Internationale Pressestimmen zu Skandalspielen von Bulgarien und der Türkei
Fans zeigen beim EM-Qualifikations-Spiel Bulgarien gegen England (l.) den Hitlergruß auf der Tribüne. Beim Spiel zwischen der Türkei und Frankreich sorgten hingegen Profis auf dem Feld für einen Skandal. Die Pressestimmen zu den Partien.
"The Guardian" (England): "Willkommen in der neuen Welt. Wir haben ein Fußballspiel erwartet. Was wir bekommen haben, war ein miserables Ereignis in einer miserablen Nacht in einem miserablen Stadion (...) vor einem miserablen Hintergrund von Beschuldigungen und bösem Blut. Am Ende hat sich das kein bisschen wie ein Sportereignis angefühlt. Es fühlte sich an wie eine offene Wunde, ein Angriff auf die grundlegende Idee von Nationen, die zusammenkommen."
"Daily Mirror" (England): "Das Traurige daran ist, dass niemand sich an den Fußball erinnern wird. Niemand wird sich an den klaren Sieg erinnern, Ross Barkleys Auftritt als bester Mann des Spiels, Marcus Rashfords fantastischen Treffer oder Raheem Sterlings genialen Doppeltreffer. Alle werden sich an eine Nacht erinnern, die eine Schande für den Fußball war."
"Blick" (Schweiz): "Skandal-Abend in der EM-Quali: Nazi-Grüße und Affenlaute bei Bulgarien – England."
"Telegraph" (England): "England hat Bulgarien mit drei Punkten, sechs Toren und einer deutlich gezogenen Linie verlassen. Diese Qualifikation für die Euro 2020 muss ein Wendepunkt sein, ein entscheidender Moment, in dem dieser 'abscheuliche rassistische Missbrauch', wie ihn der Fußballverband in seiner Erklärung sofort und unmissverständlich genannt und eine Untersuchung der Uefa gefordert hat, aufhören muss."
"Marca" (Spanien): "Das Beste für England war der Sieg, der die Niederlage gegen Tschechien am Freitag korrigiert hat. Die Mannschaft von (Gareth) Southgate kann trotz der vergeblichen rassistischen Versuche eines Teils des Publikums lächeln."
"The Independent" (England): "Es war ein Abend mit hässlichen, beispiellosen Szenen in Sofia, der so viele aktuelle Probleme im Fußball und in der Gesellschaft zur Schau gestellt hat, der sich jedoch als Meilenstein für die Zukunft erweisen könnte."
"La Stampa" (Italien): "Sie haben es wieder getan, aber in Paris und ins Gesicht Europas ist das – nach allem, was geschehen ist – schlimmer als eine Kriegserklärung. Die türkischen Spieler haben erneut mit dem militärischen Gruß gejubelt, gestern Abend beim 1:1 von Kaan gegen Weltmeister Frankreich, zur Freude der 30.000 in Saint-Denis anwesenden Fans und zur Zufriedenheit Erdogans. Der Sultan-Präsident hat die Unterstützung des türkischen Sports erbeten, wie einen patriotischen Spot, nachdem er in Syrien einmarschiert war, und die Kraftprobe seiner Fußballspieler dürfte ihn erfreut haben."
"A Bola" (Portugal): "Zum Zeitpunkt der Feier (zum Ausgleich; Anm. d. Red.) grüßten Spieler erneut, was als Zeichen der Unterstützung für das türkische Militär gewertet wurde, das eine Offensive gegen die Kurden in Syrien startete."
"Bild.de": (Deutschland): "Juve-Star ist Salutier-Boss der Türken." Damit gemeint: der Verteidiger Merih Demiral.
"La Repubblica" (Italien): "Die (türkische) Frage hat auch den italienischen Fußball ins Herz getroffen. Die Fans der Roma (AS Rom) haben einen ihrer Spieler, Cengiz Ünder, gesehen, wie er denselben militärischen Gruß über die sozialen Medien verbreitete, aber im gelb-roten Trikot. Ein Geschrei, in das die Roma nicht einstimmen wollte oder konnte, um nicht noch die Spannungen anzuheizen mit Blick auf das Auswärtsspiel der Mannschaft in Istanbul Ende November, gegen Basaksehir, der Präsident Erdogan nahestehenden Mannschaft."
"sport1.de" (Deutschland): "Türken jubeln erneut mit Militärgruß. Wie schon das Siegtor gegen Albanien feiert die Türkei auch den Ausgleich in Frankreich mit einem Militärgruß – trotz drohender Sanktionen durch die Uefa."