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Fußball: Von Flitzer Odonkor bis zum geschockten Gomez


Fußball
Von Flitzer Odonkor bis zum geschockten Gomez

Von dpa
15.05.2018Lesedauer: 3 Min.
Der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann spricht mit David Odonkor.Vergrößern des Bildes
Der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann spricht mit David Odonkor. (Quelle: Oliver Berg./dpa)

Dortmund (dpa) - In den Stunden bis zur Verkündung des WM-Kaders für Russland werden die besten deutschen Fußballer mehr oder weniger aufgeregt auf ihre Handys schauen.

Ruft Joachim Löw an? Und überbringt der Bundestrainer oder einer seiner Assistenten dann eine frohe Botschaft oder das abrupte Ende eines Sommertraums? Immerhin ist der 58-jährige Löw bei seinen Turnier-Nominierungen seit seiner Beförderung zum Chefcoach 2006 stets für Überraschungen gut gewesen.

Das war schon bei der Heim-WM vor zwölf Jahren so, als Löw noch Assistent von Jürgen Klinsmann war. Das Duo erstaunte 2006 mit dem rasenden Flügelstürmer David Odonkor Experten, Fans und sogar den vorher nicht unterrichten Kapitän Michael Ballack. "Er kann eine Geheimwaffe sein, weil er enorm schnell ist", sagte Ballack damals.

Die Tradition der Überraschungen hat Löw bei seinen Turnieren als Chef von der EM 2008 über den WM-Triumph 2014 bis hin zum Confed Cup vor einem Jahr fortgesetzt. Die Deutsche Presse-Agentur blickt auf die früheren Nominierungen zurück.

WM 2006 (Deutschland): Das Trainerduo Klinsmann und Löw verblüfft mit der Nominierung des Dortmunders David Odonkor, dem Flügelflitzer ohne Länderspiel. Andere erwarten, sie seien dabei: Kevin Kuranyi, neben Fabian Ernst und Patrick Owomoyela der Promi unter den Gestrichenen, kann es kaum glauben, als Klinsmann anruft und ihn ausbootet: "Ich habe gelacht und gesagt: Das ist jetzt nur ein Spaß, oder?"

EM 2008 (Österreich/Schweiz): Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, sorgt Bundestrainer Löw gleich für mehrere Aufreger. Er streicht Torwart Timo Hildebrand, bis dahin die Nummer 2 hinter Jens Lehmann. Hildebrand reagiert "geschockt und irritiert". In Torwart René Adler und dem Gladbacher Zweitliga-Aufsteiger Marko Marin zaubert Löw dafür zwei Länderspiel-Neulinge aus dem Hut.

WM 2010 (Südafrika): Löw überrascht bei seiner vorläufigen 27-Mann-Liste mit den Neulingen Holger Badstuber und Dennis Aogo. Beide schaffen es auch in den 23-Mann-Kader für Südafrika. Torwart-Veteran Jörg Butt vom FC Bayern ersetzt den verletzten René Adler. Drei Spieler muss Löw "maßlos" enttäuschen: Für Thomas Hitzlsperger, Marcel Schäfer und Christian Gentner ist kein Platz.

EM 2012 (Polen/Ukraine): Immer was Neues bei Löw: Diesmal nominiert er nicht drei, sondern vier Torhüter. Der Gladbacher Marc-André ter Stegen darf die etablierten Kollegen herausfordern. Schalke-Talent Julian Draxler ist der andere Kaderneuling. Beide schaffen es nicht in das endgültige Turnieraufgebot. Zur gestrichenen Prominenz zählt unter anderen der erfahrene Mittelfeldspieler Simon Rolfes.

WM 2014 (Brasilien): Torjäger Mario Gomez und Torwart René Adler fehlen im zunächst 30-köpfigen Aufgebot. "Das ärgert mich unendlich", klagt Gomez. "Mario hat seit September nur 280 Minuten gespielt", begründet Löw. Die einstige Stammkraft Marcel Schmelzer fliegt im Trainingslager raus, auch Kevin Volland und Shkodran Mustafi erwischt es. Abwehrspieler Mustafi wird dann doch Weltmeister, weil sich Marco Reus im letzten Testspiel vor dem Abflug nach Brasilien verletzt und Löw dafür auf den letzten Drücker doch noch Mustafi mitnimmt.

EM 2016 (Frankreich): Löw beruft vier Youngster in das vorläufige 27-Mann-Aufgebot: Julian Brandt, Joshua Kimmich, Julian Weigl und Leroy Sané. Für vier Weltmeister - Torhüter Ron-Robert Zieler sowie die Feldspieler Matthias Ginter, Christoph Kramer und Erik Durm - ist kein Platz. Der Hammer aber folgt erst im Trainingslager in der Schweiz: Neben Karim Bellarabi, Julian Brandt und Sebastian Rudy streicht Löw auch Marco Reus aus dem endgültigen EM-Kader. "Er hat massive gesundheitliche Probleme. Er kann nur geradeaus laufen."

CONFED CUP 2017 (Russland): Für den WM-Probelauf mit acht Nationen nominiert Löw den radikalsten Turnierkader seiner DFB-Amtszeit. Er verzichtet auf alle gestandenen Weltmeister und gibt lieber jungen Akteuren wie Timo Werner eine Chance. Dazu feiern die Senioren Lars Stindl und Sandro Wagner ein spätes DFB-Debüt. Geht das gut? Und wie! Das von Julian Draxler angeführte Perspektivteam holt in Russland den Titel: Stindl schießt beim 1:0 im Finale gegen Chile das Siegtor. Pech für den 29-jährigen Gladbacher: Die WM verpasst er verletzt.

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