TV-Moderatoren: Die Stimmen und Gesichter der WM
Erfahren, kompetent, perfekt vorbereitet: Die Moderatoren von ARD und ZDF. Doch ein internationales Großsportereignis wie die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien hat eigene Regeln und Dynamiken der Berichterstattung.
Professor Michael Schaffrath ist zwar Kommunikationswissenschaftler, gibt aber hier seine ganz persönlichen Eindrücke - ohne Studien und Experimente - wider. Mit Vorbehalt, schließlich birgt so eine WM manche Überraschung.
Reinhold Beckmann, Mehmet Scholl, Matthias Opdenhövel bringen frischen Wind in das WM-Studio.
Professor Schaffrath über Kathrin Müller-Hohenstein. "Für das ZDF ein absoluter Glücksgriff nach langem Casting. Charmantes Auftreten, immer höflich, hochgradig kompetent, nicht unkritisch, keine die den anderen immer nach dem Mund redet, hat in all den Moderationen, die sie gemacht hat, im Fußball, aber auch im Sportstudio auf mich immer einen hochgradig kompetenten und professionellen Eindruck gemacht. Bestens vorbereitet, wirkt auch auf Grund ihres Aussehens, aufgrund ihrer Stimme, und ist eine wunderbare Moderatorin für das ZDF."
Julia Scharf Da bin ich natürlich hochgradig befangen, weil sie bei mir studiert hat. Julia Scharf muss ja in der ARD ganz viele Rollen spielen, sie moderiert beim SWR Studiosendungen, ist bei Olympischen Winterspielen aktiv, betreut die Social-Media-Funktion nach Länderspielen in der ARD, sie hat also eine ganze Reihe von Funktionen. Sie hat ohne Zweifel das, was man mitbringen muss: eine ordentliche Fachkompetenz in Sachen Fußball und eine gute Vermittlungskompetenz. Bei einem so großen Turnier im Fußball, haben wir sie meines Wissens noch nicht gesehen, deshalb muss man hier abwarten. Bei Interviews, die sie am Rande von Pokalspielen gemacht hat, da fand ich sie sehr gut, da war sie sehr aufgeräumt, sehr präzise und charmant zugleich.
Béla Réthy gehört seit Jahrzehnten zu den Aushängeschildern deutscher Fußballkommentierungen im ZDF und hat die Nationalmannschaft seit mehreren Jahren betreut, spricht mehrere Sprachen. Er wird ein großer Gewinn sein für das ZDF bei dieser WM. Er wird wahrscheinlich wenige Fehler machen, und es ist klar, dass er da gesetzt ist.
Tom Bartels ist für mich noch ein Stück besser als Béla Réthy, er ist unglaublich präzise, ist unheimlich schnell in der Einordnung kritischer Szenen. Und liegt selten daneben. Er wird für die ARD einen sehr guten Job machen. Wenn Béla Réthy das Eröffnungsspiel macht, dann macht Bartels das Finale. Er hat ja auch schon Final-Erfahrung mit deutscher Beteiligung. Beide profitieren von einem unglaublich großen Erfahrungsschatz. Ich finde, dass beide sehr gut sind, aber dass Tom Bartels noch ein Stück besser ist, da er schneller in der Einschätzung kritischer Szenen ist -nach meiner Wahrnehmung.
Der Experte Mehmet Scholl wirkt auch locker, ohne unseriös zu werden.
Das Duo Kahn und Welke: "Welke verkörpert für mich ganz persönlich eine sehr gute Mischung der Attribute, des informativen Aspekts mit dem unterhaltenden Moment. Als “heute show”-Moderator hat er ja auch noch ein anderes Standbein, aber ich finde, er wirkt dann beim Fußball eben nicht klamaukig, sondern er wirkt auf mich so, dass er die Seriosität schon dem Anlass entsprechend rüberbringt, trotzdem einen sehr hohen Unterhaltungsfaktor hat und auch mal lachen kann."
"Oliver Kahn wirkt auf mich auf jeden Fall hochgradig kompetent, aufgrund seiner Karriere und seiner Erfolge im Verein und in der Nationalmannschaft, aber für mich oft eine Spur zu ernst. Er könnte mal ein bisschen öfter lachen und wenn er dann lacht, wirkt es auf mich ein bisschen künstlich, nicht so authentisch."
Das Duo Welke und Kahn: "Die Kombination der beiden, der etwas unterhaltende Typ Welke und der etwas seriösere, ernstere Kahn, kann ganz gut funktionieren und tut das ja auch, so weit ich das bei der Champions League beobachtet habe."
Reinhold Beckmann: Er moderiert. Er hat eine hohe Erfahrung. Hat viele Funktionen in der ARD übernommen. Und wird da einen ganz seriösen und soliden Job abliefern. Da habe ich überhaupt keine Bedenken.
Thomas Wark: "Hat zu wenige Live-Spiele in den letzten Jahren kommentiert - wie ich finde - hat aber natürlich eine große Erfahrung. Das gilt für alle. Die sind perfekt vorbereitet, die machen wenig gravierende Fehler. Die Herausforderung für Poschmann, Wark, Gottlob und Steffen Simon wird vor allem auch darin bestehen, sich sehr gut vorzubereiten. Vor allem auf Spieler aus Ländern, die man nicht so gut kennt. Der Vorteil ist, dass die Zuschauer die Spieler auch nicht exakt zuordnen können. Da wird die Kritik nicht so schnell laut. Aber da kann man sicher sein: Alle vier werden exzellent vorbereitet in das Turnier gehen."
Matthias Opdenhövel: "Ja, er ist der Shootingstar der ARD, der in seinen Moderationen auch immer mal versucht, seinen eigenen Typus reinzubringen, ein gutes Stück auch jünger als Beckmann und Delling. Frische Farbe, junger cooler Typ, der glaube ich, auch bei jungen Zuschauern sehr gut ankommt. Die Beiden machen das gut, müssen nur darauf aufpassen, dass sie sich nicht von einer gewissen lockeren Eigendynamik zu sehr treiben lassen."
Wolf-Dieter Poschmann: "Ich bin ein großer Anhänger von Wolf-Dieter Poschmann, weiß aber, dass ich da nicht immer mit dem Publikumsgeschmack übereinstimme. Poschmann erzählt Geschichten in einem Fußballspiel, wie ich finde und er erzählt diese Geschichten gut. Manchmal aber sind diese Geschichten zu lang. Er ist ein brillanter Geschichtenerzähler, der aber vielleicht die eine oder andere Geschiche etwas kürzer fassen sollte."
Gerhard Delling: "Hat natürlich eine profunde Erfahrung aufgrund seiner Zeit mit Günter Netzer, und hat sich damit auch in das Gedächtnis der Zuschauer eingebrannt."