Einzelkritik nach Remis gegen England: Nur ein DFB-Spieler mit Bestnote
Die deutsche Nationalmannschaft hat den ersten Nations-League-Sieg in diesem Jahr knapp verpasst. Auch wenn das DFB-Team teils ansehnlichen Fußball zeigte, war der beste Mann ein Defensivprofi.
Manuel Neuer: Erstmals in der 7. Minute gefordert, als er einen Distanzschuss der Engländer parierte. Dann lange Zeit ohne Beschäftigung, aber immer anspielbereit für seine Hintermannschaft. Aufmerksam in der Nachspielzeit, als er Sakas Schuss aus spitzem Winkel zur Ecke klärte. Auch bei weiteren Chancen der Gäste immer präsent und mit starken Paraden, wie in der 76. Minute, als er sensationell das 1:1 verhinderte. Beim Elfmetergegentor machtlos. Note 1
Lukas Klostermann: Starkes Vorrücken des Leipzigers (37.), doch sein anschließender Pass in die Spitze geriet zu ungenau. Bemüht darum, Akzente nach vorne zu setzen, musste sich nach ordentlichem Beginn verstärkt um den schnellen Raheem Sterling kümmern. Wichtig sein Klären zur Ecke gegen Sterling (75.). Manchmal etwas zu unaufmerksam, was hinter seinem Rücken geschah. Note 3
Antonio Rüdiger: Der Neu-Madrilene mit einer etwas merkwürdigen Vorstellung. Leistete sich diverse Risikopässe, die aber keine unmittelbaren Konsequenzen nach sich zogen. Gewann dafür aber immer wieder wichtige Zweikämpfe und klärte in gefährlichen Situationen. Dazu gewohnt stark im Spielaufbau. Note 3
Nico Schlotterbeck: Ganz starke Anfangsphase des Neu-Dortmunders, der damit zunächst nahtlos an seine überragende Leistung im DFB-Pokalfinale gegen Leipzig anknüpfte. Sicher im Stellungsspiel, stark in den Zweikämpfen. Baute dann Mitte der ersten Halbzeit ab, leistete sich diverse schlampige Pässe. Im zweiten Durchgang dann wieder stabiler, verursachte kurz vor Ende allerdings den Elfmeter, der zum 1:1 führte (88.). Note 3
Jonas Hofmann (bis 65.): Starkes Nachsetzen des Gladbachers, der Kieran Trippier dazu zwang, den Ball ins Toraus zu spielen. Rückte immer wieder ins Zentrum ein, was seinem Hintermann Klostermann das Leben schwer machte. Erzielte das vermeintliche 1:0 (23.), stand beim langen Ball von Schlotterbeck aber im Abseits. Kurz nach Pausentee dann tatsächlich mit der Führung (51.), als er sich galant drehte und trocken vollendete. Durfte kurz darauf duschen gehen. Note 2
Joshua Kimmich: Nimmt der Sechser des FC Bayern oft und gerne die Rolle des Spielgestalters ein, nahmen ihn die Engländer am Dienstag zu Beginn fast komplett aus dem Spiel. In der Offensive kaum mit Impulsen, half der 26-Jährige aber immer wieder gewinnbringend in der Defensive aus. Im zweiten Durchgang dann mit mehr gestalterischen Möglichkeiten. Traumpass auf Hofmann, der zum 1:0 führte (51.). Note 3
Ilkay Gündogan (bis 83.): Wie so oft zuletzt im DFB-Dress mit einer etwas teilnahmslosen Vorstellung. Wurde von seinen Nebenleuten wenig gesucht und schlich dadurch mehr durchs Mittelfeld. Gegen Ende von Durchgang eins dann aktiver, ließ seine Passstärke aber zu selten aufblitzen. Gefährlicher Ballverlust, als er am eigenen Sechzehnmeterraum ins Dribbling ging (62.). Hatte oft die Chance, einen riskanten Pass in die Spitze zu spielen, traute sich aber nicht. Note 4
David Raum: Interpretierte seine Rolle als linker Verteidiger in der Viererkette deutlich offensiver als noch Thilo Kehrer gegen Italien. Toller Offensivlauf kurz vor der Pause (38.), seine schwache Flanke fand aber keinen Abnehmer. Dazu auch abgeklärt bei den Offensivbemühungen der "Three Lions". Guter Auftritt des Hoffenheimers, der mit seiner tollen Flanke auf Müller beinahe das 2:0 auflegte (70.). Note 2
Thomas Müller (bis 75.): Der Weltmeister hatte mit die wenigsten Ballkontakte in der ersten Halbzeit, versuchte diese fehlende Einbindung ins Spiel mit Anlaufen wettzumachen. Im zweiten Durchgang um mehr Bindung bemüht, tat sich aber weiterhin schwer, seine Mannschaftskollegen in Szene zu setzen. Vergab aus spitzem Winkel das 2:0 (70.), musste danach runter. Note 4
Jamal Musiala (bis 65.): Starke Bewegung des Bayern-Jungstars, als er seine Gegenspieler im Mittelfeld stehen ließ (11.). Auch sonst mit viel Zug und Tempo nach vorne. Guter Abschluss kurz vor Pausentee (45.), der allerdings zu zentral geriet. Insgesamt der aktivste deutsche Offensivspieler bis zu seiner Auswechslung nach etwas mehr als einer Stunde. Note 2
Kai Havertz: Hatte den ersten Abschluss der deutschen Mannschaft zu verzeichnen, stand dabei aber wohl knapp im Abseits (2.). Schaltete blitzschnell beim Einwurf (17.) und ermöglichte damit eine Torchance für die DFB-Elf. Sonst auch besser als Sturmspitze eingebunden als zuletzt noch Chelsea-Kollege Werner gegen Italien, allerdings mit ausbaufähiger Entscheidungsfindung. Note 3
Timo Werner (ab 65. für Musiala): Rückte für Havertz in die Spitze. Zehn Minuten nach seiner Auswechslung mit der Gelegenheit zu erhöhen, bekam im Fallen aber den Ball nicht an Pickford vorbei. Sonst sehr bemüht, aber danach kaum noch mit Abschlussmöglichkeiten. Note 3
Serge Gnabry (ab 65. für Hofmann): Sollte zusammen mit dem schnellen Werner für Entlastung sorgen, kam in seinen 25 Minuten Spielzeit aber kaum zum Zug und hinterließ keinen bleibenden Eindruck. Note 3
Leon Goretzka (ab 75. für Müller): Sollte für die Schlussminuten nochmal den Sechserraum stärken. Tat dies, ohne weiter aufzufallen. Kam zu spät für eine Bewertung. Ohne Note
Leroy Sané (ab 83. für Gündogan): Blieb bei einem aussichtsreichen Konter an der englischen Abwehr hängen. Das Tor hätte aber ohnehin nicht gezählt, da sich der Videoassistent meldete. Ohne Note