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Wuppertal: Café bietet Arbeitslosen Perspektive und sozialen Treffpunkt


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"Hier muss jeder anpacken"
Wie ein Café Arbeitslosen dabei hilft, wieder ins Berufsleben einzusteigen


18.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Projektleiter Sebastian Pafundi und seine Mitarbeiterin Britta Wail an der Kuchentheke des Cafés "Hier & Da" in Wuppertal: Es ist von einem Ort zur Wiedereingliederung von Arbeitslosen zu einem sozialen Treffpunkt im Viertel geworden.Vergrößern des Bildes
Projektleiter Sebastian Pafundi und seine Mitarbeiterin Britta Wail an der Kuchentheke des Cafés "Hier & Da" in Wuppertal: Es ist von einem Ort zur Wiedereingliederung von Arbeitslosen zu einem sozialen Treffpunkt im Viertel geworden. (Quelle: Brüne)
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Langzeitarbeitslose haben es oft schwer, wieder einen festen Job zu finden. Ein Café in Wuppertal soll ihnen helfen, Fuß im Berufsleben zu fassen und Selbstvertrauen aufzubauen. Ein Ortsbesuch

Keiner von ihnen wollte arbeitslos werden. Schon gar nicht so lange. Denn: Wer über längere Zeit arbeitslos ist, verliert irgendwann den Anschluss an das Berufsleben. Da ist zum Beispiel Mauro aus Wuppertal. Er hatte sich lange in unterschiedlichen Berufen versucht. Seit zwei Jahren ist er arbeitslos. Für einen 56-Jährigen sei es schwierig, wieder eine vernünftige Arbeit zu finden, erzählt er im Gespräch mit t-online. Auch Lydia (34) ist seit mehreren Jahren arbeitslos. Lange hatte sie in einem Restaurant als Küchenhilfe gearbeitet zuletzt dann, bis zu ihrer Kündigung, in einer Textilfabrik. Das ist jetzt zweieinhalb Jahre her.

Doch beide, Mauro und Lydia, wollen den Anschluss keineswegs verlieren. So arbeiten sie zusammen mit zehn weiteren Kolleginnen und Kollegen, alles Langzeitarbeitslose, im Café "Hier & Da". Dort, in der Heckinghauser Straße 152 in Wuppertal, findet ein sogenanntes AGH-Projekt der GESA, eine gemeinnützige Einrichtung zur Beratung in Arbeitsangelegenheiten, im Auftrag des Jobcenters statt. Wobei das Kürzel AGH für Arbeitsgelegenheit steht, "ein arbeitsmarktpolitisches Instrument, das Arbeitslose bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt unterstützen soll", erläutert die Pädagogischen Leiterin der GESA, Maria Giesemann.

Keine festen Aufgaben

In zwei Schichten arbeiten die Kaffeehaus-Mitarbeiter in allen Bereichen des kleinen Unternehmens. "Hier muss jeder überall mit anpacken", erzählt Projektleiter Sebastian Pafundi. Es gibt keine festen Arbeitsplätze. "Die Kollegin die heute kocht, muss morgen vielleicht bügeln. Der Kollege der für die Wäsche zuständig war wird am nächsten Tag vielleicht zu Reinigungsarbeiten eingeteilt", beschreibt Pafundi das Arbeitsprinzip.

Das sei nach seiner Erfahrung der beste Weg, die Projektmitarbeiter an so ziemlich alle Aufgaben in der Gastronomie, heranzuführen. "Sie lernen recht schnell Verantwortung zu übernehmen, entwickeln Selbstbewusstsein und finden sich so schrittweise wieder in den Arbeitsalltag ein." Und das mit einem "überdurchschnittlich großem Engagement", lobt Pafundi seine Schützlinge.

Dabei ist der Verdienst nicht gerade üppig: Neben der Grundsicherung bekommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den ersten drei Monaten der AGH-Beschäftigung 1 Euro pro geleistete Stunde. Ab dem ersten Tag des vierten Beschäftigungsmonats dann 1,50 Euro.

Sozialer Treffpunkt im Quartier

An diesem Tag steht eine Gemüse-Feta Lasagne auf dem Speiseplan. Vier Euro für eine recht ansehnliche Portion. Und wer zum Nachtisch noch etwas Süßes haben möchte, für den hält die Küche auch noch eine klassische Panna Cotta bereit. Für einen Euro. Natürlich alles hausgemacht. Wie auch der Kuchen, der nachmittags noch einmal, natürlich unter Einhaltung der aktuellen Hygienebestimmungen, den Außer-Haus-Verkauf ankurbelt.

Das "Hier & Da" ist längst zu einem sozialen Treffpunkt der Menschen im Quartier links und rechts der Heckinghauser Straße geworden. "Sogar aus Elberfeld kommen sie", erzählt Walter H. (64), der, wie er stolz berichtet, seit Jahren zu den Stammgästen zählt. Er sei halt Feinschmecker erzählt er schmunzelnd. "Darum komme ich jeden Mittag hier her". Auch in Corona-Zeiten. Auch wenn er sein Essen nun mit nach Hause nehmen muss. "Schließlich wohne ich ums Eck."

"Für Gäste aus der Nachbarschaft, die nicht gut zu Fuß sind, ermöglichen wir sogar einen Lieferservice", so Pafundi. Darüber hinaus befindet sich im Café eine Erwerbslosenberatungsstelle, die anonym Ratsuchenden Hilfe in den unterschiedlichsten Lebenslagen bietet. Zweimal wöchentlich findet in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale NRW eine kostenlose Energieberatung statt. Aus dem Café ist so im Laufe der Zeit ein "sozialer Ankerpunkt" geworden, wie Maria Giesemann erzählt.

Verwendete Quellen
  • Gespräche und Eindrücke vor Ort
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