Der Aberglaube der Sportstars
Adrian Mutu, hier im Trikot von des AC Cesena, hat gegen jedes Übel vorgesorgt: "Böse Flüche können mir nichts anhaben, weil ich meine Unterwäsche auf links trage."
Der gläubige Brasilianer Jorginho überreichte dem gegnerischen Kapitän vor den Spielen neben dem üblichen Wimpel immer auch eine Bibel.
Der Baseballspieler Mark Fidrych, wegen seiner an Bibo, den gelben Vogel aus der Sesamstraße erinnernden Frisur "The Bird" genannt, spielte von 1976 an nur vier Jahre in der MLB bei den Detroit Tigers. Vor allem in seiner ersten Saison sorgte er für Aufsehen - wegen seines Spiel aber auch wegen seiner extrovertierten Persönlichkeit. Unter anderem sprach er mit dem Ball, ging auf die Knie, um den Wurfhügel vor dem Pitchen zu streicheln und drehte nach dem Werfen eine Runde um den Hügel.
Argentiniens Keeper-Legende Sergio Goycochea praktizierte ein sehr bizarres Ritual: Vor Strafstößen seiner Gegner urinierte er auf das Spielfeld. Ob ihn das zu dem gefürchteten Elfmeterkiller machte, der er war? Im Finale der WM 1990 in Rom verließ "El Vasco" jedoch das Glück, als Andreas Brehme das Spiel vom Punkt aus entschied.
Gyula Lorant hielt in der Saison 1976/77 als Trainer von Eintracht Frankfurt vor jedem Spiel ein Kaffeekränzchen ab. Es wurde Marmorkuchen serviert. Das Ritual schien erfolgsbringend, denn die Mannschaft blieb 21 Spiele unbesiegt.
American-Football-Profi Curtis Martin pflegte während seiner aktiven Zeit in der NFL vor jedem Spiel den Psalm 91 "Unter Gottes Schutz" zu lesen. Es handelt sich um einen berühmten Schutzpsalm.
Gary Lineker hob sich seine Tore für die Spiele auf. Deshalb schoss er beim Warmmachen niemals auf den Kasten, "denn ich wollte keine Treffer vergeuden". Blieb der englische Stürmer in der ersten Halbzeit ohne Treffer, wechselte er immer sein Trikot in der Pause. Lineker behielt es jedoch an, wenn er erfolgreich gewesen war. Hatte er längere Zeit Ladehemmungen, suchte er den Friseur auf. Geschadet scheint es nicht zu haben, denn Lineker war dreimal englischer Torschützenkönig und 1986 bester WM-Goalgetter.
Der Baseball-Profi Turk Wendell pflegte ebenfalls ein ganz eigenes Ritual: Er putzte sich in jeder Pause zwischen den Innings die Zähne.
Das "wahre" Geheimnis des französischen Erfolges: Laurent Blanc begann bei der WM 1998 damit, die Glatze seines Keepers Fabien Barthez zu küssen. Als Frankreich ins Finale einzog, besuchte Präsident Jaques Chirac die Mannschaft in der Kabine und ließ es sich nicht nehmen, dem Torhüter ebenfalls das Haupt zu küssen. Die Fußballgötter schienen begeistert, denn die Grande Nation wurde Weltmeister.
Vielleicht ist das Ritual von Nobby Stiles verantwortlich für den einzigen Weltmeisterschafts-Titel der Engländer. 1966 rieb sich der als zahnloser Mittelfeldspieler bekanntgewordene Stiles vor jedem Spiel Brust und Gesicht ausführlichst mit Olivenöl ein.
Norbert Nigbur war von 1966 bis 1985 als Torhüter unter anderem für Schalke 04 und Hertha BSC aktiv. Nach einer Audienz beim Papst trug er bei jedem Spiel ein Bild des Oberhauptes der katholischen Kirche in der Tasche. "Offenbach hätte 3:0 gewonnen, wenn ich nicht ein Papstbild in der Tasche gehabt hätte", sagte er nach einer Partie seiner Königsblauen.
Horst Ehrmantraut ließ als Eintracht-Trainer seinen Assistenten Bernhard Lippert nicht mehr in die Kabine, weil er "negative Energien" ausstrahle. Der Ausgeschlossene sagte später: "Mir hat auch nicht gefallen, draußen vor der Kabine zu warten. Horst hatte einige Macken, aber ich wusste damit umzugehen."
Alan Shearer (li.) und Eric Cantona pflegten das gleiche Ritual: ein heißes Bad. Shearer legte sich vor der Partie in die Wanne, während Cantona dies am Spieltag um acht Uhr morgens für fünf Minuten tat. Obwohl Mediziner davon abraten, können beide auf eine sehr erfolgreiche Karriere zurückblicken.
