Schlichter Charme: Deutschlands Stadion-Perlen in der Foto-Show
Wenn es um die stimmungsvollsten Stadien Deutschlands geht, darf die frühere Bremer Brücke (hier im Jahr 2008) natürlich nicht fehlen. Klein (gut 16.000 Plätze), eng, ohne Tartanbahn und inzwischen komplett überdacht präsentiert sich das Stadion des VfL Osnabrück. Hier feierten die deutschen Fußball-Frauen 1989 vor 23.000 Fans ihren ersten EM-Titel.
Mag sein, dass das Stadion am Böllenfalltor nicht mehr in die moderne Fußball-Welt passt. Ein Hingucker ist die riesige Stehtribüne (hier noch ohne Sitzplätze im Gästeblock) in der Heimstätte des Sensations-Aufsteigers SV Darmstadt 98 aber allemal. Der Stadionname leitet sich aus Pappeln, den sogenannten Böllen ab, die hier einst standen.
Stichwort Stimmung. Legendär ist auch das Georg-Melches-Stadion (hier ein Bild aus dem Jahr 1983) von Rot-Weiss Essen. Zig-Tausende sahen Helmut Rahn, Willi Lippens und andere RWE-Idole. In den 50er Jahren galt das Stadion als äußerst modern...
...danach präsentierte es sich als Ruine mit zweieinhalb Tribünen und zwei Toren. Inzwischen ist das neue Stadion fertig und die Atmosphäre prächtig, wenn RWE in der Regionalliga spielt.
Auch der alte Bieberer Berg in Offenbach musste weichen. Das ursprüngliche Stadion entstand im Jahr 1921. Wer hier als Gast hinkam, konnte sich warm anziehen...
...denn früher gehörten Bengalische Feuer in Offenbach einfach dazu.
Im Stadion an der Alten Försterei, wo Zweitligist 1. FC Union seine Heimspiel austrägt, ist die komplette Stehplatz-Gegengerade erhalten geblieben. Das hat im Profi-Fußball heute Seltenheitswert.
Hier ist die Laufbahn noch keine Tartanbahn. Im Preußen-Stadion zu Münster hat Anfang der 50er der 100.000-Mark-Sturm um Fiffi Gerritzen gewirbelt. Unter den 15.050 Plätzen sind rund 12.000 Stehplätze, die Haupttribüne wurde 2009 modernisiert. Drittligist SC Preußen 06 spielt in der 3. Liga.
Ohne Glanz, aber mit viel Stimmung kam das Bruchwegstadion (Eröffnung: 1929) in Mainz daher. Unter allen Bundesliga-Stadien war es mit 20.300 Plätzen nicht nur das Kleinste, sondern trotz neuer Tribünen auch das am wenigsten Moderne. Der FSV Mainz 05 spielt inzwischen ein paar Kilometer weiter, mit Spiel zu besichtigen ist der Bruchweg aber noch bei Partien der zweiten Mannschaft in der 3. Liga.
Anfang der 90er Jahre bekam das Wildparkstadion eine neue Haupttribüne, ganz in bunt. Seitdem hat sich in der Heimstätte des Zweitligisten Karlsruher SC nicht mehr viel verändert. Eines der größten Spiele in diesem Stadion fand 1993 statt, als der KSC im Europacup den FC Valencia sensationell mit 7:0 aus dem Wettbewerb kegelte.
Die Grotenburg-Kampfbahn (heute: Grotenburg-Stadion, das Foto stammt aus einem Spiel gegen Wuppertal im Jahr 2005) sah unter anderem 1986 das denkwürdige 7:3 von Bayer Uerdingen im Europapokal gegen Dynamo Dresden. 34.500 Zuschauer finden hier Platz. Richtig gut besucht war es zuletzt 2004, als der heutige Oberligist KFC Uerdingen (wie Bayer nun heißt) in einem Freundschaftsspiel auf Bayern München traf.
Noch eine Kampfbahn, die heute keine mehr ist, sondern ganz friedlich als Stadion Rote Erde daherkommt. 1926 wurde es eröffnet, von 1937 an spielte dort Borussia Dortmund vor bis zu 42.000 Zuschauern.
1974 zog der BVB in das direkt angrenzende Westfalenstadion. Die alte Heimat wird heutzutage von der zweiten Mannschaft genutzt.
In der Glückauf-Kampfbahn (die immer noch so heißt) spielte der FC Schalke 04 ab 1928. Zum Teil kamen 70.000 Zuschauer. Dort wirbelte der legendäre Schalker Kreisel mit Ernst Kuzorra und Fritz Szepan, dort spielte Schalke 04 auch in der Bundesliga (hier ein Bild von der Begegnung gegen Rot-Weiß Oberhausen 1970).
1973 zog Schalke ins Parkstadion, die Glückauf-Kampfbahn wurde verkleinert. Bis 2006 spielte da die zweite Mannschaft des S04. Während der WM 2006 gab es Public Viewing im Stadion, das inzwischen Heimstätte von Teutonia Schalke-Nord ist.
Das Südweststadion in Ludwigshafen hat schon bessere Zeiten gesehen. 1952 beispielsweise kamen 83.000 Zuschauer zum Finale um die deutsche Meisterschaft zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Saarbrücken. Waldhof Mannheim trug hier in den 80er Jahren seine Bundesligaspiele aus. Von den über 40.000 Plätzen sind heute noch 6000 freigegeben. Spiele finden nur noch sehr selten statt.
Was sind eigentlich VIP-Logen? Wer diese sucht, ist im Stadion am Alsenweg (das in den 90er Jahren nach Sepp Herberger benannt wurde) eher falsch. Die alte Heimstätte von Waldhof Mannheim überzeugt durch schlichten Charme: Eine überdachte Haupttribüne, ansonsten ringsherum Stehplätze mit Wellenbrechern. Die jüngst aus der Verbandsliga abgestiegene zweite Mannschaft des SV Waldhof trägt dort die Heimspiele aus.
