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DFB-Aufgebote - Überraschungsmann Löw: Von Odonkor bis zu Promi-Rückkehrern


DFB-Aufgebote
Überraschungsmann Löw: Von Odonkor bis zu Promi-Rückkehrern

Von dpa
Aktualisiert am 19.05.2021Lesedauer: 4 Min.
Vor der WM 2006 holten Bundestrainer Jürgen Klinsmann (r) und Joachim Löw David Odonkor in den DFB-Kader.Vergrößern des Bildes
Vor der WM 2006 holten Bundestrainer Jürgen Klinsmann (r) und Joachim Löw David Odonkor in den DFB-Kader. (Quelle: Oliver Berg/dpa./dpa)
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München (dpa) - Auch bei der Nominierung seines letzten Turnierkaders verblüfft Joachim Löw mal wieder mit einigen Personalentscheidungen.

Der Bundestrainer reaktiviert für die Fußball-EM die von ihm zwei Jahre zuvor ausgemusterten 2014-Weltmeister Thomas Müller und Mats Hummels. Außerdem holt er zwei weitere Akteure nach Jahren ins DFB-Team zurück. Seit der Beförderung zum DFB-Chefcoach 2006 sorgt Löw bei der Kaderbekanntgabe regelmäßig für Staunen.

Das war schon bei der Heim-WM vor zwölf Jahren so, als Löw noch Assistent von Jürgen Klinsmann war. Das Duo überraschte mit dem rasenden Flügelstürmer David Odonkor Experten, Fans und sogar den vorher nicht unterrichten Kapitän Michael Ballack. "Er kann eine Geheimwaffe sein, weil er enorm schnell ist", bemerkte Ballack.

Die Tradition der Überraschungen hat Löw bei seinen Turnieren als Chef von der EM 2008 über den WM-Triumph 2014 bis jetzt zur EM 2021 fortgesetzt.

WM 2006 (Deutschland): Bundestrainer Klinsmann und Assistent Löw verblüffen mit der Nominierung des Dortmunders David Odonkor, dem Flügelflitzer ohne Länderspiel. Andere erwarten, sie seien dabei: Kevin Kuranyi, neben Fabian Ernst und Patrick Owomoyela der Promi unter den Gestrichenen, kann es kaum glauben, als Klinsmann ihn anruft und ausbootet: "Ich habe gelacht und gesagt: Das ist jetzt nur ein Spaß, oder?" Nee, Klinsmann scherzte nicht, es war sein Ernst.

EM 2008 (Österreich/Schweiz): Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, sorgt Bundestrainer Löw gleich für mehrere Aufreger. Er streicht Torwart Timo Hildebrand, bis dahin die Nummer 2 hinter Jens Lehmann. Hildebrand reagiert "geschockt und irritiert". In Torwart René Adler und dem Gladbacher Zweitliga-Aufsteiger Marko Marin zaubert Löw dafür zwei Länderspiel-Neulinge aus dem Hut.

WM 2010 (Südafrika): Löw überrascht bei seiner vorläufigen 27-Mann-Liste mit den Neulingen Holger Badstuber und Dennis Aogo. Beide schaffen es auch in den 23-Mann-Kader für Südafrika. Torwart-Veteran Jörg Butt vom FC Bayern ersetzt den verletzten René Adler. Drei Spieler muss Löw "maßlos" enttäuschen: Für Thomas Hitzlsperger, Marcel Schäfer und Christian Gentner ist kein Platz.

EM 2012 (Polen/Ukraine): Immer was Neues bei Löw: Diesmal nominiert er nicht drei, sondern vier Torhüter. Der Gladbacher Marc-André ter Stegen darf die etablierten Kollegen herausfordern. Schalke-Talent Julian Draxler ist der andere Kaderneuling. Beide schaffen es nicht in das endgültige Turnieraufgebot. Zur gestrichenen Prominenz zählt unter anderen der erfahrene Mittelfeldspieler Simon Rolfes.

WM 2014 (Brasilien): Torjäger Mario Gomez und Torwart René Adler fehlen im zunächst 30-köpfigen Aufgebot. "Das ärgert mich unendlich", klagt Gomez. "Mario hat seit September nur 280 Minuten gespielt", begründet Löw. Die einstige Stammkraft Marcel Schmelzer fliegt im Trainingscamp raus, auch Kevin Volland und Shkodran Mustafi erwischt es. Abwehrspieler Mustafi wird dann doch Weltmeister, weil sich Marco Reus im letzten Testspiel vor dem Abflug nach Brasilien verletzt und Löw dafür auf den letzten Drücker doch noch Mustafi mitnimmt.

EM 2016 (Frankreich): Löw beruft vier Youngster in das vorläufige 27-Mann-Aufgebot: Julian Brandt, Joshua Kimmich, Julian Weigl und Leroy Sané. Für vier Weltmeister - Torhüter Ron-Robert Zieler sowie Matthias Ginter, Christoph Kramer und Erik Durm - ist kein Platz. Der Hammer aber folgt erst im Trainingslager in der Schweiz: Neben Karim Bellarabi, Julian Brandt und Sebastian Rudy streicht Löw auch Marco Reus aus dem endgültigen EM-Kader. "Er hat massive gesundheitliche Probleme. Er kann nur geradeaus laufen", lautet Löws Begründung.

CONFED CUP 2017 (Russland): Für den WM-Probelauf mit acht Nationen nominiert Löw den radikalsten Turnierkader seiner DFB-Amtszeit. Er verzichtet auf alle gestandenen Weltmeister und gibt jungen Akteuren wie Timo Werner eine Chance. Dazu feiern die Senioren Lars Stindl und Sandro Wagner ein spätes DFB-Debüt. Kann das gut gehen? Ja - und wie! Das von Draxler angeführte Perspektivteam holt in Russland den Titel: Stindl schießt beim 1:0 im Finale gegen Chile das Siegtor.

WM 2018 (Russland): Löw holt den Länderspiel-Neuling Nils Petersen aus der Kiste. Im reifen Alter von 29 Jahren darf er sich im Trainingscamp um einen WM-Platz bewerben. Der Freiburger hat sich mit 15 Toren in der Bundesliga empfohlen. In Südtirol gibt es dann ein großes Raunen, als Löw neben Torwart Bernd Leno, Jonathan Tah und Petersen auch Jungstar Leroy Sané nach Hause schickt. "Leroy hat ein riesiges Talent, absolut", sagt Löw damals. Drei Jahre später ist der inzwischen für den FC Bayern stürmende Sané gesetzt für den EM-Kader.

EM 2021 (in elf Ländern): Löw setzt den Umbruch teilweise aus. Er holt für ein "erfolgreiches" Turnier die Routiniers Thomas Müller (31) und Mats Hummels (32) zurück. Sie sollen dem instabilen Team "Führung" und "Erfahrung" geben. Überraschend ist das DFB-Comeback von Monacos Torjäger Kevin Volland und Freiburgs Außenverteidiger Christian Günter. Langjährige Nationalspieler wie Julian Draxler, Julian Brandt oder Jonathan Tah erhalten eine Absage. "Ich weiß, wie weh man den Spielern tut und sie sich fühlen", kommentiert Löw.

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