Handball-EM 2020: Zwei Mal Note 1 – und eine 5: So lief der deutsche EM-Auftakt
Auftakt (fast) nach Maß: Gegen ein quirliges und laufstarkes Team aus den Niederlanden gewann die deutsche Handball-Nationalmannschaft im ersten Vorrunden-Gruppenspiel mit 34:23 (15:13). Nach einem Durchhänger zu Mitte der ersten Halbzeit ließ das DHB-Team in der zweiten Hälfte keinen Zweifel am Sieg. t-online.de hat die Leistung der Nationalspieler in Schulnoten bewertet.
Andreas Wolff: Konnte in der ersten Hälfte nicht glänzen und ärgerte sich so sehr über seine Vorderleute, dass er auf den Hallenboden einhämmerte. Hielt sein Team in der entscheidenden Phase der ersten Halbzeit aber mit Paraden in der Partie. Hatte in der zweiten Hälfte noch mehrere gute Szenen und sorgte so für mehr Sicherheit im Spiel. Note 1.
Johannes Bitter: Kam zur Mitte der zweiten Halbzeit für den starken Wolff und konnte auch mit mehreren Paraden auf sich aufmerksam machen. Sorgte ansonsten für gute Atmosphäre auf der Bank und motivierte Wolff auf der Platte. Note 3.
Uwe Gensheimer: Vergab zwei Siebenmeter und warf anschließend zwei Tore. Pfefferte dem niederländischen Torwart beim Siebenmeter in der 17. Minute den Ball ins Gesicht und flog dann vom Platz. Danach hatte das DHB-Team ohne Gensheimer eine längere Schwächephase. Der Kapitän scheint für das Team unersetzbar zu sein. Note 4.
Patrick Zieker: Kam für Gensheimer und spielte anschließend durch. Machte nach der Einwechslung keine gute Figur in der Verteidigung. In der zweiten Halbzeit lief es besser und der Stuttgarter konnte sich mit zwei Treffern in die Torjägerliste eintragen. Note 3.
Fabian Böhm: Schaffte es nach seiner Einwechslung in der ersten Halbzeit nicht wie gewohnt die Emotionalität ins Spiel zu bringen. Dazu hatte er anfangs Probleme in der Abwehr mit dem wendigen Niederländer Smits. In der zweiten Halbzeit übernahm er mehr Verantwortung, war er wacher und bekam in einem Timeout sogar ein Lob vom Bundestrainer. Note 3.
Julius Kühn: War der erste Torschütze der Deutschen nach dem Stolperstart. Glänzte als willens- und durchsetzungsstarker Bankspieler, vor allem im Eins-gegen-Eins. Nutzte seine Einsatzzeit und traf insgesamt vier Mal. Note 2.
Philipp Weber: Kam erst zu Ende der zweiten Hälfte und erzielte einen Treffer. Ohne Note.
Paul Drux: Gegen den wendigen Niederländer Steins hatte er Probleme in der Verteidigung, dafür war er aber durchsetzungsstark und mutig im Eins-gegen-Eins im Angriff. Kämpfte und malochte, obwohl die Gegner ihn dicht deckten. Musste einiges einstecken und opferte sich für das Team auf. Ein guter Start des Spielmachers. Einzig das Zusammenspiel mit Kreisläufer Kohlbacher ist noch verbesserungswürdig. Note 3.
Marian Michalczik: Der 22-jährige Mindener begann mutig und zeigte keine Berührungsängste. In vielen Angriffsaktionen wirkte er aber übermütig und provozierte ärgerliche Ballverluste und Stürmerfouls, die anschließend Gegenstöße der Niederländer ermöglichten. In der zweiten Hälfte wirkte er in einigen Szenen schläfrig in der Abwehr und musste sich dafür von Abwehr-Mann Wiencek einiges anhören. Note 5.
Kai Häfner: Starke Abschlüsse mit gutem Auge für die Torchancen. Traf insgesamt fünf Mal, zeigte starken Zug zum Tor und vergab keine einzige Chance. Note 1.
David Schmidt: Der Neuling im Nationalteam kam in der zweiten Hälfte zum Einsatz und wirkte anfangs nervös. Gewann anschließend aber an Sicherheit. Note 4.
Tobias Reichmann: Der Melsunger wirkte wie auch im Testspiel gegen Island anfangs unkonzentriert und ließ über seine Seite einiges zu, erzielte aber später wichtige Treffer. In der zweiten Hälfte ließ Prokop auf der Rechtsaußen-Position mit Kastening rotieren. Übernahm nach Gensheimers Platzverweis die Siebenmeter und verwandelte – im Gegensatz zum Kapitän – alle seine Versuche. Note 4.
Timo Kastening: Belebte das Spiel der deutschen Mannschaft mit seiner Unbekümmertheit und Schnelligkeit. Erzielte in der zweiten Hälfte vier wichtige Treffer. Bei der Ansprache in einem Timout vergaß Prokop seinen Namen ("Wie heißt Du nochmal?"). Nach Kastenings Leistung heute wird er diesen aber nicht mehr vergessen. Note 2.
Hendrik Pekeler (r.): Spielte weitestgehend unauffällig, war aber wichtiger Mann im Mittelblock neben Wiencek und Drux. Harmonierte in der Verteidigung später auch gut mit Böhm. Hatte wie seine Mitspieler Probleme mit dem wendigen Niederländer Steins. Note 3.
Patrick Wiencek: Konsequent und früh am Mann in der Abwehr, brachte mit seiner Präsenz Ruhe ins Spiel und bewies mit schönen Treffern eine nahezu ungeahnte Beweglichkeit. Obwohl er in weiten Teilen des Spiels vom Bundestrainer geschont wurde, bewies "Bam Bam", wie er von seinen Mitspielern genannt wird, einmal mehr, dass er einer der absoluten Leistungsträger im Team ist. Note 2.
Jannik Kohlbacher: War am Kreis Dreh- und Angelpunkt des deutschen Angriffsspiels. Bereicherte die Partie mit seiner Durchsetzungskraft und Treffsicherheit. Überforderte gleichzeitig mit seiner Physis die Abwehrspieler der Niederländer. War zudem kreativ und wurfstark, sowohl im Fallen als auch im Stehen. Stark auch im Abwehrverbund mit Pekeler. Note 1.