Einzelkritik nach WM-Aus Note 6 für einen DFB-Star – eine Flick-Idee geht voll daneben
Beim entscheidenden WM-Spiel gegen Costa Rica erreicht kein Nationalspieler Normalform. Ein langjähriger Leistungsträger erwischt sogar einen rabenschwarzen Abend. Die Einzelkritik.
Manuel Neuer: Absolvierte seine 19. Partie bei einer Weltmeisterschaft und ist nun WM-Rekordtorhüter der Männer. Bekam im ersten Durchgang lange keinen Schuss auf seinen Kasten, ehe er nach Rüdigers Aussetzer mit starkem Reflex parierte (43. Minute) und den Ausgleich verhinderte. Beim Ausgleich mit Aktien, ließ den Ball zu einfach nach vorne klatschen (58.). Schlug sich das 1:2 quasi selbst rein. Es war wohl das letzte WM-Spiel seiner Karriere. Note 4
Joshua Kimmich: Startete überraschend als rechter Verteidiger. Erstmals auffällig mit einer tollen Flanke auf Müller (9.). Prüfte Navas aus der Ferne (35.), ansonsten mit wenig Einfluss auf das deutsche Offensivspiel, dazu mit schwachen Standards. Wurde seiner Führungsrolle nicht gerecht. Note 5
Niklas Süle: Verschätzte sich bei einem hohen Ball der Costa Ricaner (8.), Neuer war aber zur Stelle. Unkonzentriert bei einer Hereingabe von rechts, als er eine Flanke viel zu lässig durchrutschen ließ (44.). Im Abwehrverbund mit einer schwachen Leistung. Note 5
Antonio Rüdiger: Der deutsche Abwehrchef stand sehr weit aufgerückt und versuchte immer, mit seinen Pässen auf außen das Bollwerk der Costa Ricaner auseinanderzuziehen. Gewann die wenigen Kopfballduelle, die er führen musste. Dann mit kapitalem Ballverlust, den Neuer stark ausbügelte (43.). Viel zu passiv beim Ausgleich. Verpasste knapp das 2:1 (62.). Beim 1:2 vogelwild wie die gesamte Abwehr. Note 5
David Raum (bis 67.): Seine erste starke Offensivaktion brachte die Führung. Der Leipziger flankte passgenau auf Gnabry, der freistehend einnickte (10.). Danach aber in der Defensive immer wieder mit Leichtsinnsfehlern und Ungenauigkeiten. Sein kapitaler Fehlpass führte zum 1:1, bei dem die Abwehr kollektiv schlecht aussah. Machte nach 66 Minuten für Doppeltorschütze Havertz Platz. Note 5
Leon Goretzka (bis 45.): Prüfte Costa Ricas Navas mit einem tückischen Kopfballaufsetzer (15.). Ansonsten lief die Partie sehr am 27-Jährigen vorbei. Für ihn kam zur Pause Klostermann, Kimmich rückte wieder ins Zentrum. Wirkte angeschlagen. Note 4
Ilkay Gündogan(bis 55.): Schlampiger Fehlpass (16.), der aber ohne Folgen blieb. Schöner Diagonalpass auf Gnabry (27.). Ansonsten als zentraler Ballverteiler im Mittelfeld ohne Effekt. Wurde nach 55 Minuten für Füllkrug geopfert, der mehr Offensive bringen sollte. Note 4
Leroy Sané: Erster Startelfeinsatz des Münchners bei dieser WM. Zunächst mehr damit beschäftigt, seine Mitspieler in Szene zu setzen, wie bei seinem tollen Diagonalpass auf Gnabry (20.). Ließ einen Ball durchrutschen, arbeitete danach aber fleißig zurück nach hinten (27.). Kam kurz vor der Pause auch mal selbst zum Abschluss, schoss aber klar übers Tor (45.). Sein Abschluss wirkte schon fast wie eine Verzweiflungstat (55.). Verlor mehr und mehr den Faden, sinnbildlich sein verunglückter Pass auf Müller (64.). Bereitete noch das 4:2 von Füllkrug vor (90.+3.). Note 4
Jamal Musiala: Mit dem ersten gefährlichen Abschluss für Deutschland (2.), sein strammer Schuss geriet aber zu zentral. Starkes Dribbling im Strafraum, verpasste den Abschluss (7.). Mit guten Dribblings, aber manchmal zu sehr mit dem Kopf durch die Wand. Traf zweimal nur den Pfosten (61., 65.). Musste im deutschen Spiel viel zu viel Verantwortung tragen. Ihm gehört die Zukunft, aber er muss an seinem Torschuss arbeiten. Oft ein Haken zu viel. Note 3
Serge Gnabry: Startete dieses Mal auf der linken Offensivseite. Prüfte Navas früh (4.), stand zuvor aber klar im Abseits. Machte es sechs Minuten später besser und erzielte mit einem präzisen Kopfball die deutsche Führung. Arbeitete immer wieder gut zurück und wurde von seinen Mannschaftskollegen gesucht. Erzirkelte fast das 2:0 (40.). Bereitete Havertz‘ 3:2 vor. Am Ende platt. Note 3
Thomas Müller (bis 67.): Bekam den Vorzug vor Niclas Füllkrug. Prallte nach 15 Sekunden mit dem Kopf mit Costa Ricas Borges zusammen, konnte aber weitermachen. Mit der Riesenchance aufs 1:0, köpfte aber einen Meter rechts am Tor vorbei (9.). Als Anspielstation wirkungslos. Bezeichnend sein Pass ins Nichts kurz nach Wiederanpfiff (47.). Für ihn kam Götze (67.). Note 6
Lukas Klostermann (ab 45.): Kam für den (angeschlagenen) Goretzka und rückte für Kimmich auf rechts. Dort mit wenig Einfluss auf das deutsche Offensivspiel. Hinten anfällig wie die gesamte deutsche Mannschaft. Note 5
Niclas Füllkrug (ab 55.): Sollte als Sturmspitze für mehr Torgefahr sorgen. Bediente Havertz, der das 2:2 erzielte. Hatte das 3:2 auf dem Fuß (76.), doch Navas parierte sensationell. Erzielte das 4:2 kurz vor Schluss, das am Ende aber bedeutungslos war (89.). Note 3
Mario Götze (ab 67.): Sollte für mehr Kreativität in der deutschen Offensive sorgen. Blieb aber so gut wie ohne Wirkung, im dichten Zentrum Costa Ricas sehr nach außen gedrängt. Note 5
Kai Havertz (ab 67.): Erzielte nach seiner Einwechslung zwei wichtige Tore für Deutschland (73., 85.), die das deutsche Aus aber auch nicht verhinderten. Note 2
Matthias Ginter (90.+5): Feierte sein WM-Debüt und wurde von Flick davor bewahrt, den traurigen WM-Rekord von 13 Spielen ohne Einsatz einzustellen. Ein Gnadenakt Flicks, mehr nicht. Ohne Note