Projekt spaltet Wuppertal Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Seilbahn-Abstimmung
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Es ist ein umstrittenes Projekt, über das die Bürger abstimmen: Soll die Stadt eine Seilbahn durch Wuppertal bauen oder nicht? Das Ergebnis der Auszählung am Sonntag wird mit Spannung erwartet. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu dem Projekt.
Worum geht es?
Geplant ist eine Seilbahn, die den Hauptbahnhof in Elberfeld über eine Station an der Universität mit dem Schulzentrum Süd im Küllenhahn verbindet. Auf insgesamt sechs Stützen gebaut, soll die 2800 Meter lange Strecke einen Höhenunterschied von 165 Metern überwinden. Die 44 Kabinen sollen mit einer Geschwindigkeit von rund 25 km/h in 70 Metern Höhe im Umlauf unterwegs sein. Dabei könnten laut Plan pro Richtung und Stunde bis zu 3.500 Personen befördert werden. Entstanden ist die Idee als Teil von "Wuppertal 2025", einer Vision zur Stadtentwicklung.
Was soll die Seilbahn kosten?
Seilbahnen sind nicht nur in Wuppertal ein Thema. Länder wie Peru machen es vor: Dort entstehen in La Paz und El Alto bereits kilometerlange Seibahn-Netze. Die Bahnen können die großen Höhenunterschiede und Flüsse problemlos überwinden, stoßen praktisch keine Emissionen aus und sind vergleichsweise günstig. Viele Verkehrsplaner sehen dort in Seilbahnen die Zukunft.
Allein die Bürgerbefragung zu dem Thema hat die Stadt schon 250.000 Euro gekostet. Darin enthalten sind auch 10.000 Euro für Informationen der Wuppertaler zur Seilbahn. Das Projekt selbst soll laut den aktuellen Planungen mit 85 bis 90 Millionen Euro zu Buche schlagen. Bis zu 90 Prozent davon sollen aus Fördermitteln von Bund und Land bezahlt werden, so die Planer. Die restlichen zehn Prozent der Gesamtkosten wollen die Stadtwerke mit einem günstigen Kommunalkredit finanzieren.
Was sagen die Seilbahn-Gegner?
Das Projekt spaltet die Stadt wie kein anderes. Schon in einem sehr frühen Stadium formierte sich Widerstand von Bürgern, die sich nicht in ihre Gärten, Balkons oder Fenster schauen lassen wollen.
Gegen den Plan ist auch die Initiative „Seilbahnfreies Wuppertal“. Sie bezeichnet das Projekt als „fixe Idee“, die Millionen verschlinge und verweisen darauf, dass die Stadt zwar die Seilbahn finanzieren wolle, angeblich aber bei Kindertagesstätten und Spielplätzen spare.
Außerdem bezweifeln die Seilbahn-Gegner, dass sich der öffentliche Nahverkehr durch die Seilbahn tatsächlich verbessert. Für die Cronenberger verlängere sich die Reisezeit nach Elberfeld um 50 Prozent, erklärte die Initiative. Sie will erfahren haben, dass mit der möglichen Inbetriebnahme der Seilbahn weniger Busse von den Südhöhen ins Tal fahren würden. Das sei "ein Millionengrab“ und „bei weitem kein Tourismusmagnet“, wie man den Bürgern weismachen wolle.
Was sagen die Seilbahn-Befürworter?
Sie sehen die Sache natürlich ganz anders: Für sie ist die Seilbahn der „Beginn der Verkehrswende“. Kein CO2-Ausstoß, keine Feinstaubbelastung, nahezu geräuschlos und abgasfrei, so die Initiative „Pro Seilbahn“.
Würde man die Transportleistung einer Seilbahn von 3.500 Personen pro Stunde und Richtung mit Dieselbussen erzeugen, bräuchte man die 28-fache Menge an fossilen Brennstoffen, sagen die Stadtwerke. Nur mit der Seilbahn gebe es demnach Chancen, auf Dauer ein Dieselfahrverbot in Wuppertal zu verhindern. Die Seilbahn sei „der Einstieg in eine umweltfreundlichere Zukunft und eine innovative Ergänzung zur Schwebebahn“.
Wie geht’s nach der Befragung weiter?
Zunächst ist entscheidend, dass sich genug Leute an der Abstimmung beteiligen. Mindestens zehn Prozent der 270.000 Abstimmungsberechtigten müssen ihre Stimme abgeben. Bislang sollen aber schon über 70.000 Menschen abgestimmt haben. Ist die Mehrheit von ihnen gegen die Seilbahn, dürfte das das Aus für das Projekt bedeuten. Sollten sich aber eine Mehrheit der Wuppertaler für die Seilbahn aussprechen, würde der Rat ein Planfeststellungsverfahren in Gang bringen. Das Ergebnis wird gegen 22 Uhr erwartet. Aber Achtung: Selbst ein positiver Ratsbeschluss bedeutet noch lange nicht, dass auch wirklich gebaut wird. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens wären noch einige rechtliche Hürden zu nehmen, die das Projekt verzögern oder zum Scheitern bringen könnten.