Stuttgart Stuttgart will gegen Wolfsburg "Reaktion" zeigen
In Tagen wie diesen ist bei Trainern ganz besonders viel Gespür gefragt. Der Druck, der vor dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf dem VfB Stuttgart lastet, ist enorm. Und Coach Pellegrino Matarazzo dafür zuständig, seinen Schützlingen einerseits die Angst, sie andererseits aber auch in die Pflicht zu nehmen. Er habe viel Wert darauf gelegt, das Team nach dem bitteren 0:2 bei der Hertha wieder aufzurichten, berichtete Matarazzo am Donnerstag. Zugleich forderte er von seinen Profis aber ein, "jetzt eine Reaktion zu zeigen." Sonst war's das womöglich schon mit der direkten Rettung im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga.
Gewinnt die Hertha am Samstag beim Tabellenvorletzten Arminia Bielefeld, sind die Stuttgarter gegen Wolfsburg verpflichtet zu punkten. Nur dann würden sie im Rennen um den Nichtabstiegsplatz 15 weiter dabei bleiben. Mehr Mut fordert Matarazzo daher für das Duell mit dem zuletzt vogelwilden VfL, bei dem in den vergangenen Wochen happige Niederlagen (0:3 in Augsburg und 1:6 in Dortmund) mit klaren Siegen (4:0 gegen Bielefeld und 5:0 gegen Mainz) wechselten. Seine Spieler müssten "mit einem ganz anderen Gesicht aus der Kabine rauskommen als gegen die Hertha", betonte der VfB-Coach.
In Berlin hatten sich die Schwaben vor allem in der ersten halben Stunde miserabel präsentiert. Hinten waren sie viel zu passiv. Und vorne? Die Offensive habe "in der ersten Halbzeit gar nicht stattgefunden", sagte Matarazzo. Viermal in Serie gelang dem VfB nun schon kein Tor aus dem Spiel heraus. Zählten zwischendurch in dieser Saison die vergebenen Chancen zu den Stuttgartern Hauptsorgen, sind es mittlerweile die kaum noch vorhandenen. Die Rückkehr des aus Wolfsburg ausgeliehenen Omar Marmoush würde den Schwaben daher sicher guttun. Noch ist der Einsatz des ägyptischen Nationalstürmers, der in der Hauptstadt wegen muskulärer Probleme gefehlt hatte, aber offen.
Unabhängig von der Personalie Marmoush steht fest: Der VfB muss gegen die Niedersachsen eine andere Haltung an den Tag legen, um die Fans wieder auf seine Seite und daraus womöglich auch nochmal neue Energie für den Endspurt zu ziehen. "Es liegt an uns, die Fans mitzunehmen", sagte Matarazzo - und bekräftigte nochmal sein Verständnis für den Unmut der Anhänger nach der Niederlage in Berlin. Über 50 000 Tickets waren für das Spiel gegen Wolfsburg bis Donnerstagmittag schon verkauft. Da sie bei Meister Bayern München dazwischen womöglich nicht viel holen werden, sind die Stuttgarter in den Heimpartien am Samstag und in zwei Wochen gegen den 1. FC Köln besonders gefordert.
Es sei wichtig, dass "jeder Spieler seine Aufgabe erfüllt", betonte Matarazzo. "Und es geht um 100 Prozent. Nicht 90 oder 95, sondern 100." Mittelfeldspieler Atakan Karazor, der in Mainz (0:0) und Berlin gefehlt hatte, ist gegen Wolfsburg wieder dabei - und einer der Profis, deren Spiel besonders von Einsatz und Leidenschaft geprägt ist. Attribute, auf die es ankommt in den Finalwochen der Saison.