Er wurde 75 Jahre alt "Der beste Mittelstürmer aller Zeiten": Gerd Müllers Karriere
Gerd Müller war der größte Torjäger, den der deutsche Fußball je gesehen hat – und zudem einer der emsigsten Titelsammler. Als "Bomber der Nation" wurde er mehrfacher Deutscher Meister, Europapokalsieger sowie Welt- und Europameister. Am 3. November 2020 feierte er seinen 75. Geburtstag, am Vormittag des 15.8. 2021 verstarb er. t-online widmet sich seiner bewegten Karriere.
Der in Nördlingen in Bayerisch-Schwaben geborene Müller rannte von klein auf dem Ball hinterher. Beim örtlichen TSV 1861 machte er seine ersten Schritte im Verein. 1964 ging es dann zum FC Bayern nach München. Dort ...
... hatte es der Teenager zuerst nicht leicht. Coach Zlatko Cajkovski zeigte anfangs wenig Begeisterung für den gedrungenen Angreifer. "Was soll isch mit dieses Junge, diese Figur, unmöglich", sagte der über Müller.
Doch Müller setzte sich dennoch durch und schaffte an der Seite von späteren Stars wie Sepp Maier (2. v. l.) und Franz Beckenbauer (r. daneben) den Aufstieg in die Bundesliga.
Dabei machte er 33 Treffer in der regulären Saison und sechs Tore in der Aufstiegsrunde. Schon damals war abzusehen, dass er der "König der deutschen Stürmer" werden würde.
Und schon damals verband ihn eine Freundschaft mit Franz Beckenbauer, der über Müller sagt: "Wir waren nicht nur Teamkameraden, sondern verschworene Freunde. Gerd war wie ein Bruder für mich. Ich bin sicher, die Leute werden in 100 Jahren noch über Gerd Müller sprechen. Und sie werden sich dann immer noch wundern, wie er seine ganzen Tore gemacht hat. Er war ein Phänomen."
Bereits in seiner zweiten Saison beim FC Bayern gewann Müller seinen ersten Titel: den DFB-Pokal. Am 4. Juni 1966 schlugen die Münchner im Finale den MSV Duisburg mit 4:2.
Nach dem Pokalerfolg wurde in der Innenstadt zünftig mit Autokorso gefeiert. Es sollte nicht der einzige Titel Müllers mit dem FC Bayern bleiben.
1967 gewannen die Süddeutschen den Europapokal der Pokalsieger im Endspiel gegen die Glasgow Rangers mit 1:0 nach Verlängerung.
Bis zu Müllers ersten Deutschen Meisterschaft sollte es noch zwei Jahre dauern. 1969 reckte er (l., hier an der Seite von Sepp Maier) erstmals die Schale gen Himmel. Doch damit nicht genug.
Müller mauserte sich zu einem der größten Titelsammler der deutschen Fußballgeschichte. 1974, 1975 und 1976 holte er mit dem FC Bayern sogar den Europapokal der Landesmeister.
Und auch mit der deutschen Nationalmannschaft war Müller überaus erfolgreich. Er gehörte unter anderem zum Europameister-Kader von 1972, den man noch heute als wohl beste DFB-Elf aller Zeiten bezeichnet.
Der Höhepunkt seiner Karriere war allerdings die WM 1974 im eigenen Land, als ihm beim Finalsieg gegen die Niederlande in der 43. Minute ...
... der entscheidende Treffer zum 2:1-Endstand gelang. Sein späterer Jubel ist bis heute unvergessen.
Entsprechend stolz präsentierte Müller den WM-Pokal.
Doch bereits vor dem WM-Coup wurde Müller für die Öffentlichkeit ...
... immer interessanter und präsentierte sich auch mal im ...
... ausgefallenen Zwirn. Dennoch verlor er nie die ...
... Bodenhaftung, wird von ehemaligen Mitspielern noch heute aufgrund einer Bescheidenheit geschätzt.
"Gerd war ein großartiger Spieler, ein großartiger Mannschaftskollege und ist bis heute ein wunderbarer, feiner Mensch", sagte beispielsweise Uli Hoeneß über Müller.
Insgesamt spielte Müller von 1964 bis 1979 für den FC Bayern und machte für den Klub in dieser Zeit sagenhafte 1.251 Tore in 998 Spielen. Doch zum Ende seiner Karriere suchte der "Bomber" eine neue Herausforderung und wechselte zu den Fort Lauderdale Strikers in die USA.
In Florida ließ er seine sportliche Karriere ausklingen und blieb auch danach dort wohnen.
Gemeinsam mit einem befreundeten deutschen Ehepaar übernahm Müller in Fort Lauderdale das Steakhouse "The Ambry", welches später zu "Gerd Mueller’s Ambry" wurde. Doch das Geschäft lief nicht gut. Auch mit seiner Rolle als prominenter Gastgeber fremdelte Müller und verfiel dem Alkohol.
Den Kontakt zu "seinem" FC Bayern und alten Freunden wie Franz Beckenbauer (l.) und Sepp Maier (M.) verlor Müller aber nicht.
Nach fünf Jahren in den Staaten kehrte Müller mit seiner Familie zurück nach Deutschland. Seine Alkoholprobleme verstärkten sich in den folgenden Jahren. "Am Anfang hab ich das gar nicht so bemerkt, wie ich immer tiefer reinrutschte und Hilfe brauchte. Bis man mich zum Uli geschleppt hat", erzählte Müller der "Abendzeitung". Hoeneß kümmerte sich um eine Therapie und nach vier Wochen sei er trocken gewesen, so Müller.
Danach ging es zurück zum FC Bayern – und zwar ins Trainerteam. Dabei assistierte er auch seinem Freund Franz Beckenbauer (r.) in dessen Zeit als Cheftrainer.
Hauptsächlich kümmerte sich Müller um den Nachwuchs, allen voran die zweite Mannschaft. Hier war er Co-Trainer unter Mehmet Scholl (l.) und ...
... Herrmann Gerland (r.).
Außerdem war er natürlich regelmäßig bei Treffen der alten Bayern-Granden (hier neben Franz "Bulle" Roth und Franz Beckenbauer)...
... mit von der Partie. Zuletzt verschlechterte sich sein Gesundheitszustand allerdings massiv. "Er isst so gut wie nichts mehr, kann kaum mehr schlucken, liegt fast 24 Stunden im Bett, hat nur wenig wache Momente. Es ist so schön, wenn er kurz die Augen aufmacht. Er kann manchmal mit einem Wimpernschlag Ja und Nein signalisieren", sagte seine Frau Uschi Müller der "Bild".
Am Morgen des 15. Augusts 2021 verstarb Müller im Alter von 75 Jahren. Er hinterlässt seine Frau Uschi und eine Tochter.