Wolfsburg VW-Betriebsratschefin Cavallo für Transparenz
Die neue VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo will sich für Transparenz bei den Gehältern auch hoher Belegschaftsvertreter in Europas größtem Autokonzern einsetzen. "Es wird natürlich zu Nachfragen und Diskussionen kommen", sagte sie der "Zeit" (Donnerstag) mit Blick auf den anstehenden Untreue-Prozess zur Freigabe mutmaßlich überzogener Betriebsratsvergütungen durch vier Personalmanager, der im September beginnen soll. "Wir werden das weiterhin offen und transparent diskutieren." Bisherige Prüfungen des Themas in Schiedsverfahren hätten ergeben, dass die Gehälter wohl "in Ordnung" gewesen seien. Außerdem gelte: "Es darf keine Bevorteilung, aber auch keine Benachteiligung von Betriebsratsmitgliedern geben."
Ihr eigenes Jahres-Fixgehalt gab Cavallo mit gut 100.000 Euro an - obendrauf kommen, wie bei vielen anderen höheren VW-Angestellten, vom Geschäftserfolg sowie von weiteren Kriterien abhängige Boni, die oft ebenfalls üppig ausfallen können. Bei ihr sei das derzeit "zusätzlich ein fünfstelliger Betrag", erklärte Cavallo. Bei der bevorstehenden Hauptversammlung des Konzerns am 22. Juli soll zudem über weitere Anpassungen bei Umwelt- und Sozialkriterien sowie der Qualität der Unternehmensführung diskutiert werden, die in die Berechnung von Vorstandsbezügen einfließen. VW führt diese Systematik schrittweise auch für Mitglieder des mittleren bis oberen Managements ein.
Cavallos Vorgänger Bernd Osterloh - seit Anfang Mai Personalchef bei der VW-Nutzfahrzeug-Holding Traton in München - hatte teils mehr als 700.000 Euro pro Jahr verdient. Bezogen auf dessen Qualifikation und Erfahrung meinte sie zu der Summe: "Das halte ich für vermittelbar."
Die Frage, welche Gehaltshöhe bei führenden Betriebsräten anzusetzen ist, gilt als umstritten. Während Kritiker allzu hoher Bezüge auch mögliche Mauscheleien zwischen Firmenspitze und Mitarbeitervertretung wittern, weisen Befürworter etwa auf die unscharfen Regelungen des in die Jahre gekommenen Betriebsverfassungsgesetzes hin. Abgeschätzt werden muss jeweils, wo leitende Kollegen aus dem Betriebsrat heute bei sonst vergleichbarer Karriere im Management stehen würden.
Dies dürfte bei dem Prozess in Braunschweig ab dem 7. September auch zur Sprache kommen. Laut Staatsanwaltschaft entstand VW durch von Ex-Personalchefs abgesegnete, überhöhte Vergütungen an einflussreiche Betriebsräte ein Schaden von über fünf Millionen Euro. Der Gewinn und damit Ertragssteuern seien so unzulässig gemindert worden. Ein zusätzliches Beihilfeverfahren gegen Osterloh ist davon abgetrennt.