Abschlussnoten zur Formel 1: Kurios! Ferrari rettet Note von Vettel – diese Fahrer überragten 2020
Die Saison 2020 der Formel 1 ist Geschichte. Lewis Hamilton hat die Königsklasse wieder einmal dominiert – aber wie haben sich die Fahrer dahinter geschlagen? Wer überzeugte, wer nicht? Und wie ist Vettels Saison zu bewerten? Die Abschlussnoten im Überblick.
Romain Grosjean (Haas): Der Horror-Unfall in Bahrain ließ eine schwache Saison des Franzosen im ebenso schwachen Haas in den Hintergrund geraten. Für den 34-Jährigen war es wohl das letzte Jahr in der Königsklasse. Note 5
Daniil Kwjat (Alpha Tauri): Eine schwache Saison vom Russen. Denn auch wenn Kwjat mit 32 WM-Punkten nur einen Zähler hinter Sebastian Vettel landete und in Imola auf Platz vier fuhr – zu oft enttäuschte der 26-Jährige, der meistens nur mit-, noch öfter aber nur hinterherfuhr. Und im Gegensatz zum fünf Jahre jüngeren Teamkollegen George Russell scheint bei Kwjat keine fahrerische Weiterentwicklung mehr erwartbar. Der Japaner Yuki Tsunoda wird sein Cockpit 2021 übernehmen. Note 5
Alexander Albon (Red Bull): Erstes Podium seiner Karriere beim Großen Preis der Toskana (Platz drei), dann erneut Platz drei in Bahrain, dazu jeweils zwei vierte und fünfte Plätze. Eigentlich ganz ordentlich – Problem nur, dass der 24-Jährige ausgerechnet Max Verstappen zum Teamkollegen hat, der ihn regelmäßig in Qualifyings und Rennen fast deklassierte. Insgesamt ist das so im Vergleich zu wenig. 2021 zum Testfahrer degradiert, Sergio Pérez löst ihn ab. Note 5
Valtteri Bottas (Mercedes): Der Finne hatte ein unglückliches Jahr. Zu viele Patzer, unter anderem eine Blamage mit sechs (!) Drehern in Istanbul und zweimal Platz acht in Bahrain – dass Bottas zuvor trotzdem härtester Titelrivale von Teamkollege Hamilton war, ist fast tragikomisch. Beim Rennen in Sakhir wurde ihm dann auch noch der junge George Russell als Ersatz für den an Corona erkrankten Hamilton vorgesetzt – und der hätte auch noch fast gewonnen. Sinnbildlich. Das können auch zwei Saisonsiege und der Vize-WM-Titel nicht ausbügeln. Note 4
Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo): Behielt sein Cockpit im Team, obwohl zuvor reihenweise junge Talente – auch Mick Schumacher – beim Rennstall gehandelt wurden. Auf einem Level mit seinem 41-jährigen Teamkollegen Kimi Räikkönen. Immerhin dreimal in den Punkten, darunter ein zehnter Platz in Imola – nachdem der Italiener als Letzter in das Rennen ging. Note 4
Nicholas Latifi (Williams): Null Punkte stehen am Ende der Debütsaison des Kanadiers in der Formel 1. Ein Lehrjahr für den 25-Jährigen, der sein Cockpit beim Traditionsrennstall auch 2021 behalten wird. Note 4
Kevin Magnussen (Haas): Der Däne holte im nur bedingt konkurrenzfähigen Haas einen einzigen WM-Punkt, verlor dazu das teaminterne Duell mit Romain Grosjean. Immerhin: Fuhr in Ungarn auf Platz zehn, lag im Rennen zeitweise sogar auf Rang drei. Er könnte, wenn auch das Auto könnte. Muss den Rennstall nun verlassen, Formel-1-Zukunft unklar. Note 4
Kimi Räikkönen (Alfa Romeo): Auch mit 41 Jahren hat der Weltmeister von 2007 immer noch den Speed, um mit den 20 Jahre jüngeren Kollegen mitzuhalten. Zwar schaffte es der Finne nur ganze zweimal in die Punkte und belegte am Ende WM-Platz 16, gemessen an den Umständen – ein schwacher Alfa Romeo, das Alter des Fahrers – aber noch immer respektabel. Note 4
Lance Stroll (Racing Point): Der 22-Jährige fuhr eine ordentliche Saison 2020, auch angetrieben vom starken Racing Point: Erste Pole Position in der Türkei, Platz drei in Italien und Sakhir. Der Ruf, das Cockpit habe er vor allem Papa und Team-Besitzer Lawrence Stroll zu verdanken, haftet dadurch nicht mehr ganz so hartnäckig am Kanadier. In den Leistungen aber trotzdem zu schwankend für ganz oben. Noch. Note 4
