Deutscher Coach hört in Liverpool auf Emotionales Auf und Ab: Jürgen Klopps Karriere in Bildern
Jürgen Klopp verlässt den FC Liverpool nach neun Jahren. Aus dem ehemaligen Zweitligaprofi ist mittlerweile ein Welttrainer geworden. Seine Karriere in Bildern.
Die Anfänge: Seine Karriere als Fußballer beginnt Jürgen Klopp (l.) zunächst in seiner Heimat in den Jugendmannschaften des SV Glatten und des TuS Ergenzingen. Dort spielt er 1986 auch sein erstes Jahr im Herrenbereich, wechselt in der Folge zum 1. FC Pforzheim, zu den Eintracht Frankfurt Amateuren, Viktoria Sindlingen und letztlich zu Rot-Weiss Frankfurt (Foto).
Mit den Hessen scheitert Klopp 1990 in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga am 1. FSV Mainz 05. Die Partie markiert aber indirekt den Beginn seiner Laufbahn als Profisportler. Denn die Vereinsführung des Gegners hat Gefallen an Klopp gefunden und verpflichtet ihn für die neue Spielzeit. Ab jetzt ist er Mainzer.
Klopp und Mainz: Das passt einfach von Anfang an. Elf Jahre, von 1990 bis 2001, schnürt er die Fußballschuhe für den Klub. 325-mal läuft er allein in der 2. Liga für Mainz auf, erzielt dabei 52 Tore. Dabei bekleidet Klopp jede Position, spielt zu Beginn als Stürmer, später als Mittelfeldspieler und schließlich sogar in der Verteidigung. Zeitweise führt er die Mannschaft auch als Kapitän aufs Feld.
Im Februar 2001 wird aus dem Profisportler Klopp plötzlich der Trainer Klopp. Die Mainzer Vereinsführung entlässt Übungsleiter Eckhard Krautzun und entscheidet sich dazu, Klopp als dessen Nachfolger zu installieren. Kurios: Drei Tage zuvor stand der noch als Spieler für Mainz gegen Fürth auf dem Platz. Seine letzte Partie als Profi.
Das Aufstiegsdrama, Teil 1: Klopp rettet seine Mainzer 2001 vor dem Abstieg aus der 2. Liga und spielt mit dem Team in der folgenden Saison plötzlich um den Aufstieg in die Bundesliga. Am Ende trudelt Mainz auf dem vierten Platz ein. Ein einziger Punkt fehlt auf den Drittplatzierten Bochum und damit zum Gang ins Oberhaus. Auch, weil die Rheinhessen ihr letztes Saisonspiel mit 1:3 bei Union Berlin verlieren.
Das Aufstiegsdrama, Teil 2: Noch schlimmer wird es für Klopp und sein Team ein Jahr später. Wieder landet Mainz auf Rang vier. Dieses Mal fehlt den 05ern ein einziges Tor zum Aufstieg. Weil Eintracht Frankfurt gegen Reutlingen in der Nachspielzeit zum 6:3 trifft, bleibt Mainz weiter zweitklassig. "Spätestens nach dem vierten Frankfurter Tor hatte ich da so eine Befürchtung... Die erwies sich als berechtigt", sagt Klopp später.
Das Aufstiegsdrama, Teil 3: 2004 ist es endlich geschafft. Klopp schafft mit Mainz den Sprung in die Bundesliga. Seine Mannschaft wird dieses Mal Dritter, punktgleich mit dem Tabellenvierten Energie Cottbus. Doch das Torverhältnis spricht dieses Mal deutlich für Mainz. Der Aufstieg ist perfekt. Klopp vergießt Freudentränen.
Mit Mainz sorgt Klopp in der Folge in der Bundesliga für Furore, schafft gleich im ersten Jahr den Klassenerhalt. Der erste Sieg gelingt zu Hause: ein 2:1 gegen den HSV. Dank der Uefa-Fair-Play-Wertung darf Mainz 2005 sogar erstmals am Uefa-Pokal (heute Europa League) teilnehmen.
Drei Jahre spielt der Klub Bundesliga. 2007 steigt Mainz unter Klopp dann aber ab. Der Wiederaufstieg gelingt 2008 haarscharf nicht. Zwei Punkte fehlen. Klopp legt sein Amt als Trainer der 05er im Anschluss nieder.
Lange bleibt Klopp der Trainerbank aber nicht fern. Ab Sommer 2008 übernimmt er Borussia Dortmund. Klopps erste Worte in Dortmund: "Ich freue mich sehr, dass ich hier bin. Es ist mir eine Ehre." Es ist der Beginn einer absoluten Erfolgsgeschichte.
Klopp bringt den BVB zurück in die Spur. Innerhalb weniger Jahre etabliert sich der Klub wieder in der Spitzengruppe der Liga. Dem Coach gelingt es, um junge Spieler wie Mario Götze, Mats Hummels, Shinji Kagawa und Robert Lewandowski eine homogene Truppe aufzubauen. Die Krönung folgt 2011. Dortmund wird unter Klopp deutscher Meister.
