DFB-Team in der Einzelkritik: Note fünf: Holland erteilt der deutschen Abwehr eine Lehrstunde

Die deutsche Nationalmannschaft verlor am Freitag in Hamburg das EM-Quali-Spiel gegen die Niederlande mit 2:4. t-online.de-Reporter Luis Reiß hat die deutschen Spieler einzeln bewertet.

Manuel Neuer: Wer den Kapitän vor einem Jahr im DFB-Trikot erlebt hat, erkennt ihn möglicherweise nicht mehr wieder: damals nach langer Verletzung verunsichert, glänzt er nun wieder mit starken Paraden und Ruhe mit Ball am Fuß. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie das Spiel ohne ihn ausgegangen wäre. Note 2

Jonathan Tah: Ein bitterer Abend für den Leverkusener Verteidiger: Erst verpasste er die Flanke vor dem 1:1, dann unterlief ihm auch noch das unglückliche Eigentor zum 1:2. Tah musste auf höchstem Niveau Lehrgeld zahlen. Note 5

Niklas Süle: Der Bayer machte als zentraler Innenverteidiger noch den sichersten Eindruck in einer vor allem in der zweiten Halbzeit wackligen deutschen Abwehr. Als um ihn herum mit zunehmender Spielzeit das Chaos ausbrach, konnte er aber auch nicht mehr ordnen. Note 4

Matthias Ginter (bis 84.): Ähnlich wie Tah auf der anderen Seite wirkte auch Ginter nie völlig souverän in dieser Partie. Negativer Höhepunkt: Mit seinem Fehlpass im Spielaufbau legte er den Niederländern das spielentscheidende 2:3 auf. Note 5

Lukas Klostermann: Der Leipziger Rechtsverteidiger überzeugte mehrfach mir starken Läufen hinter die gegnerische Abwehrkette – so wie vor dem 1:0. Defensiv gemeinsam mit Nebenmann Ginter aber nicht immer auf der Höhe, über seine rechte Seite wurde es in der zweiten Hälfte viel zu häufig brenzlig. Note 4

Joshua Kimmich: Mit einem Traumpass leitete der Bayer die frühe Führung ein. Ansonsten wie gewohnt der nimmermüde Vorkämpfer im deutschen Mittelfeld. Nach einer taktischen Umstellung der Niederländer verlor er wie seine Nebenleute den Zugriff und wurde überrannt. Note 3

Toni Kroos: Normalerweise ist das Spiel mit dem Ball seine große Stärke. Doch Kroos arbeitete diesmal vor allem engagiert in der Defensive mit und scheute keinen Zweikampf. Er hat die neue Marschroute des DFB-Teams verinnerlicht – auch wenn sie seinen Fähigkeiten nicht unbedingt entgegenkommt. Elfmeter sicher verwandelt. Note 3

Nico Schulz: Anfangs nervös und mit einigen Fehlpässen, doch dann stabilisierte der BVB-Profi seine linke Abwehrseite. Auch offensiv steigerte er sich in der zweiten Hälfte und sorgte zumindest hin und wieder mit mutigen Antritten für Gefahr. Note 4

Timo Werner (bis 60.): Die deutsche Nummer neun ackerte vom eigenen bis zum gegnerischen Strafraum, mit gewohnt hohem Tempo – aber leider auch den im DFB-Trikot gewohnten Ungenauigkeiten im Konterspiel. Seine für Leipzig gezeigte Zielstrebigkeit und Treffsicherheit will sich in der Nationalelf einfach nicht einstellen. Note 4

Serge Gnabry: "Serge spielt immer", hatte Bundestrainer Löw vor der Partie gesagt. Und der Bayern-Stürmer zahlte das Vertrauen direkt mit dem Tor zum 1:0 zurück. Auch sonst enorm wichtig, weil er meist die einzige Anspielstation zwischen den niederländischen Abwehrreihen bot. Mit zunehmender Spielzeit kam dann aber kaum noch ein Ball bei ihm an. Note 2-

Marco Reus (bis 60.): Ähnlich wie im Verein sucht Reus auch im DFB-Trikot noch nach seiner Top-Form. Ihm fehlen zwar nur Kleinigkeiten – mal hat er ein falsches Timing beim Abspiel, mal eine misslungene Ballannahme. Doch die kann er mit seinem hohen Einsatz nicht komplett wettmachen. Note 4

Kai Havertz (ab 60.): Der erste Pflichtspiel-Einsatz für das deutsche Ausnahmetalent – besonders in Erscheinung treten konnte der 20-Jährige dabei aber noch nicht. Note 4

Ilkay Gündogan (ab 60.): Der Star von Manchester City belebte das deutsche Mittelfeld zwar mit Mut und Ballsicherheit – konnte die Niederlage aber auch nicht verhindern. Note 3

Julian Brandt (ab 84.): Konnte als Joker in den letzten Minuten keine Akzente mehr setzen. Ohne Note