EM 2016: Die verschiedenen Jubel-Typen
Tooooooor! Bei dieser EM sind zwar bislang verhältnismäßig wenige Treffer gefallen, der Jubel über das Erfolgserlebnis ist allerdings sehr vielfältig. Hier eine Typologie der Tor-Jubler.
Der Baby-Jubler. Ein Klassiker. Der Torschütze steckt sich, wie hier der Franzose Antoine Griezmann, den Finger wie einen Schnuller in den Mund. Alternativ bewegt er seine Arme wie eine Babyschaukel. Die Botschaft ist klar: Ein Gruß an den Nachwuchs oder die für alle sichtbare Kunde, dass der Torschütze bald Vater wird.
Der Anspringer. In der Regel hat er das Tor nicht mal selbst erzielt, schwingt sich aber auf den Schultern des Schützen in die Höhe - wie hier Jerome Boateng mit Shkodran Mustafi.
"Eine typische Geste der Verbundenheit", sagt Professor Uwe Wilkesmann vom Lehrstuhl für Organisationsforschung an der TU Dortmund zum "Anspringer".
Der Tänzer. Meistens sind es die Brasilianer, die beim Torjubel elegant die Hüften kreisen lassen. Doch auch dieser Waliser, Joe Ledley (Mitte), hat den Rhythmus im Blut.
Der Wegrenner. Sobald der Ball im Netz zappelt, dreht er ab und läuft allen davon. Hier haben die Italiener Schwierigkeiten, ihren erfolgreichen Mannschaftskollegen Eder einzufangen.
"Für einen Augenblick wollen sie alleine im Fokus stehen", so die Analyse von Sportpsychologe Professor Darko Jekauc von der Berliner Humboldt-Universität. Manchmal stecke hinter dem Wegrennen vielleicht auch eine Ansage zum Aufbruch. So könne der Schütze einer Mannschaft, die hinten liegt und gerade den Anschlusstreffer erzielt hat, sagen wollen: "Jetzt drehen wir das Spiel!"
Der Rutscher. Luka Modric hat es bei seinem Siegtor für Kroatien gegen die Türkei vorgemacht: Mit Anlauf geht es auf die Knie, auf denen dann weiter Richtung Spielfeldrand gerutscht wird.
Das Rutschen zählt laut Theaterwissenschaftler André Studt von der Universität Erlangen-Nürnberg zu den neueren Varianten des Jubels. "Gerd Müller hüpfte immer. Eine vertikale Bewegung, mit der man sich größer macht." Rutschen hingegen sei eine horizontale Bewegung. Eine Entwicklung, die der Experte übrigens auch beim Tanz sieht.
Der Gestenreiche. Erst den Ball im Tor unterbringen und los geht die Show - wie hier bei Marek Hamsik, der mit seinen Händen anzeigt, dass er gerne noch lauter bejubelt werden möchte.
Häufig sind solche Gesten auch geheimnisvolle Grüße, die sich für den Zuschauer nicht entschlüsseln lassen und gerne mal an Familie oder Freunde gerichtet sind. Wir wissen nämlich nicht, was uns Belgiens Axel Witsel hier mitteilen möchte.
Das Rudeltier. Drin das Ding und auf zum Gruppenkuscheln, so wie es die Franzosen hier demonstrieren.
Albaniens erstes EM-Tor wurde ebenfalls im Kollektiv gefeiert. Das Signal, vor allem an den Gegner, lautet bei dieser Art des Jubelns: "Wir halten absolut zusammen und lassen uns nicht auseinander bringen."
Der Fannahe. Ivan Rakitic läuft nach seinem Tor gegen Tschechien sofort in die Kurve zu den kroatischen Fans.
Die Ungarn steigern diese Art des Jubels sogar noch und laufen bis in den Block, um sich von ihren Anhängern herzen zu lassen.
Der Trainerliebling. Er lässt alle anderen stehen, um sofort Richtung Bank zu seinem Coach zu laufen. So geschehen auch bei Bastian Schweinsteiger: Der zuvor verletzte Kapitän wollte unbedingt mit Joachim Löw jubeln, als er mit dem 2:0 das Spiel gegen die Ukraine entschieden hatte.
Olivier Giroud feierte sein Tor für Frankreich im Eröffnungsspiel ebenfalls mit seinem Coach Didier Deschamps.
Der Gläubige. Belgiens Romelu Lukaku streckt nach einem seiner beide Tore gegen Irland die Arme in die Höhe, zeigt und blickt dazu gen Himmel. Die Botschaft dieses Jubels ist eindeutig: Der Dank an den lieben Gott, der seinen Teil zu dem Treffer beigetragen hat.
Der Exhibitionist. Zugegeben, dieses Bild ist nicht bei der EM entstanden - Cristiano Ronaldo, Prototyp des exibitionistischen Jublers, hatte schlicht noch keine Gelegenheit, sich und seinen Körper so zu präsentieren.
Dafür zog der Kroate Ivan Perisic überschwänglich sein Trikot aus, als er mit seinem Siegtor gegen Spanien seinem Team dem Gruppensieg beschert hatte. Den UEFA-Regeln entsprechend gab es für diese Art des Jubels die gelbe Karte.
Der Akrobat. Miro Klose hat es mit seinem berühmten Salto vorgemacht, aktuell zieht allerdings kaum einer nach. Bei dieser EM gab es noch keine turnerisch wertvollen Torjubler zu sehen. Ob es an der Angst vor Verletzungen liegt?