Auch in Mannheim ist der VfR beheimatet. Gemütlich geht es zu, wenn das Team im Rhein-Neckar-Stadion aufspielt, so wie auf dem Foto im Pokal gegen den SV Sandhausen im Frühjahr 2011. Die überdachte Haupttribüne fasst 3000 Zuschauer, insgesamt passen 12.000 rein. Doch so viele hatte der deutsche Meister von 1949 schon lange nicht mehr. In der neuen Saison ist er nur noch Verbandsligist.
Einst Waldstadion - jetzt, nach dem langjährigen Gönner benannt, Robert-Kölsch-Stadion. In der 2. Liga spielte der VfR Bürstadt in den 80er Jahren vor 12.000 Fans.
Heute ist der Verein achtklassig. Die Zuschauerzahlen haben sich in dem kleinen hessischen Ort natürlich geändert, das Ambiente aber kaum. Allein die Anzeigetafel lässt das Herz von Fußball-Romantikern höherschlagen.
Aus Kriegstrümmern entstand das 1953 eröffnete Auestadion, in dem Regionalligist KSV Hessen Kassel beheimatet ist. Es ist auch heute nach mehreren Modernisierungsphasen noch ein Mehrzweckstadion, wird z.B. auch für Leichtathletik-Veranstaltungen genutzt.
Ende Juni 2011 verschwand der FC Sachsen Leipzig aus dem Vereinsregister. Was geblieben ist, ist der Alfred-Kunze-Sportpark, seit 1992 benannt nach dem Meistertrainer von 1963/64. Dort spielt nun die BSG Chemie Leipzig (so hieß der FC Sachsen zu DDR-Zeiten) in der Landesliga. Gespielt wird in diesem Stadion seit 1920.
Trotz Laufbahn ist im Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße richtig was los. Hier trifft der Begriff "Zwölfter Mann" wirklich noch zu, wenn Zweitligist Eintracht Braunschweig am Ball ist. Bis zu 25.000 Zuschauer können dabei sein.
Schlicht, schlichter, der Eingangsbereich am Kölner Südstadion (das offiziell mit allen dazugehörigen Anlagen auf den leicht sperrigen Namen Bezirkssportanlage Köln-Süd hört). Es ist noch vergleichsweise jung (aus dem Jahr 1979), hat aber durch den heutigen Drittligisten Fortuna Köln jede Menge Zweitliga-Fußball gesehen. Immer wieder mal war ein Neubau im Gespräch, letztlich gab es aber nur Renovierungsmaßnahmen.
Klein, aber fein präsentiert sich die Tribüne vom Wormatia-Stadion des Regionalligisten aus Worms. Es ist 2008 modernisiert worden, hat aber immer noch einen altmodischen Charme. Das Fassungsvermögen liegt bei 5724 Zuschauern.
Hier ein Beispiel, wie es aussieht, wenn ein schönes, altes Stadion nicht mehr da ist: Das hier war einmal das Bökelbergstadion in Mönchengladbach.
Den Preis für das schönste Stadion Deutschlands gewinnt das Ludwigsparkstadion sicher nicht. Aber wer sehen möchte, wo sich die späteren Helden von Bern für die WM 1954 qualifizierten, muss nach Saarbrücken. Im November 1953, drei Monate nach der Eröffnung, gewann die Herberger-Elf 3:1 gegen das da noch autonome Saarland. Viertligist 1. FC Saarbrücken zieht jedoch wegen des anstehenden Umbaus vorübergehend nach Elversberg um.
Wenns mal langweilig wird auf dem Rasen, bleibt ja immer noch der Ausblick. Das Ernst-Abbe-Sportfeld des Viertligisten Carl Zeiss Jena hat sich seit der Eröffnung 1924 verändert, aber den grandiosen Blick gibt es immer noch.
A propos Aussicht. Um diese sind auch die Fans von Erzgebirge Aue zu beneiden, wenn sie aus dem Erzgebirgsstadion schauen. Auch hier steht ein Umbau an.
In einem traurigen Zustand war das traditionsreiche Poststadion in Berlin, das einst 50.000 Zuschauer beherbergen konnte, zwei Jahrzehnte lang. Hier ein Bild von 2003. Die Natur hatte sich in aller Ruhe des Stadions bemächtigt. Doch wer heute bei einem Regionalliga-Spiel des Berliner AK vorbeischaut, wird sich wundern. Aus der Ruine ist wieder ein hübsches Stadion geworden.
Im Ellenfeldstadion von Borussia Neunkirchen wurde erstmals 1912 gespielt. Das Foto stammt aus dem Jahr 1999, die überdachte Tribüne hat inzwischen Schalensitze. In den 60er Jahren gab es in Neunkirchen Bundesliga-Fußball zu sehen.
Ein Stadion auf der Anlage eines Schlosses, wer kann schon damit aufwarten? Sechstligist Westfalia Herne kann - mit dem Stadion am Schloss Strünkede aus dem Jahr 1910. In den Jahren 1950 und 1976 wurde dann Hand angelegt und u.a. die überdachte Tribüne errichtet.
Das Stadion Niederrhein in Oberhausen wurde im Jahr 1926 erbaut - und zwar auf der sogenannten "Emscherinsel", die sich herrlich gelegen zwischen Rhein-Herne-Kanal und Emscher befindet. Es ist seit jeher die Heimstätte von Rot-Weiß Oberhausen. Bis zu 21.318 Zuschauer finden an Spieltagen auf den Rängen Platz.