Lokomotive Moskau - FC Bayern – die Einzelkritik: zwei Spieler enttäuschen
Der FC Bayern müht sich in der Champions League zu einem knappen 2:1 (1:0) bei Lokomotive Moskau. Joshua Kimmich glänzt als Anführer, Kingsley Coman fehlt die Effektivität. Die Münchner in der Einzelkritik. | Von Patrick Mayer
Manuel Neuer: "Normal ist das nicht, was der da macht, dass er so einen Ball abfängt." Meinte Ex-Kollege und Neu-Experte Sandro Wagner bei DAZN, als der Weltmeister gegen Lok-Stürmer Zé Luis weit aus seinem Tor kam. In der hektischen Schlussphase musste der 34-Jährige seine Vorderleute ein ums andere Mal ermahnen. Note 3
Lucas Hernández: Hatte defensiv Probleme mit den vielbeinigen Russen und zeigte in der Rückwärtsbewegung Defizite in punkto Geschwindigkeit. Sah insbesondere beim 1:1 durch Anton Miranchuk nicht gut aus, weil seine Seite blank war (69.). Rehabilitierte sich durch die Vorarbeit beim Siegtreffer. Note 3
David Alaba: Ließ nach drei Minuten Fedor Smolov in seinem Rücken frei stehen - gefährlich. Ansonsten ein Ruhepol, auf letzter Linie stoisch, wie es den Wienern nachgesagt wird. Mit seinen Diagonalbällen verdiente sich der Abwehrchef das Prädikat österreichisch-bayerische Wertarbeit. Note 2
Niklas Süle: Vor dem Spiel lautete die Frage: Findet der Nationalspieler wieder zu seiner Form von Vor-Kreuzbandriss-Zeiten? Nach der Partie war die Antwort: Der Hesse ist auf dem Weg dorthin. Sehr präsent im Zweikampf, aber wenn es schnell wurde, mühte er sich um Übersicht. Note 3
Benjamin Pavard: Herrlicher Assist zur Führung. Identische Vorarbeit beim Pfostenknaller durch Coman (24.). Die Zuverlässigkeit in Person. Die Russen bekamen die Seite des 24-jährigen Franzosen über weite Strecken nicht in den Griff. Note 2
Joshua Kimmich: Wer ist hier der Boss? Kimmich! Konnte es selber nicht fassen, als er nach 57 Minuten den Ball aus zwei Metern nicht im Tor unterbrachte. Feine Vorarbeit beim Lattenknaller von Coman. Schließlich bewies der Schwabe Leader-Qualitäten, als er in brenzliger Situation das 2:1 erzielte (79.). Note 2
Leon Goretzka (bis 45.): Netzte bei der Führung (13.) im Stile eines Torjägers am ersten Pfosten ein. Initiator vieler Angriffe. Auf der Sechs, der Acht, der Zehn – der deutsche Nationalspieler war bis zu seiner Auswechslung zur Pause auf der Achse zwischen Abwehr und Lewandowski überall zu finden. Note 2
Corentin Tolisso: Traumhafte Vorarbeit für Vorlagengeber Pavard vor dem 1:0 (13.). Brachte im ersten Durchgang viel Spielfreude ein. Tauchte nach dem Seitenwechsel jedoch weitgehend unter. Ein Müller-Ersatz ist der 26-jährige Franzose im Zentrum so nicht. Note 3
Thomas Müller (bis 45.): Sorgte mit einer Bogenlampe für ein erstes Raunen unter den 6000 Zuschauern in Moskau (11.). Ackerte und rackerte wie eh und je. Coach Hansi Flick nahm den Oberbayern zur Pause runter, obwohl dieser keine Anzeichen von Verschleißerscheinungen offenbarte. Note 3
Kingsley Coman (bis 69.): Der Siegtorschütze aus dem Champions-League-Finale war viel am Ball. Aber er war einmal mehr nicht effizient genug. Konkret: Der Franzose vergab kurz vor dem Ausgleich die mögliche Vorentscheidung, als sein Schuss den Giebel des russischen Tores streichelte. Kurzum: Viel Kunst, wenig Ertrag. Note 4
Robert Lewandowski: Musste schmunzeln, als er nach nur acht Minuten plötzlich völlig frei am ersten Pfosten stand. Nach 63 Minuten verging ihm aber das Schmunzeln, als er trotz Foul keinen Elfmeter – oder zumindest einen Freistoß am Strafraum – bekam. Weniger zielstrebig als gewohnt. Note 3
Javi Martinez (ab 46.): Kaum im Spiel, schon mit der ersten Kopfballchance (51.). Bei Standards band der 1,92 Meter große Spanier mehrere Gegenspieler. Aber auch bei ihm galt: Wenn es richtig schnell wurde, hatte er Mühe, Schritt zu halten. Note 3
Douglas Costa (ab 69.): Nach seiner Einwechslung mit vielen Dribblings. Einzig, der Brasilianer rannte sich ein ums andere Mal im russischen Bollwerk fest. Zum Torabschluss kam die Leihgabe von Juventus Turin nicht. Note 3
Serge Gnabry (ab 46.): Der Corona-Quarantäne-Rückkehrer ersetzte den glücklosen Müller. War vor dem Tor aber nicht glücklicher. Konnte beim Sturm und Drang der Moskauer in der Schlussviertelstunde nicht mehr für Entlastung sorgen. Note 4