Gesamtes Kabinett will kommen "Zeichen gegen Terror": DFB-Elf spielt gegen Elftal
Die deutsche Nationalmannschaft möchte sich nicht von Terror-Angst leiten lassen. Trotz der grauenvollen Erlebnisse in Paris am Freitagabend will das DFB-Team in Hannover zum letzten Länderspiel des Jahres gegen die Niederlande antreten (Dienstag, ab 20.30 Uhr im t-online.de Live-Ticker).
Nach der Anschlagsserie, wegen der das Weltmeisterteam die Nacht im Stade de France verbringen musste, war eine Absage der Partie gegen die Niederlande zumindest diskutiert worden.
Stattdessen wollen Kapitän Bastian Schweinsteiger und Co. ein "einstimmiges Zeichen für die Freiheit und gegen den Terror" setzen - gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und deren Kabinett.
Kabinett erwartet - Gabriel: "Nicht weichen"
Die Kanzlerin wird laut einem Regierungssprecher das Spiel vor Ort in der HDI-Arena verfolgen. Wie die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise vermeldete, sollen auf sämtliche Minister anwesend sein. Die Entscheidung erfolge als "Zeichen der Solidarität". Der geschlossene Auftritt soll klarstellen: "Gerade jetzt dürfen und werden wir nicht weichen", erklärte SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel.
Die DFB-Interimsspitze um Rainer Koch und Reinhard Rauball hatte sich bereits am Samstag für eine Austragung ausgesprochen. "Demokratie muss wehrhaft sein. Wir müssen dem Terror uns alle gemeinsam entgegenstellen. Und der Fußball hat in diesem Moment auch eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion", erklärte Koch im ZDF.
Hollands Verband begrüßt DFB-Entscheidung
Der Niederländische Fußball-Verband (KNVB) begrüßte die Entscheidung des DFB. "Wir finden die Entscheidung gut und freuen uns auf das Spiel, auch wenn Freude angesichts der schrecklichen Ereignisse von Paris im Moment sicher der falsche Ausdruck ist", sagte ein KNVB-Sprecher.
Es sei wichtig und richtig, sich dem Terror nicht zu beugen. Allerdings habe man den Deutschen auch die nötige Zeit einräumen wollen, um die Ereignisse zu verarbeiten und eine Entscheidung zu treffen. "Wir bekommen es über die Medien mit, aber diese Jungs haben es in Wirklichkeit erlebt", sagte der Schalker Klaas-Jan Huntelaar: "Fußball ist nun Nebensache."
Betend auf Matratzen in den Stadionkatakomben
Für die Weltmeister-Mannschaft ist der Klassiker gegen Oranje auch ein Schritt zurück in die Normalität. Hinter ihr liegt ein "Albtraum", wie sie das Geschehen im und um das Stade de France in ihrem offenen Brief nannte. Wegen der ungewissen Sicherheitslage mussten Spieler und Betreuer die Nacht im EM-Endspielstadion verbringen, wo ihre französischen Kollegen mit ihnen ausharrten. "Das war eine grandiose kameradschaftliche Geste", sagte Rauball.
Matratzen wurden ausgelegt, aber nur wenige fanden Schlaf. Manche beteten, andere hörten Musik oder suchten Ablenkung in Gesprächen. Nach Stunden der Ungewissheit und Sorge fuhren die deutschen Nationalspieler am Morgen zum Flughafen und flogen nach Hause zu ihren Familien.
DFB-Tross wird nach Paris zurückkehren
Bundestrainer Joachim Löw gab seinen Spielern bis Montagmorgen frei. Die meisten fuhren zu ihren Familien, während Löw mit Bierhoff und der DFB-Spitze über das weitere Vorgehen beriet. Die Entscheidung, gegen die Elftal anzutreten, fiel auch unter dem Eindruck, dass Frankreich an seiner Begegnung mit England in London festhält.
Für Teile der Nationalmannschaft wird der Schrecken von Paris jedoch bald wieder präsent werden: Am 12. Dezember wird eine Abordnung um Löw und Bierhoff zurück an die Seine reisen, wenn dort die Vorrundengruppen der EM 2016 ausgelost werden.