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Wuppertal: Tafel braucht dringend Spenden und Unterstützung


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"Uns hilft jede Spende"
Die Helfer der Wuppertaler Tafel brauchen selbst Hilfe


24.09.2019Lesedauer: 3 Min.
Ein Seniorin erhält ein Brot: Immer mehr ältere Bedürftige kommen zur Wuppertaler Tafel.Vergrößern des Bildes
Ein Seniorin erhält ein Brot: Immer mehr ältere Bedürftige kommen zur Wuppertaler Tafel. (Quelle: Björn Hake/Symbolbild/imago-images-bilder)

Bis zu 400 Menschen nutzen täglich die Angebote der Wuppertaler Tafel. Und die Zahl der Bedürftigen steigt weiter. Doch nun braucht auch die wohltätige Einrichtung selbst Unterstützung.

Bei Wolfgang Nielsen ist nichts gekünstelt, nichts geschönt. Deswegen käme er auch gar nicht auf die Idee, seinen vollen Schreibtisch aufzuräumen, wenn Bürobesuch ansteht. "Das ist das reale Leben", sagt er und lacht. Der 69-Jährige hat 1995 die Wuppertaler Tafel gegründet und leitet sie seitdem als 1. Vorsitzender.

Gelangweilt hat sich der Frührentner, der den Job ehrenamtlich macht, noch nie. Es gibt immer etwas zu organisieren, zu delegieren oder zu beantworten. Gesundheitlich gab es kürzlich einen Warnschuss, die Ärzte raten ihm zu mehr Ruhepausen.

Aber die Sorgen und Nöte bei der Tafel werden nicht weniger. Aktuell drängt die Reparatur des undichten Gebäudedachs. Dafür sucht die am Barmer Kleinen Werth ansässige Wohlfahrtsinstitution weitere Spender, um die Reparaturkosten in Höhe von 85.000 Euro zu stemmen. Die Arbeiten laufen schon, 45.000 Euro hat bereits die Jackstädt-Stiftung bereitgestellt, die der Tafel stets wohlwollend gegenübersteht.

Auch 20 Euro helfen schon

"Jüngst rief eine Frau an, die dafür 20 Euro spenden will", sagt Nielsen. "Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn uns hilft jede Spende." Auch die gut 300 Euro, die bei einem Benefizkonzert der Gesamtschule Barmen zusammenkamen, zählen dazu. Die Schüler wollen nun ganz genau wissen, wofür ihr Geld bei der Tafel eingesetzt wird und haben dies auch in einem Video festhalten.

Man müsse härter um Zuwendungen kämpfen, sagt der Wuppertaler-Tafel-Chef. Der Spendenmarkt habe sich verschoben. "Es kommen immer mehr Vereine in Wuppertal hinzu, es wurde zudem viel für die Flüchtlinge gespendet", so Nielsen.

"Keiner kommt gerne zu uns, der Geld in der Tasche hat"

300 bis 400 Leute, so schätzt er, nutzen jeden Tag die Einrichtung. Die meisten Besucher kommen für eine warme Mahlzeit in die Kantine. Aber auch der Tafelladen und das Sozialkaufhaus, wo zu kleinen Preisen Lebensmittel und Möbel verkauft werden, sind beliebt. Die Zahl derer, die eigentlich nicht auf die Tafel angewiesen sind, hält Nielsen für überschaubar. "Zum einen kennen wir unser Publikum. Zum anderen kommt eigentlich keiner gerne zu uns, der Geld in der Tasche hat", sagt der 69-Jährige.

Diejenigen, die es aber tatsächlich nötig haben, werden immer mehr. Stichwort Altersarmut. Das für manchen, der sein Leben lang gearbeitet habe, später die Rente zum Leben nicht mehr reiche, findet Nielsen traurig.

In der Schlange zur Essensausgabe stehen zudem Obdachlose, Hartz-IV-Empfänger, Migranten, Jugendliche und Alleinerziehende. Der Tafel-Vorsitzende weiß aber auch von einem erfolgreichen Unternehmer, der privat und finanziell aus der Bahn geworfen wurde und eine Zeit lang auf die Tafel angewiesen war. "Inzwischen geht es ihm wieder gut, aber nicht alle können sich aus Langzeitarbeitslosigkeit, Schulden oder privaten Problemen wie Alkoholsucht und Beziehungskonflikten befreien."

Probleme mit der Stadt Wuppertal

Nicht gut zu sprechen ist Nielsen auf die örtliche Politik. Die würde sich viel zu oft mit sich selbst beschäftigen. Deshalb sei seine Erwartungshaltung für Hilfestellungen aus dieser Richtung eher gering. Aber bei einem Thema will er jetzt Dampf machen: Lebensmittel anzuliefern, ohne dafür Knöllchen zu kassieren. Denn demnächst soll es auch am Elberfelder Wirmhof einmal pro Woche eine Lebensmittelausgabe geben.

Aber die dortigen Räumlichkeiten bieten nicht die Voraussetzungen dafür. Mittels eines Kühlwagens soll die Versorgung dann gewährleistet werden. Dieser müsste aber nach 11 Uhr in die Fußgängerzone einfahren, was die Polizei auf den Plan rufen wird. Deswegen soll es bald ein Gespräch mit der Stadt zu dem Problem geben.

Weniger Überwachung gewünscht

Etwas mehr Fingerspitzengefühl erhofft sich der Tafel-Macher auch von der hiesigen Lebensmittelüberwachung. "Wir können nur von Unternehmen wie Metzgereien oder Caterern zubereitete Würstchen annehmen, nicht von privaten Spendern. Deswegen gibt es auf der Elberfelder 'Platte' bei der Essensausgabe auch nur vegetarische Gerichte", sagt Nielsen.

  • Mehr Bedürftige: Tafeln besorgt über Zulauf von Kindern und Rentnern
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Intern gibt es neben dem zu reparierenden Dach, dessen Arbeiten bis Ende November abgeschlossen sein sollen, noch weitere Baustellen. Zusätzlich zu den 13 festen Mitarbeitern, drei davon in Teilzeit, den 14 Kräften, die über eine Bundesmaßnahme finanziert werden, und den bereits über 250 ehrenamtlichen Helfern, sucht er dringend weitere Unterstützer.

Der Chef verschweigt allerdings nicht, dass bei der Tafel einiges zu Bruch geht. "Bei uns passieren zu viele Unfälle, beispielsweise im Umgang mit Gabelstaplern. Da fällt dann schnell mal ein Schaden in Höhe von 2.000 Euro an. Solche Kosten machen einen fertig."

Trotz aller Probleme und Herausforderungen ruht Nielsen in sich und ist mit seiner (Lebens-)Aufgabe glücklich. "Ich bin dankbar, dass ich morgens aufwache und etwas Gutes für die Menschen tun kann."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Wolfgang Nielsen
  • Eigene Recherche
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