Foto-Show: Die größten Aufholjagden in der Fußballgeschichte
War es die eigene Überraschung? Vorschneller Hochmut? Bis heute kann keiner der Beteiligten genau sagen, warum im Herbst 1976 der VfL Bochum eine 4:0-Führung gegen den FC Bayern München noch vergeigt. 4:1, 4:2, 4:3, 4:4, 4:5, 5:5, 5:6. In Bochum spricht man trotz der epochalen Pleite noch heute vom "Jahrhundertspiel". Hier trifft Karl-Heinz Rummenigge für den FC Bayern.
Nationalmannschafts-Legende Franz Beckenbauer (2.v.re.) hatte bei der WM 1970 entscheidenden Anteil am 3:2-Sieg gegen England nach der Verlängerung. Hier gewinnt er ein Kopfballduell gegen Englands Sir Bobby Charlton. In dem Spiel steuerte der Kaiser höchstpersönlich den Treffer zum 1:2 für Deutschland bei. Uwe Seeler glich aus, Gerd Müller besorgte den Siegtreffer.
"War das das Spiel ihres Lebens?", wird Uerdingens Wolfgang Funkel (li.) zwanzig Jahre später gefragt. "Eindeutig ja." Das 7:3 von Bayer Uerdingen 1986 im Viertelfinal-Rückspiel des Europapokal der Pokalsieger wird keiner so schnell vergessen. 0:2 hat Bayer das Hinspiel bei Dynamo Dresden verloren, 1:3 liegt die Auswahl von Kalli Feldkamp in der heimischen Grotenburg nach 42 Minuten zurück, ehe die Zuschauer eines der "größten Fußballspiele aller Zeiten" zu sehen bekommen.
WM 1982, Halbfinale: 90 Minuten lang beharken sich deutsche Dauerläufer und französische Fußball-Ästheten, Toni Schumacher sorgt mit seinem Brutalo-Tritt gegen Battiston für den negativen Höhepunkt. In der Verlängerung gelingt Frankreich per Doppelschlag die scheinbar uneinholbare 3:1-Führung, ehe Rummenigge (102.) und Klaus Fischer (108., per Fallrückzieher, hier im Bild) tatsächlich noch der Ausgleich gelingt. Im Elfmeterschießen verliert Frankreich gegen Deutschland mit 7:8.
1954 feiert Fußball-Deutschland seine Helden beim "Wunder von Bern": Das WM-Finale gewinnt die deutsche Elf nach 0:2-Rückstand überraschend gegen das als unschlagbar geltende Ungarn mit 3:2. Nationalstürmer Helmut Rahn erzielt dabei zwei Treffer, das entscheidende Tor (hier im Bild) fällt erst kurz vor Schluss in der 84. Minute.
"Beckenbauer wusste am Ende nicht mehr, wo die Mittellinie ist", posaunt Seppl Pirrung vom 1. FC Kaiserslautern. Pirrung kann es sich 1973 nach dem 12. Bundesliga-Spieltag aber erlauben, er hat gegen den großen FC Bayern soeben drei Tore geschossen. Die Roten Teufel machen aus einem 1:4 nach 57 Minuten noch ein 7:4 und sorgen für eine der größten Heldentaten auf dem legendären Betzenberg. Hier schießt Lauterns Sandberg auf das Tor von Bayern-Keeper Sepp Maier.
Zweites Gruppenspiel, Champions League 1993: Werder Bremen liegt gegen den RSC Anderlecht mit 3:0 hinten. "Olé, hier kommt der SVW", singen die Fans im Weserstadion schon seit der Halbzeitpause. Erst nach 66 Minuten schafft Wynton Rufer den Anschlusstreffer, dann netzen Bratseth (72.), Hobsch (80.), Bode (83.) und wieder Rufer (89.) ein, die Hansestadt tobt. Hier stehen sich Thomas Wolter (li.) und RSC-Stürmer Danny Boffin (erzielte zwei Tore) gegenüber.