Sebastian Vettel (Ferrari): Der viermalige Weltmeister gestand vor wenigen Wochen selbst, aus dem Ferrari vielleicht nicht alles rausholen zu können. Trotzdem saß der 33-Jährige 2020 im schlechtesten Auto der Scuderia seit Jahrzehnten. Nur ein einziger Podiumsplatz, nur 33 WM-Punkte, Platz 13 insgesamt. Nur die desaströsen Vorstellungen des Teams retten den Hessen vor einer schlechteren Bewertung. Note 4
Esteban Ocon (Renault): Im Duell mit Teamkollege Daniel Ricciardo chancenlos, dazu mit vier Ausfällen in der Saison und drei Rennen ohne Punkte. Platz zwei in Sakhir – die beste Renault-Platzierung 2020 – war aber noch mal ein Erfolgserlebnis zum Schluss. Note 3
Pierre Gasly (Alpha Tauri): Der verkorkste Wechsel zu Red Bull 2019 ist längst vergessen – denn im vergleichsweise schwachen Alpha Tauri hat der Franzose 2020 gezeigt, was er kann: Sensationeller Sieg in Italien, dazu neun weitere Male in den Punkten, WM-Platz zehn – das ist der Gasly, der sich so bei Red Bull nie zeigen konnte. Note 2
Charles Leclerc (Ferrari): Im Gegensatz zu Teamkollege Sebastian Vettel verstand der Monegasse seinen Ferrari besser, fuhr regelmäßig in die Punkte und holte aus dem schwachen Auto zumindest öfter das Bestmögliche heraus als der Deutsche. WM-Platz sechs und 98 Punkte – 55 Zähler mehr als Vettel – in diesem schwachen Auto unterstreichen das Talent des 23-Jährigen, sind aber trotzdem nicht der Standard für die Scuderia. Leclerc ist da aber kein Vorwurf zu machen. Note 2
Lando Norris (McLaren): Platz drei zum Saisonauftakt in Österreich und damit direkt das erste Podest seiner jungen Karriere, dann weitere zwölf Mal in den Punkten – auch wenn der McLaren 2020 ein gutes Auto war: Für einen erst 21-Jährigen ist das richtig stark. Note 2
Daniel Ricciardo (Renault): Fast ganz heimlich, still und leise hat sich der Australier mit 119 Punkten WM-Platz fünf herausgefahren. Zwei dritte Plätze (am Nürnburgring und in der Emilia Romagna), nur ein einziger Ausfall und zwölf weitere Rennen in den Punkten – dass der 31-Jährige nächstes Jahr für McLaren fährt, könnte den Franzosen, die ihn mit dem acht Jahre älteren Fernando Alonso ersetzen, noch leid tun. Pluspunkte gibt es dafür, dass er beim Imola-GP Sieger Hamilton auf dem Treppchen dazu brachte, Champagner aus seinem Schuh zu trinken. Note 2
George Russell (Williams): Was von der Saison des jungen Briten besonders in Erinnerung bleiben wird, ist der vorletzte Grand Prix 2020, als er den an Corona erkrankten Lewis Hamilton im Mercedes vertrat – und nur durch einen dramatisch verpatzten Boxenstop des Teams den Sieg in Sakhir verpasste. Das Talent des 22-Jährigen war schon zuvor unbestritten – im unterlegenen Williams fährt Russell regelmäßig starke Qualifyings, kämpft in den Rennen hart. Eine der größten Hoffnungen der Formel 1. Note 2
Sergio Perez (Racing Point): Der große Gewinner der Saison. Man kann es gar nicht genug betonen: WM-Vierter ist der Mexikaner geworden, mit 125 Punkten. Direkt hinter Hamilton, Bottas, Verstappen. Fuhr in der Türkei auf Platz zwei, krönte sein 2020 in der Königsklasse mit dem Sieg in Sakhir, seinem ersten Erfolg überhaupt. Hat sich die Beförderung zu Red Bull 2021 redlich verdient. Note 2
Carlos Sainz (McLaren): 2021 wird der Spanier Sebastian Vettel bei Ferrari ersetzen. Schon im McLaren bewies der 26-Jährige sein Können: Platz zwei in Italien, gleich sieben Mal Platz sechs oder besser. WM-Sechster. Mehr geht kaum. Note 2
Max Verstappen (Red Bull): Hopp oder Topp fährt der Niederländer – und war 2020 die Konstanz in Person: Ein Sieg, sechs Mal Zweiter, drei Mal Dritter, nur ein Mal Platz sechs. Nur mehrere auch selbst verschuldete Ausfälle stoppten den Red-Bull-Piloten – und die Bestnote. Note 2
Lewis Hamilton (Mercedes): Elf von 17 Saisonrennen gewonnen, Michael Schumacher als Rekord-Weltmeister eingeholt, "Schumi" dazu bei den meisten Siegen überholt – ein erneut überragendes Jahr für den Briten und Mercedes. Note 1