Ein Jahr später setzen Klopp und der BVB noch einen drauf. Den Dortmundern gelingt in der Bundesliga die Titelverteidigung. Dazu gewinnen sie auch noch den DFB-Pokal, demütigen im Finale den FC Bayern mit einem furiosen 5:2. Klopp ist nun als Trainer auch noch Double-Sieger.
2013 haben Klopp und der BVB dann sogar die Chance auf den größten Vereinstitel in Europa. Nachdem das Team Real Madrid im Halbfinale eliminiert hat, geht es zum Endspiel ins Londoner Wembley Stadium. Doch im deutschen Finale gegen den FC Bayern zieht der BVB dieses Mal den Kürzeren.
Klopp bleibt dem BVB danach trotzdem weiter erhalten. In Dortmund ist er längst Kult. Auch, weil der Coach an der Seitenlinie hochemotional agiert. Manchmal wird es sogar den Schiedsrichtern zu bunt. Beim Champions-Spiel in Neapel 2013 muss Klopp auf die Tribüne, nachdem er den vierten Offiziellen zähnefletschend angegangen war. Er wird später für zwei Spiele gesperrt.
In der Saison 2014/2015 beginnt der BVB-Motor unerwartet zu stottern – und wie. Klopps Mannschaft beendet die Hinrunde im Tabellenkeller, ist phasenweise sogar letzter. Im April kündigt der Coach einvernehmlich mit dem Klub seinen Abschied für den Sommer an, führt seine Elf aber noch auf Rang sieben und damit ins internationale Geschäft. Das DFB-Pokal-Finale gegen Wolfsburg, Klopps letztes BVB-Spiel, verliert er mit 1:3.
Wenige Monate nach seinem Aus in Dortmund hat Klopp aber bereits wieder einen neuen Job – zum ersten Mal im Ausland. Er wird im Oktober 2015 Trainer des FC Liverpool. In Anlehnung an den exzentrischen portugiesischen Trainer José Mourinho ("The Special One"), sagt Klopp auf seiner ersten Pressekonferenz "I am the Normal One" (dt. "Ich bin der Normale").
Genau wie in Mainz und in Dortmund passt Klopp auch in Liverpool zum Klub wie die Faust aufs Auge. Doch der Erfolg will sich am Anfang noch nicht einstellen. So verliert Klopp in seiner ersten Saison das Ligapokal-Finale gegen Manchester City und das Endspiel in der Europa League gegen den FC Sevilla.
Klopp beginnt in der Folge, sich das Team nach seinen Wünschen zusammenzustellen. Er verpflichtet Spieler wie Sadio Mané, Mohamed Salah, Andrew Robertson, Alisson Becker oder Virgil van Dijk, die auf Jahre zu wichtigen Stützen seiner Elf werden. 2018 verliert er noch das Champions-League-Finale gegen Real Madrid. 2019 dann der große Triumph: Klopp holt mit Liverpool die Trophäe in der Königsklasse, schlägt Tottenham mit 2:0 im Endspiel.
Nach dem Titel in der Königsklasse gewinnt Klopp mit seiner Elf im selben Jahr auch noch die Klub-Weltmeisterschaft sowie den Uefa Super Cup. Doch in Liverpool sehnt man sich vor allem nach einem Pokal: der Premier-League-Trophäe. Nach 30 Jahren ohne Meistertitel ist es 2020 endlich so weit: Liverpool ist englischer Meister – dank Trainer Klopp.
Es soll nicht der letzte Titel für Klopp beim FC Liverpool bleiben. 2022 ist ein besonders gutes Jahr für die "Reds". Unter ihrem deutschen Coach gewinnen sie den Ligapokal, den englischen Supercup und den prestigeträchtigen FA Cup.
Klopp selbst erhält übrigens über die Jahre diverse Auszeichnungen für seine Arbeit. 2020 und 2022 wird er zum Fifa-Welttrainer des Jahres gekürt. Mittlerweile ist er sogar Ehrenbürger der Stadt Liverpool.
Im Januar 2024 dann der Schock für die Liverpool-Fans. Klopp wendet sich mit einer Videobotschaft an die Anhänger. "Mir geht die Energie aus", so der Trainer. Er verlässt den FC Liverpool zum Ende der Saison 2023/2024.
Klopp geht in England also auf Abschiedstournee. Und hat noch die Chance auf alle Titel in seinem letzten halben Jahr mit Liverpool. Den ersten Pokal sichert er sich bereits im Februar. Mit 1:0 siegt sein Team gegen den FC Chelsea und gewinnt damit den Ligapokal – zum zweiten Mal in der Ära Klopp. Doch auch die Meisterschaft, der FA Cup und die Europa League könnte Klopp am Ende noch holen und den Fans in Liverpool seinen Abschied damit versüßen.