Einzelkritik zur Champions League: Viele Vierer für den FC Bayern
Der FC Bayern holt gegen den FC Salzburg den 15. Champions-League-Sieg in Folge. Robert Lewandowski wird zum Teilzeitarbeiter, ein Debütant ist überfordert – und Kingsley Coman der Matchwinner. Die Münchner in der Einzelkritik.
Manuel Neuer: Gewohnt sicher. Verhinderte nach 16 Minuten den Rückstand, als er im Eins-gegen-eins gegen den deutschen U21-Nationalspieler Mergim Berisha entschärfte. Kurz darauf leistete er sich eine ungewöhnliche Gelbe Karte, als er Berisha im Seiten-Aus per Ringer-Griff am Einwurf hinderte. Und noch einmal parierte er in höchster Not gegen denselben Spieler (70.). Note 2
Benjamin Pavard: Rannte in der ersten Hälfte den Salzburgern meist hinterher - wie alle Kollegen in Rot. Sorgte für Sorgen auf der Bayern-Bank, als er sich nach einem Zweikampf mit Sekou Koita ans Sprunggelenk griff. Kurz darauf wurde der Franzose ausgewechselt (62.). Note 4
Jerome Boateng: In der Spieleröffnung abgebrüht, doch wenn’s schnell wurde, wurde es bei ihm brenzlig. Mühte sich oft gegen die unbequemen Berisha und Koita, die immer wieder vielbeinig um ihn herumkreuzten. Beim 1:3 durch Berisha (73.) überhaupt nicht auf der Höhe. Durchwachsen. Note 4
David Alaba: Schwache erste Hälfte vom Österreicher gegen die Österreicher. Verschuldete mit einem schlampigen Pass auf Roca (16.) beinahe das 0:1. Segelte unter langen Bällen hindurch oder war gegen Salzburgs Shootingstar Dominik Szoboszlai (35.) viel zu spät dran. Stabilisierte sich nach dem Seitenwechsel. Note 4
Chris Richards: Ersatz-Ersatz für Alphonso Davies und Lucas Hernández. "I said look!" Boateng raunzte den 20-jährigen US-Amerikaner über die Richtmikrofone gut hörbar an. Denn: Richards, ansonsten Stammspieler in der zweiten Mannschaft (3. Liga), war beim Champions-League-Debüt richtig nervös und leistete sich manche Unkonzentriertheit. Note 4
Marc Roca: Die Frage, wer und wie der FC Bayern den verletzten Joshua Kimmich ersetzt, schwebte über der Arena in Fröttmaning. Die Wahl von Hansi Flick fiel auf den spanischen Neuzugang. Hinterließ durch viel Engagement und Laufbereitschaft einen guten Eindruck. Aber: Übermotiviert gegen Zlatko Junuzovic (66.), was ihm die Gelb-Rote Karte einbrachte. Note 3
Leon Goretzka: Gegen Salzburg war der Stratege von der Acht eher ein Arbeiter auf der Sechser-Position. Man merkte ihm sichtlich an, wie sehr ihm der kongeniale Partner und Kumpel Kimmich an seiner Seite fehlte. Zudem band Ex-Bremen-Profi Junuzovic den Nationalspieler oft im Zentrum. Note 4
Thomas Müller: "Komm einer! Komm einer! Zwei Mann!" Der Oberbayer war ohne Leader Kimmich der Boss auf dem Platz. Ein Lautsprecher sowieso. Laut wurde es durch den Weltmeister vor dem österreichischen Tor aber kaum. Immerhin: Vor dem 1:0 zwang er Salzburgs Torwart Cican Stankovic zum folgenschweren Abpraller auf Lewandowski. Note 3
Serge Gnabry: Beste Aktion: Ein Volleyschuss aus 20 Metern, der den Pfosten streichelte (9. Minute). Danach kam nicht viel. In der Halbzeitpause spielten die Bayern als Gruß an den österreichischen Gast "Der Kommissar" von Falco. Der schwäbische Kommissar stattete dem Salzburger Bermuda-Dreieck nur selten einen Besuch ab. Note 4
Kingsley Coman: Eigentor erzwungen und die Entscheidung durch Sané aufgelegt - der Franzose war Bayerns Bester an diesem Champions-League-Abend. Strahlte Spielfreude und Dynamik aus, was sich an seiner Mimik ablesen ließ. So ist der 24-Jährige ein Kandidat für den Stammplatz. Note 2
Robert Lewandowski: Lange war vom polnischen Superstar nichts zu sehen. Er nahm sich auch diesmal Pausen, offenbar um angesichts des straffen Programms Kräfte zu schonen. Aber: Als es drauf ankam, war er da. Sein 1:0 (43.) bereitete der 32-Jährige selbst mit vor. Champions-League-Tor Nummer 71 - nur Lionel Messi und Cristiano Ronaldo haben mehr. Note 2
Lucas Hernández (ab 62. Minute für Pavard): Beherzte Balleroberung vor dem 3:0 durch Sané (68.). Der Weltmeister brachte viel Schwung und Ruhe auf die linke Seite. Aber: Beim Beinahe-Anschlusstreffer durch den erst 18-jährigen Luca Sucic (84.) war er gleich zweimal zu spät dran. Note 3
Leroy Sané (ab 62. Minute für Gnabry): Der Top-Transfer der Münchner wollte zurückzahlen, das sah man dem Ex-Schalker an der Körpersprache an. Bewies beim 3:0 auf unspektakuläre Weise seine Torgefahr. War mit seiner Dynamik von den Österreichern kaum zu bändigen. Note 2
Douglas Costa (ab 78. Minute für Coman): Der Brasilianer kam zu spät für eine Bewertung. Keine Note.
Javi Martinez (ab 79. Minute für Richards): Auch der Spanier kam zu spät für eine Bewertung. Keine Note.