Eine davon war in der 59. Minute und hätte das Tor zum Unentschieden sein können. Note 4.
Kai Häfner: Läuft noch seiner starken Leistung aus dem Auftaktspiel gegen die Niederlande hinterher. Hatte gegen Kroatien eine schwache Wurfquote von nur 43 Prozent. Verzweifelte im Laufe des Spiels scheinbar an sich selbst. Gab aber nicht auf und übernahm die Verantwortung für den letzten Wurfversuch. Leider wurde dieser abgewehrt und Häfner wurde nicht der Held der Schlussgongs. Note 4.
David Schmidt: Spielte teilweise zu ungestüm und hart in der Abwehr und war aufgrund zweier Zeitstrafen früh keine Alternative mehr von der Bank. Agierte insgesamt unglücklich. Note 4.
Timo Kastening: Sehr wichtig in der Anfangsphase bei seinen beiden Treffern. In der zweiten Hälfte machte er dort weiter, wo er aufgehört hatte. Sprang von außen auch gern über zwei am Boden liegende Kroaten hinweg und traf. Mutig auch in der Abwehr und warf all sein Körpergewicht in die Gegenspieler. Note 2.
Tobias Reichmann: Kam für die Siebenmeter in die Partie und traf alle vier Versuche. Kam daher auf insgesamt 29 Sekunden Spielzeit auf dem Feld, ansonsten nur auf der Bank. Ohne Note.
