Turnier in Katar beendet Zehn Momente, die von der Fußball-WM 2022 bleiben
Die Fußball-WM 2022 ist Geschichte: Argentinien hat sich mit einem hochdramatischen Finalsieg gegen Frankreich zum Weltmeister gekürt. t-online blickt auf die Momente des Turniers zurück, die bleiben werden.
Das WM-Eröffnungsspiel wird für Katar zur doppelten Blamage: Sportlich ist das Team des Wüstenstaats hoffnungslos unterlegen und liegt bereits nach 31 Minuten mit 0:2 gegen Ecuador zurück. Doch statt ihrer Elf auf dem Platz beizustehen, verlassen Tausende Zuschauer schon vor dem Halbzeitpfiff ihre Sitze im Al-Bayt-Stadion. Hohn und Spott ist dem Gastgeber in der Folge sicher.
Ehsan Hajsafi, Alireza Beiranvand und Morteza Pouraliganji schweigen wie auch ihre Teamkollegen während der Nationalhymne des Iran vor der ersten Vorrundenpartie gegen England (2:6). Ihr Nicht-Singen wird als Solidarisierung mit den Protestierenden in ihrem Heimatland gedeutet. Das Mullah-Regime droht mit Haft und Folter gegen Familienmitglieder der Fußballer – die in Folge die Hymne zumindest wieder mitmurmeln.
Beim Stand von 1:0 gegen Japan geht DFB-Verteidiger Antonio Rüdiger ins Duell mit Takuma Asano, läuft den Bochum-Stürmer ab und düpiert ihn auf den letzten Metern zur Grundlinie schlussendlich mit einer Einlage, die an Monty Pythons "Ministry of Silly Walks" erinnert. Der Real-Star kann sich zudem ein Grinsen nicht verkneifen. Diese Selbstsicherheit rächt sich böse: Japan dreht das Spiel und Asano erzielt das Tor zum entscheidenden 2:1. Zurück bleibt ein bedröppelt dreinblickender Rüdiger und eine blamierte DFB-Elf.
Der Treffer des Wüstenturniers: Richarlisons Seitfallzieher zum 1:0 Brasiliens gegen Serbien war ein Kunstwerk, die pure Verkörperung des "jogo bonito", dem schönen brasilianischen Spiel. Eine Außenristflanke von Vinicius Junior legte sich der Tottenham-Stürmer noch einmal selbst auf, drehte sich um die eigene Achse ein und traf den Ball schließlich satt und unhaltbar für Keeper Vanja Milinkovic-Savic mit dem Vollspann.
Während der Vorrundenpartie zwischen Portugal und Uruguay kam es zum sichtbarsten politischen Protest der WM, als ein italienischer Youtuber das Feld stürmte und dabei eine Regenbogenfahne mit der Aufschrift "Pace" (Frieden) zeigte. Als sei diese Botschaft nicht bereits stark genug, trug der Flitzer auch noch ein T-Shirt mit dem Aufruf, die Ukraine und Irans Frauen zu schützen. Nach kurzem Festhalten wurde der Mann ohne Anklage freigelassen.
Wie schon vor vier Jahren in Russland muss Kroatien im Elfmeterschießen um den Viertelfinal-Einzug zittern. Und wie schon damals Danijel Subasic gegen Dänemark, wächst auch in Katar Torwart Dominik Livakovic im Showdown gegen Japan über sich hinaus und pariert gleich drei Bälle. Am Ende holen die Kroatien sensationell WM-Bronze – und Livakovic wird mit einem Wechsel zum FC Bayern in Verbindung gebracht.
Es lief die elfte Minute der Nachspielzeit, als die Niederländer den wohl größten Geniestreich der WM auspackten: Beim Stand von 1:2 gegen sie, spekulierte Teun Koopmeiners bei einem Freistoß an der Strafraumkante richtig auf eine hochspringende argentinische Mauer, spielte den Ball kurz auf den seinen Bewachern entwischenden Ex-Wolfsburger Wout Weghorst, der im Fallen zum Ausgleich traf. Gereicht hat es für "Oranje" dennoch nicht: Im Elfmeterschießen hatte schlussendlich der spätere Weltmeister die besseren Nerven.
Dank eines hart erkämpften 1:0-Siegs gegen Portugal zog Marokko als erste afrikanische Mannschaft überhaupt ins Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft ein. Den größten Erfolg ihrer Karriere feierten Marokkos Helden um Soufiane Boufal (re.) mit Tanzeinlagen zusammen mit ihren Müttern auf dem Spielfeld.
"Es freut mich, wenn es gefallen hat, und sorry an die, die ich nicht erreichen konnte. Das ist nicht immer einfach. Auf jeden Fall muss ich sagen, liebe Zuschauer, war es mir eine große, große Ehre. Tschüss und adieu." Mit diesen Worten nach dem Abpfiff des Halbfinals zwischen Frankreich und Marokko (2:0) verabschiedete sich ZDF-Stimme Béla Réthy nach weit über 30 Jahren und 10 Weltmeisterschaften als Kommentator in den Ruhestand.
Es war die Krönung seiner unglaublichen Karriere: Lionel Messi hat Argentinien zum WM-Titel getragen. Mit zehn direkten Torbeteiligungen. Mit faszinierenden Geistesblitzen. Mit gleich zwei Treffern im vielleicht besten Endspiel, das die Fußball-WM je erlebt hat. Damit tritt "La Pulga", der Floh, den entscheidenden Schritt heraus aus dem Schatten Diego Maradonas. Und wie sich die Bilder schlussendlich doch glichen: Wie 1986 Maradona, trugen die argentinischen Fans nun Messi mit dem WM-Pokal in den Händen auf ihren Schultern durch das weite Stadionrund.