Einzelkritik zum Bundesliga-Kracher: FC Bayern wie entfesselt – dreimal Note eins und viele Zweier
Der FC Bayern wehrt den Angriff von Herausforderer Borussia Dortmund eindrucksvoll ab. Robert Lewandowski schießt sich in neue Sphären. Und Thomas Müller müllert gewaltig. Die Einzelkritik.
Manuel Neuer: Die erste Aktion, um sich auszuzeichnen, war ein feiner Chip-Ball auf Rechtsverteidiger Pavard. Das bekommen woanders Spielmacher nicht so hin. Animierte seine Kollegen als Lautsprecher ununterbrochen. Der BVB dagegen prüfte ihn kaum. Note 3
Benjamin Pavard: Holte sich nach zerfahrener Anfangsphase die nötige Sicherheit durch seine butterweiche Vorarbeit bei der Führung durch Goalgetter Lewandowski. Der Ex-Stuttgarter kombinierte defensive Absicherung mit vereinzelten Vorstößen – wie ein echter Weltmeister. Steht in der Bundesliga (zehn Einsätze) nun schon bei vier Scorerpunkten. Note 2
Javi Martinez: Starkes Tackling gegen Ex-Kollege Mario Götze am kurzen Pfosten (11.). Der Spanier haute den Ball, gepaart mit präzisem Stellungsspiel, auch mal kompromisslos in den Münchner Abendhimmel und war bis auf eine Riesen-Chance durch Paco Alcacer nicht zu überwinden. Note 2
David Alaba: Sehr präsent, sehr wach, sehr fokussiert – der Österreicher war vom Punkt weg gut im Spiel. Nahm Thorgan Hazard mit fehlerfreiem Timing bei Zweikämpfen aus dem Spiel. Und wenn es sein musste, parallel auch noch Götze, weil er dessen Läufe vorausahnte. Mit einer Passquote von 93 Prozent erster Spieleröffner. Note 1
Alphonso Davies: Schaltete sich mutig vorne mit ein, und erhöhte damit den Druck auf die rechte Flanke der Dortmunder unnachgiebig. Viele Angriffe liefen über die Seite des 19-jährigen Kanadiers, der zwischenzeitlich auf eine bemerkenswerte Zweikampfquote von 83 Prozent kam. "Phonzie" hat bewiesen, dass er bereit für mehr ist. Note 2
Leon Goretzka: Der Ex-Schalker wirkte in der Drangphase nach der Führung, leicht nach hinten versetzt, als Dreh- und Angelpunkt beim Powerplay gegen überforderte Westfalen. Entnervte BVB-Zweikämpfer Axel Witsel und nutzte stoisch die Lücken, die Dortmunds an diesem Abend überforderter Spielmacher Julian Brandt im Mittelfeld hinterließ. Note 2
Thomas Müller: Jubelte wie ein Irrwisch beim 2:0, das der Weltmeister durch einen beherzten Lauf in Richtung Südkurve einleitete. Sternchen dafür, wie er über den gesamten Platz einen Konter der Dortmunder ablief. Note 1
Joshua Kimmich: Nach zehn Minuten mit riskantem Hackentrick an der Mittellinie, was Dortmund einen Konter ermöglichte. Danach bewies der Schwabe das zuletzt vermisste Gefühl für den richtigen Moment – einer Grätsche, eines Zuspiels, eines Laufweges. Und, dass er unter Interimscoach Hansi Flick offensichtlich verstanden hat, wie ein Stratege auf der Sechs funktioniert. Note 2
Serge Gnabry: Nahm den ganzen Mut zusammen, als er nach einer Viertelstunde bei einer verunglückten Direktabnahme am Ball vorbeisenste. Kurz nach der Pause fehlten dem 24-Jährigen nach scharfer Hereingabe am zweiten Pfosten Zentimeter. Erzielte dann aber doch noch gegen den BVB ein Tor. Note 3
Robert Lewandowski: Nach nur 40 Sekunden gegen BVB-Keeper Roman Bürki einen Tick zu spät dran. Doch dann ging die Lewandowski-Show mit dem 1:0 weiter (17.). Sein 22. Pflichtspieltor im 18 Saisonspiel! Überragend: Wie der Routinier einen langen Ball per Scherenschlag herunternahm – Akrobatik! Und dann versenkte er den Ball auch noch zu seinem 16. Bundesliga-Saisontor. Note 1
Kingsley Coman: Vergab nach Lewandowski-Finte aus kürzester Distanz. Arbeitete unermüdlich und spulte die Kilometer runter, konnte bis auf einen Distanzschuss jedoch wieder nicht die von ihm gekannte Torgefahr entwickeln. Note 3
Philippe Coutinho: Winkte nach seiner Einwechslung wie wild auf dem rechten Flügel, wurde aber nicht berücksichtigt. Stand bei Lewandowskis 3:0 zudem meterweit vor dem Polen, was mit viel Glück kein Abseits nach sich zog. Der Brasilianer suchte auch diesmal seine Rolle – vergeblich. Note: 4
Thiago: Kam für Goretzka in die Partie. Wirkte viel frischer und torgeiler als zuletzt, was er sich selbst mit dem Stolperer belohnte, der das Eigentor zum 4:0 begünstigte. Presste mit seinen schnellen Sprints die Dortmunder Abwehr bis zu deren – an diesem Abend – bitteren Ende. Note 2
Ivan Perisic: Der Kovac-Intimus ersetzte den ausgepumpten Coman und durfte an der Party seiner Kollegen teilhaben. Kam zu spät für eine Bewertung. Ohne Not.