Schockstarre beim FC Bayern: ManUnited-Stürmer Ole Gunnar Solskjaer (li.) netzt im Champions-League-Finale von 1999 in der 93. Minute zum 2:1-Siegtreffer ein, Bayern-Keeper Kahn (re.) ist machtlos. Dieses "Last-Minute-Tor" geht in die Geschichte des Fußballs ein und verfolgt die Münchner bis heute. Kurz vorher trifft Teddy Sheringham in der 92. zum Ausgleich, nachdem Bayern nach Baslers Tor bis zur 90. Minute mit 1:0 in Führung liegt.
Was hat dieses CL-Finale von 2005 eigentlich nicht gehabt? AC Mailand gibt gegen den FC Liverpool ein 3:0 aus der Hand und verliert im Elfmeterschießen mit 2:3. Erst der frühe Treffer von AC-Ikone Maldini, dann Doppelschlag von Crespo. Jubelnde Italiener, die sich in der Halbzeitpause Sieger-Shirts überstreiften. Dann kommt Dietmar Hamann, mit gebrochenem Zeh. Es folgen drei Liverpool-Tore in sechs Minuten. Hier hält Jerzy Dudek einen Elfmeter gegen Milan-Star Andrea Pirlo.
Das legendäre Dreigestirn von Olympique Marseille: Fabrizio Ravanelli, Laurent Blanc und Christophe Dugarry (v.li.n.re.) haben 1998 erheblichen Anteil am Liga-Sieg gegen den HSC Montpellier. Nach einem 0:4-Rückstand dreht Olympique die Partie. Dugarry trifft doppelt und Blanc entscheidet mit seinem verwandelten Elfmeter in der 90. Minute das Spiel.
Olympique Marseille gewinnt 2011 den Supercup gegen Meister und Pokalsieger OSC Lille, und wie: Der Vize-Champion liegt fünf Minuten (!) vor dem Ende noch 1:3 zurück, kurz vor Schluss steht es 5:4. Zunächst sorgen Morel und Remy (86. und 87.) für den Ausgleich, dann trifft Andre Ayew (im Bild) per Elfmeter (90.+2). Lille gleicht aus, bevor Ayew in der 95. Minute einen weiteren, von seinem Bruder Jordan herausgeholten, schmeichelhaften Elfmeter zu seinem zweiten Tor und zum Siegtreffer nutzte.
1957: Mit 5:1 führt Huddersfield Town eine halbe Stunde vor dem Abpfiff – und das in Überzahl. Dann kommt Johnny Summers: Der Flügelstürmer von Charlton Athletic legt nach seinem Anschlusstreffer in einem wahren Rausch der Genialität vier weitere Tore nach, darunter ein Hattrick innerhalb von sechs Minuten. Zwei Minuten vor dem Ende führt Charlton, als Huddersfield noch ausgleicht. Im Gegenzug gelingt Ryan der Siegtreffer (Hier ein Team-Bild von Charlton Athletic von 1953).
Beim Spiel um die Norddeutsche Meisterschaft 1957/58 trifft der Hamburger SV auf Eintracht Braunschweig. Das Spiel findet wegen einer Platzsperre in Bremen statt, da HSV-Ikone Uwe Seeler beim Spiel gegen Bremerhaven vom Platz gestellt wurde und die Zuschauer den Platz stürmten. Der HSV liegt 0:4 hinten, ehe Jupp Posipal (2.v.li.) und Seeler richtig aufdrehen. Die Hanseaten gewinnen am Ende mit 6:4 und werden zum 20. mal Norddeutscher Meister.
Im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden am 16. Oktober 2012 in Berlin gibt es bei der deutschen Nationalmannschaft lange Gesichter. Eine Stunde lang spielt die DFB-Elf mit den Gästen Katz und Maus, liegt mit 4:0 vorne und hätte sogar noch höher führen müssen. Doch dann dreht Schweden die Partie und schafft nach einer furiosen Aufholjagd gegen völlig konsternierte Nationalspieler noch ein 4:4.