Cricket-Partien können mehrere Tage andauern. Deshalb wird zwischendurch auch gern mal Tee getrunken. Der ehemalige englische Spieler Jack Russell hat sich seinen Tee während eines Spiels immer mit dem selben Beutel aufgegossen und hängte ihn zwischenzeitlich an einen Haken in der Kabine. Auch sein Essen war immer gleich. Zu Mittag aß Russell einen Vollkorn-Weizen-Keks (Weetabix), den er in Milch oder Saft einweichte und ihn genau acht Minuten lang kaute.
Aufschlagwunder Goran Ivanisevic pflegte gleich eine ganze Reihe merkwürdiger Rituale: Zwischen den Ballwechseln trat er niemals auf die Linien des Feldes. Beim Seitenwechsel stand der Kroate grundsätzlich erst nach seinem Gegner von seinem Stuhl auf. Wenn er siegreich war, nahm er jeden Tag das gleiche Mahl im selben Restaurant mit den selben Leuten zu sich. Ebenso praktizierte er es mit dem TV-Programm. Bei seinem Wimbledon-Sieg 2001 soll er 15 Tage lang jeden Morgen die Teletubbies geschaut haben.
Ivan Zamorano spielte mit einer ganz besonderen Rückennummer. Der Chilene musste bei Inter Mailand sein Leibchen mit der Nummer neun an den neu verpflichteten Ronaldo abgeben. Fortan spielte er mit der Nummer achtzehn. Um dennoch mit der "neun" aufzulaufen, bediente er sich eines Tricks: Zwischen die Ziffern eins und acht klebte er ein kleines Pluszeichen und kreierte somit eine einzigartige Rückennummer.
Blaue Pullover scheinen im Fußball Glück zu bringen. Udo Lattek (li.) trug einen solchen als Trainer des 1. FC Köln am ersten Spieltag der Saison 1987/88. Die Domstädter spielten unentschieden in Karlsruhe. Nach dem Spiel sagte der Trainer: "Den ziehe ich erst wieder aus, wenn der FC mal ein Spiel verliert." Erst 14 Spieltage später war es soweit. Bundestrainer Joachim Löw führte die Tradition bei der WM 2010 fort, wo die DFB-Elf großartig aufspielte und für ausverkaufte blaue Pullover in der Heimat sorgte.
Preben Elkjaer-Larsen war zwar Profi-Fußballer aber auch Raucher. In der Halbzeitpause pflegte er genüsslich, eine Zigarette zu rauchen.
Auch der beste Basketballer der Geschichte war vor Aberglauben nicht gefeit. Michael Jordan trug in seiner NBA-Zeit unter seinem Trikot bei jedem Spiel die Shorts seines College-Teams, den North Carolina Tar Heels. Außerdem gönnte er sich bei jeder Partie ein nagelneues Paar Sneakers.
Yala Toure (li.) und Socrates betraten immer als letzter Spieler ihrer Mannschaft den Rasen. Toure nahm dieses Ritual vielleicht etwas zu ernst. Bei einer Champions-League-Partie 2008/09 zwischen seinem damaligen Verein Arsenal London und AS Rom verletzte sich sein Kollege William Gallas kurz vor der Halbzeit. Die zweite Hälfte musste Arsenal zunächst mit neun Mann beginnen, weil Toure das Spielfeld erst wieder betrat als Gallas' Behandlung vorüber war. Gut, dass Socrates und Toure nie zusammen spielten.
Raymond Domenech war Trainer der französischen Nationalelf bei der WM 2006. Er stellte seinen Kader auch mit Hilfe der Sternzeichen zusammen. So musste der Skorpion Robert Pires zu Hause bleiben, weil sein Sternzeichen nicht für Teamgeist steht. Im Finale standen dagegen vier als mannschaftsdienlich geltende Krebse auf dem Platz. Dennoch reichte es "nur" zum Vize-Weltmeistertitel.
Leeds-United-Legende Jack Charlton (von 1952-'73 aktiv) wechselte vor dem Anpfiff noch in letzter Sekunde die Stollen und ging nach dem Aufwärmen erst in die Kabine, nachdem er einen Torschuss erfolgreich absolviert hatte.
Der Gewinn der Weltmeisterschaft 1986 durch Argentinien könnte durch die Rituale des Trainer Carlos Bilardo begünstigt worden sein. Zum einen lieh er sich von einem seiner Spieler vor der ersten Partie die Zahnpasta und führte dies bis zum Finale fort. Zum anderen war er davon überzeugt, dass Hühnerfleisch Unglück bringt. Deshalb mussten die Gauchos fünf Wochen lang auf Hühnchen verzichten.