Fußball-Globetrotter Lutz Pfannenstiel Er sagte Bayern ab und wurde "Welttorhüter"
Lutz Pfannenstiel ist der "Globetrotter" unter den Fußballern. Als erster Profi hat er in allen sechs Kontinentalverbänden gespielt – und damit einen ...
... Weltrekord aufgestellt. Doch nicht nur deshalb blickt er auf eine bewegte Karriere zurück. Seine Erlebnisse hat er im Buch "Unhaltbar: Meine Abenteuer als Welttorhüter" verarbeitet. Der gebürtige Bayer entdeckte ...
... bereits in jungen Jahren seine Liebe zum Fußball. Bevorzugter Aktionsradius: natürlich der Strafraum. "Ich habe ab und zu mal linker Außenverteidiger gespielt, um die Leute umzutreten", sagt Pfannenstiel heute mit einem Augenzwinkern. Im Tor ...
... stand der 1973 in Zwiesel geborene Pfannenstiel allerdings am liebsten. Er wurde U17-Nationalspieler und der FC Bayern auf ihn aufmerksam. Pfannenstiel trainierte beim Rekordmeister mit und bekam ein Angebot der Amateurmannschaft. Doch ...
... statt dieses anzunehmen, entschied er sich, direkt Profi zu werden und heuerte 1993 in Penang in Malaysia an. Wenig später ging es weiter zum FC Wimbledon nach England. Dort wurde er zu einem der drei schönsten Torhüter der Premier League gewählt. "Ich hatte Ohrringe, Pferdeschwanz und war viel im Solarium", sagt er heute mit einem Lachen. Danach ...
... ging es für Pfannenstiel weiter zu Nottingham Forest, den Orlando Pirates in Südafrika und Sembawang Rangers in Singapur, ehe er in Finnland landete. Im Norden Europas spielte der Torwart unter anderem bei Haka Valkeakoski und wurde 1998 Landesmeister. Dann ...
... zog es den Torwart zurück in die bayerische Heimat zu Wacker Burghausen, wo er Anfang 1999 drei Monate aktiv war. Doch das Fernweh packte Pfannenstiel und er wechselte erneut nach ...
... Singapur zu Geylang United. Dort wurde er wegen angeblicher Spielmanipulation (weil er einem Buchmacher gesagt hatte: "Ja klar gewinnen wir, wir sind im Moment gut drauf.") zu Unrecht verurteilt und kam in eines der härtesten Gefängnisse der Welt. Gewalt war an der Tagesordnung. Allein dreimal wurde ihm die Nase gebrochen. Der Fußballer fürchtete um sein Leben. Doch er wehrte sich und wurde nach dreieinhalb Monaten entlassen. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag erkannte das Urteil schließlich nicht an.
Nach Stationen in Neuseeland, England und Deutschland landete er in Bradford. Dort erlebte der Torwart am 2. Weihnachtstag des Jahres 2003 das wohl einschneidendste Erlebnis seines Lebens. Im Spiel gegen Harrogate Town kollabierten nach einem Zusammenprall seine Lungenflügel. Pfannenstiel verlor das Bewusstsein. "Aufgewacht bin ich erst mehrere Stunden später auf der Intensivstation. Zwischenzeitlich war ich dreimal klinisch tot", berichtet er: "Eine Erfahrung, die ...
... einen Menschen von Grund auf ändert." Er spielte weiter Fußball und heuerte in Norwegen (bei Baerum SK nahe Oslo) an. Danach verschlug es den Torwart nach ...
... Neuseeland (hier während eines Spiels von Otago United), Kanada, Albanien und Armenien.
2008 wechselte er zu CA Aichinger in den Süden Brasiliens. Dieser Wechsel bedeutete gleichzeitig den eingangs erwähnten Weltrekord (für den ersten Spieler, der in allen sechs Kontinentalverbänden der Fifa aktiv war).
Nach einer weiteren Rückkehr nach Norwegen beendete Pfannenstiel 2011 beim Ramblers FC in Namibia seine Karriere. Im selben Jahr ...
... gab er in Passau im Dreiflüssestadion sein Abschiedsspiel, bei dem unter anderem Guido Buchwald, Pierre van Hooijdonk und Fredi Bobic dabei waren.
Bereits während der Karriere beschäftige sich Pfannenstiel mit Umweltschutz und gründete die Organisation "Global United". Diese macht mit Fußballspielen an ungewöhnlichen Orten wie der Antarktis oder in Namibia (hier in der Hauptstadt Windhuk neben Ex-Nationalspieler Jens Nowotny) auf die globale Erwärmung aufmerksam. Stars wie Gaizka Mendieta, Carlos Valderrama oder Pavel Nedved unterstützen das Projekt.
Nach seiner aktiven Karriere blieb Pfannenstiel dem Fußball treu. 2011 wurde der Globetrotter (hier neben Manager Alexander Rosen) "Head of International Relations and Scouting" bei der TSG Hoffenheim.
In dieser Zeit arbeitete er auch mit Bundestrainer Hansi Flick (r.) zusammen, der von 2017 bis 2018 Sport-Geschäftsführer in Hoffenheim war und den Pfannenstiel als "guten Freund" bezeichnet.
Im Dezember 2018 wurde Pfannenstiel dann Sportvorstand von Fortuna Düsseldorf. In seiner ersten Saison schafften die Rheinländer den Klassenerhalt in der Bundesliga. Im Mai 2020 verließ er den Klub allerdings auf eigenen Wunsch. Wenig später …
… heuerte er als "Sporting Director" bei St. Louis City SC in der MLS an. Während es bei der Vorstellung noch knallig zuging und der Ex-Torwart mit einem Audi-Sportwagen ("Der hatte schon 500 bis 600 PS.") vorfuhr, stürzte er sich danach in die ...
... Detailarbeit. Pfannenstiel plante den neuen Klub quasi am Reißbrett und baute diesen von null auf – mitsamt Trainingszentrum, Stadion, Nachwuchsabteilung und Profiteam. Insgesamt investierten die Eigentümer die unglaubliche Summe von ...
... knapp einer Milliarde US-Dollar, ehe das neue Team Anfang 2023 den Spielbetrieb offiziell aufnahm – über zweieinhalb Jahre nach Pfannenstiels Dienstantritt. Und die gute Vorbereitung zahlte sich aus: "STL City SC" gewann ...
... die ersten fünf Spiele und stellte einen neuen MLS-Startrekord auf. Nicht nur deshalb fühlt sich Pfannenstiel wohl und möchte St. Louis so schnell nicht verlassen. Mit Blick auf den Beginn seiner ungewöhnlichen Laufbahn sagt er heute mit einem Lächeln: "Ich bereue das keinen Moment. Bei Bayern hätte ich nie geschafft, die Nummer eins zu werden." Ohne die Absage Anfang der 90er-Jahre hätte seine Karriere wohl eine ganze andere Richtung genommen.