Champions League: Vier Zweier, aber eine Fünf – die Noten für den FC Bayern
Der FC Bayern bleibt in dieser Champions-League-Saison auch gegen Lokomotive Moskau ungeschlagen. Niklas Süle gelingt ein befreiendes Tor, Thomas Müller schaltet das Sonar ein – doch ein Superstar hadert mit sich selbst. Die Münchner in der Einzelkritik.
Manuel Neuer: Der FCB-Kapitän hatte so wenig zu tun, dass er sich warmhalten musste. Wenn gefordert, zur Stelle. Faustete einen Schuss von Dmitri Rybchinsky aus der Gefahrenzone (31.). Herrlicher Flankenball über den halben Platz auf Sané (79.), der aber – nicht nur in dieser Szene – nichts daraus machte. Note 3
Bouna Sarr: Gute Flanke nach 38 Minuten. Der Franzose wirkte deutlich mutiger und aktiver als beim Auswärtsspiel in Madrid. Bot viele Laufwege an und forderte offensiv den Ball. Einzig: Seine Flanken fanden weder Choupo-Moting noch Müller in der Box. Note 3
Jerome Boateng (bis 69. Minute): Stoisch, unaufgeregt, abgeklärt – ganz unauffälliges Spiel vom Weltmeister, was in diesem Fall einem Lob gleichkommt. Der weitgehend allein gelassene Eder sah gegen den Berliner in Münchner Diensten kein Land. Allerdings forderte die Moskauer Offensive ihn auch nicht wirklich. Note 3
Niklas Süle: Gute Torchance per Kopf nach einem Eckball (50.). Dann: Platzierter Kopfball (63.) zur Führung. Ein wichtiges Tor. Die Freude und Erleichterung über den ersten Pflichtspieltreffer in dieser Saison war der Abwehrkante (1,95 Meter) nach schwierigen Wochen anzusehen. Hinten hatte der Nationalspieler den ebenso wuchtigen Eder (1,90 Meter) im Griff. Note 2
Alphonso Davies (bis 69. Minute): Der 20-jährige Kanadier gab nach sieben Wochen Verletzungspause (Bänderriss im Sprunggelenk) sein Comeback. Nahm sich einen Ball nach dem anderen. Und so rannte der Linksverteidiger ein ums andere Mal gegen das russische Bollwerk an – etwas zu hektisch. Note 3
Leon Goretzka (bis 61. Minute): Blockte gegen Miranchuk in höchster Not und verhinderte damit den möglichen Rückstand (39.). Bei Ballbesitz schlüpfte der Ruhrpottler in die frühere Rolle des spanischen Edeltechnikers Thiago, weil er als erster Spieleröffner auf Höhe der Viererkette Verantwortung übernahm. Doch dem 25-Jährige fehlte augenscheinlich Kimmich als kongenialer Partner. Hat ohne den Schwaben deutlich mehr Mühe, der Achse nach vorn eine klare Linie zu geben. Note 3
Marc Roca: Leicht übermotiviert. Nicht zum ersten Mal. Der spanische Neuzugang bewarb sich unter Abstinenz von Leitwolf Joshua Kimmich (Reha nach Meniskusverletzung) um die Rolle als Aggressive Leader. Beeindruckte mit körperlicher Präsenz. Der 24-Jährige versteifte sich aber zu sehr auf diese Eigenschaft, sodass ihm die Leichtigkeit im Spiel abging. Note 3
Leroy Sané (bis 85. Minute): Haderte viel mit sich selbst. So ruderte der Nationalspieler nach einem missglückten Zuspiel von Sarr zum Beispiel enttäuscht mit den Armen und ließ sichtlich den Kopf hängen (34.). Insbesondere im Zusammenspiel mit dem omnipräsenten Müller hakte es. Kam nicht zum Abschluss, gegen einen Gegner, aus der unteren Champions-League-Schublade. Note 5
Thomas Müller (bis 46. Minute): Der Raumdeuter war immer und überall zu finden. Scannte mit seinem Sonar über das letzte Drittel des Platzes, immer auf der Suche nach der entscheidenden Lücke. Vertändelte nach 35 Minuten den Ball in aussichtsreicher Position. Streichelte mit einem Schlenzer das Außennetz (39.), ehe der nimmermüde Weltmeister unter die Dusche durfte. Note 2
Douglas Costa: Mit deutlich mehr Spielanteilen als Gegenüber Sané. Der Brasilianer band oft zwei, drei Gegenspieler, ging viel ins Dribbling und wechselte variabel die Flügel. Der 30-Jährige ließ aber erneut die Torgefahr aus früheren Tagen vermissen. Immerhin: Bananen-Eckball-Flanke als Vorarbeit zum Kopfballtor von Süle. Note 3
Eric Maxim Choupo-Moting: Lange nur ein mäßiger Lewandowski-Ersatz. Ließ fein für Gnabry durch (57.) – und sich in der zweiten Hälfte immer mehr fallen. Der Mittelstürmer wollte tiefer stehend den Ball abholen, was dem einstigen Pariser nicht wirklich gelang. Beim 2:0 jedoch im Stil eines echten Torjägers zur Stelle. Note 3
Serge Gnabry (ab 46. Minute für Müller): Brachte richtig viel Drive und Zielstrebigkeit ins Offensivspiel der Bayern. Vergab die doppelte Riesen-Chance zur Führung (57.). Ausbaufähig: Der Schwabe blieb im fünften Champions-League-Einsatz in dieser Saison ohne eigenen Treffer, bereitete aber den Treffer durch Choupo-Moting mit feinem Steckpass vor. Note 2
Jamal Musiala (ab 61. Minute für Goretzka) Die Entdeckung der vergangenen Wochen. Erzwang im Zweikampf die Ecke zum 1:0, die eigentlich keine war. Erkenntnis: Er steckte in der entscheidenden Situation nicht zurück. Dasselbe galt für seine Zweikämpfe, die der erst 17-jährige Engländer bemerkenswert selbstbewusst anging. Man hatte immer das Gefühl, dass es mit ihm das Überraschungsmoment geben kann. Note 2
Lucas Hernández (ab 69. Minute für Davies): Der französische Weltmeister hatte einen kurzen und ruhigen Arbeitstag. Als er kam, war der Kontrahent im Grunde schon bezwungen. Stabilisiert sich von Einsatz zu Einsatz. Dass er 80 Millionen Euro Ablöse wert sein soll, müssen die kommenden Monate zeigen. Note 3
Chris Richards (ab 69. Minute für Boateng): Der 20-jährige US-Amerikaner, Stammkraft des FC Bayern II, durfte diesmal als Innenverteidiger ran. Spielt sich langsam fest als Defensivalternative der ersten Garde. Profitierte gegen Lok davon, dass beim Moskauer Außenstürmer Miranchuk nach dem Seitenwechsel nichts mehr zusammenging. Note 3
Angelo Stiller (ab 85. Minute für Sané): Kam zu spät für eine Bewertung. Keine Note.