Einzelkritik: DFB-Team brilliert im Kollektiv – ein Münchner überragt

Die deutsche Nationalmannschaft hat sich im letzten Heimländerspiel des Jahres keine Blöße gegeben und Gegner Liechtenstein mit 9:0 demontiert. Das DFB-Team überzeugte als Einheit – ein Spieler war aber besonders gut.

Manuel Neuer: Kaum geprüft, auch weil Liechtenstein ab der 9. Minute zu zehnt spielen musste. Seinen ersten Ballkontakt hatte er mit dem Kopf in der gegnerischen Hälfte, als ihn das Publikum sogar zu einem Abschluss aufforderte (27.). Ließ sich in einer Spielunterbrechung sogar von einem Balljungen den Ball geben, um sich etwas warm zu halten (40.). Note 3

Jonas Hofmann (bis 46. Minute): Der Gladbacher, mittlerweile offiziell Rechtsverteidiger beim DFB, leitete mit seinem Pass auf Goretzka vor dem Elfmeter das 1:0 mit ein. Suchte auch selbst immer wieder den Abschluss (18.) und versuchte über die Außen seine Mitspieler in Szene zu setzen. Note 3

Antonio Rüdiger: Stand fast permanent 30 Meter vor dem Tor – allerdings nicht vor dem eigenen, sondern dem des Gegners. Sah in der 39. Minute die Gelbe Karte für einen zu harten Ellbogeneinsatz im Luftzweikampf. Solide. Note 3

Thilo Kehrer (bis 72.): Erhielt in Abwesenheit des an Covid-19 erkrankten Niklas Süle den Vorzug vor Matthias Ginter. Defensiv nicht gefordert, dafür solide am Ball und in der deutschen "Handballformation" um den gegnerischen Strafraum immer wachsam und konzentriert. Gut im Nachsetzen und Stellungsspiel. Note 2

Christian Günter: Der Freiburger Kapitän, erstmals seit der EM wieder für ein Länderspiel nominiert, machte seine Sache mehr als ordentlich. Erstmals auffällig mit einer völlig missglückten Flanke ins Seitenaus (5.), dann unmittelbar beteiligt, als er mit einer scharfen, flachen Hereingabe das Eigentor von Kaufmann zum 2:0 erzwang (20.). Leitete dann das 3:0 mit ein (22.). Empfahl sich für eine weitere Nominierung im kommenden Jahr. Note 2

Leon Goretzka (bis 46.): Hatte den ersten Abschluss der Partie zu verzeichnen (1.), sein Chip ging aber klar neben das Tor. Versuchte mit einigen Diagonalbällen immer wieder das Spiel in die Breite zu ziehen. In der 8. Minute im Strafraum böse am Hals getroffen, womit er auch den Elfmeter und die Rote Karte herausholte. Ordnete die Partie aus dem Zentrum heraus, durfte zur Pause raus. Note 2

Ilkay Gündogan (bis 64.): Erzielte vom Elfmeterpunkt die deutsche Führung (11.), hätte beinahe sehr früh auf 5:0 gestellt (25.), scheiterte aber an Liechtensteins Torwart Benjamin Büchel. Hätte schon in der ersten Halbzeit zwei weitere Tore erzielen können, wenn nicht sogar müssen (38., 41.). Verteilte und holte viele Bälle. Guter Auftritt des ManCity-Stars. Note 2

Ridle Baku: Der nachnominierte Wolfsburger machte auf der rechten Offensivseite Betrieb, kam nach einer guten Viertelstunde auch erstmals zum Abschluss (16.). Bemüht darum, sich und seine Mitspieler in Szene zu setzen. Tauchte zeitweise auch auf der linken Offensivseite auf. Ab und zu etwas zu ungenau im Passspiel, belohnte sich aber mit einem wunderschönen Schlenzer ins Kreuzeck für seinen couragierten Auftritt (80.) – ausgerechnet in seinem Wolfsburger Wohnzimmer. Dazu direkt am 9:0 (Eigentor von Göppel) beteiligt. Note 2

Marco Reus: Erstmals aktiv, als er Liechtensteins Keeper Büchel aus kurzer Distanz prüfte (13.). Bereitete das 3:0 von Sané mit einem schönen Steckpass stark vor (22.). Reihte sich in die gute Offensivleistung seiner Mannschaft gegen einen überforderten Gegner ein. Note 2

Leroy Sané (bis 64.): Wie schon in den letzten Spielen fürs DFB-Team extrem agil und spritzig. Traf trocken zum 3:0 (22.), dazu beim 4:0 entscheidend beteiligt, als er Keeper Büchel irritierte (23.). Kam gegen das dezimierte Liechtenstein sogar per Kopf zum Abschluss (34.) und suchte immer wieder das gegnerische Tor (37.). Dazu giftig beim Nachsetzen und in der Defensivarbeit. Super Auftritt des Münchners. Note 1

Thomas Müller: Absolvierte sein 109. Länderspiel und zog damit an Jürgen Klinsmann vorbei. Kam als zentraler Mittelstürmer zunächst selbst kaum zum Abschluss, versuchte aber immer wieder Räume zu schaffen und sich ins Kombinationsspiel mit einzubeziehen. Gelang mal mehr, mal weniger. In der zweiten Hälfte lief es dann besser für ihn. Erzielte in der Schlussphase erst seinen 41. Länderspieltreffer (76.), legte dann noch seinen 42. nach (86.). Note 2

Lukas Nmecha (ab 46. für Hofmann): Feierte in der heimischen Wolfsburger Arena sein Länderspieldebüt für die A-Nationalmannschaft. Nur zehn Minuten nach der Einwechslung mit der großen Chance auf sein Debüt-Tor, scheiterte aber am Pfosten (56.). Auch sonst mit etlichen Gelegenheiten auf seinen ersten Treffer, allerdings mit Pech im Abschluss. Note 3

Florian Neuhaus (ab 46. für Goretzka): Der Gladbacher versuchte sofort offensiv Verantwortung zu übernehmen, ob mit Flanken in den Sechzehner (48.) oder einem eigenen Abschluss (52.). Bereitete per Kopf Müllers 6:0 vor (76.), dazu mit großartigen Chipbällen und viel Gefühl am Ball. Ihm gehört die Zukunft. Note 2

Maximilian Arnold (ab 64. für Gündogan): Durfte vor "seinen" Wolfsburger Fans noch ein paar Minuten Länderspielluft schnuppern. Hätte sich dazu beinahe selbst in die Torschützenliste eingetragen (82.). Kam zu spät für eine Bewertung. Ohne Note.

Kevin Volland (ab 64. für Sané): Wie Günter erstmals seit der EM wieder im Kreis des DFB-Teams dabei. Traf per Kopf die Latte (79.). Ohne Note.

Matthias Ginter (ab 72. für Kehrer): Absolvierte seine ersten Spielminuten unter Hansi Flick. Ohne Note