Ulm Polizeirabbiner: Keine Seelsorge für jüdische Beamte
Die beiden Polizeirabbiner in Baden-Württemberg haben sich bisher nicht mit der Seelsorge für jüdische Beamte beschäftigt. "Wir wissen nicht, ob es innerhalb der Polizei überhaupt Juden gibt", sagte der badische Polizeirabbiner Moshe Flomenmann der "Südwest Presse" (Freitag) in Ulm. "Unsere Arbeit hat andere Ziele: die Aufklärung junger Menschen, die in den Polizeidienst kommen."
Die jungen Beamten hätten viele Fragen, sagte Flomenmann. "Zum Beispiel, ob ein Rabbiner heiraten darf, oder wie unsere Haltung zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen wie Homosexualität ist." Dabei würden er und sein Kollege für Württemberg, Shneur Trebnik, auch mit Vorurteilen konfrontiert. "Da fragte mich jemand, ob wir Juden beim Pessach-Abend noch immer Blut an unsere Türrahmen schmieren", sagte Trebnik. Solche Fragen seien aber wichtig, um Mutmaßungen auszuräumen. Das Polizeirabbiner-Modell des Landes sei damit "bereits ein Erfolg", sagte Flomenmann. "Da müssen wir gar nicht mehr warten."
Die beiden Polizeirabbiner sollen seit Jahresbeginn Polizisten im Land Wissen über das heutige Judentum vermitteln, als Vertrauenspersonen dienen und wie die 19 christlichen Polizeiseelsorger im Land bei der psychosozialen Notfallversorgung helfen. Das Landesinnenministerium hatte dazu mit den Israelitischen Religionsgemeinschaften in Baden und Württemberg eine Vereinbarung für zunächst zwei Jahre unterzeichnet. Baden-Württemberg war damit das erste Bundesland, das ein solches Modell ins Leben gerufen hatte.