Deutsche Teams in CL-Endspielen
Der erste Auftritt einer deutschen Mannschaft im Endspiel des Europapokals der Landesmeister ist ziemlich spektakulär, aber leider nicht erfolgreich. 1960 stellt sich Eintracht Frankfurt dem Weißen Ballett um Alfredo di Stefano (li.) entgegen. Die Hessen bieten eine starke Leistung, kassieren aber eine legendäre 3:7-Niederlage gegen Real Madrid. Die Königlichen holen damit ihren fünften Titel in Folge.
Es dauert 14 Jahre, bis zum nächsten Auftritt eines deutschen Klubs auf der größten Bühne der Königsklasse. Der FC Bayern holt gleich im ersten Anlauf den begehrten Henkelpott, benötigt dafür aber zwei Spiele. Die erste Partie gegen Atletico Madrid endet 1:1, weil Schwarzenbeck in der 120. Minute der Ausgleich gelingt. Elfmeterschießen gibt es noch nicht, das Wiederholungsspiel zwei Tage später geht mit 4:0 an die Münchner.
Im Jahr drauf verteidigen die Bayern ihren Titel durch ein 2:0 über Leeds United. Sepp Meier hält hier gegen Billy Bremner.
Und zum Dritten: In der Liga können sich die Münchner nicht mehr motivieren, sie legen alles auf den Europapokal. Mit Erfolg: Gegen AS Saint Etienne feiern die Münchner einen knappen 1:0-Sieg. Torschütze Franz "Bulle" Roth.
Auch 1977 steht eine deutsche Mannschaft im Finale. Im Olympiastadion von Rom feiert Borussia Mönchengladbach seine Premiere im Endspiel der Königsklasse. Doch gegen den FC Liverpool haben die Fohlen um Torhüter Wolfgang Kneip und Offensivstar Jupp Heynckes mit 1:3 das Nachsehen.
Auch der Hamburger SV schafft es 1980 nicht, die Vorherrschaft englischer Klubs in Europa zu brechen. Obwohl der HSV "Mighty Mouse" Kevin Keegan (li.) in seinen Reihen hat, müssen sich die Hanseaten im Estadio Santiago Bernabeu in Madrid knapp mit 0:1 Nottingham Forest geschlagen geben.
Im Sommer 1982 kassiert der FC Bayern seine erste Endspiel-Niederlage. Der große Favorit verliert im Rotterdamer Stadion De Kuip völlig überraschend gegen Aston Villa mit 0:1. Peter White erzielt den Treffer für das Team aus Birmingham, aber Matchwinner ist Ersatztorhüter Nigel Spink, der schon nach zehn Minuten für den verletzten Stammtorhüter Jimmy Rimmer in die Partie geworfen wird und in seinem erst zweiten Spiel als Profi grandios hält.
In Athen 1983 durfte Deutschland dann wieder jubeln. Der Hamburger SV sicherte sich den Henkelpott durch ein 1:0 über das favorisierte Juventus Turin. Die Mannschaft von Ernst Happel zeigte eine grandiose taktische Leistung gegen die von Giovanni Trapattoni trainierten Italiener und gewann durch den Weitschusstreffer von Felix Magath.
Das Finale 1987 im Wiener Praterstadion sollte eigentlich die Krönungsmesse der erfolgreichen Bayern-Mannschaft der 1980er-Jahre werden. Doch nach dem 1:2 gab es bei den Hoeneß-Brüdern und den anderen Münchnern nur lange Gesichter. Stattdessen wurde es die europäische Geburtsstunde des FC Porto. Rabah Madjers spektakulärer Hackentreffer zum Ausgleich in der 77. Minute hat einen festen Platz in den Fußball-Geschichtsbüchern.
Stolze zehn Jahre machte es Borussia Dortmund besser. Als erstes deutsches Team siegte der BVB im Nachfolge-Wettbewerb Champions League. Die Schwarz-Gelben setzten sich im Endspiel gegen den favorisierten Titelverteidiger Juventus Turin mit Superstars wie Zinedine Zidane oder Alessandro del Piero durch. Pikanterweise gewann Dortmund den wichtigsten europäischen Pokal im Münchner Olympiastadion.
Die schlimmstmögliche aller Niederlagen: 1999 entgleitet dem FC Bayern der sicher geglaubte 1:0-Sieg über Manchester United. Zwei Treffer der Engländer in der Nachspielzeit lassen Kahn und Co. traumatisiert im Camp Nou von Barcelona zurück.
Nur zwei Jahre später machen die Münchner ihren Seelenfrieden im Finale gegen den FC Valencia. Im San Siro von Mailand behält der FC Bayern die Oberhand, weil Oliver Kahn zum Helden des Elfmeterschießens wird.
Im Jahr drauf sichert sich Bayer 04 einen Titel, allerdings den wenig schmeichelhaften "Vizekusen". Neben der Deutschen Meisterschaft und dem DFB-Pokal verspielen Michael Ballack und Teamgefährten auch den Titel in der Königsklasse. Allerdings höchst unglücklich, denn Real Madrid hat einen Zinedine Zidane. Ein nicht zu verteidigender Geniestreich des Franzosen beschert den Königlichen den Finalerfolg.
In der Saison 2009/2010 schafft es der FC Bayern München mit Louis-van-Gaal-Fußball bis ins große Finale. Doch dort findet der holländische Trainer seinen Meister im früheren Schüler Jose Mourinho. Der Portugiese holt mit Inter Mailand seinen zweiten Titel in der Champions League nach dem Erfolg 2004 mit dem FC Porto. Matchwinner gegen die Münchner ist der Argentinier Diego Milito, der beim 2:0-Erfolg beide Treffer erzielt.
Die Niederlage zwei Jahre später in der Allianz Arena ist für die Münchner unvergleichlich schmerzhafter. Im "Finale dahoam" verliert der FC Bayern nach Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea, obwohl die biederen Engländer nur eine einzige große Torchance haben. Die nutzt allerdings Didier Drogba zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit zum 1:1-Ausgleich, nachdem München fünf Minuten zuvor den vermeintlichen Siegtreffer von Thomas Müller bejubelt hat.
2013 schnappt sich der FC Bayern dann endlich den lang ersehnten Henkelpott. Im deutschen Champions-League-Finale in Wembley gegen Borussia Dortmund bezwingen die Bayern die Borussen mit 2:1. Held des Abends ist Arjen Robben, der in der 89. Minute mit dem Siegtor seinen Finalfluch beendet und den FCB zum fünften Landesmeister-Titel schießt.