Stuttgart Abellio fährt im Südwesten weiter: Vereinbarung steht
Züge des angeschlagenen Bahnunternehmens Abellio können im Südwesten vorerst weiterfahren. Das Land Baden-Württemberg und das Unternehmen einigten sich auf eine Fortführungsvereinbarung, die bis zum Jahresende läuft, wie das Verkehrsministerium und Abellio am Freitag gemeinsam in Stuttgart mitteilten. Der Bahnbetrieb sei mit dieser Abmachung gesichert, hieß es weiter.
Wie ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage ergänzte, ist für die Vereinbarung allein für das Land "eine niedrige einstellige Millionensumme" nötig. Der genaue Betrag blieb zunächst offen.
Abellio, eine Tochter der niederländischen Staatsbahn (Nederlandse Spoorwegen), steckt in finanziellen Schwierigkeiten und befindet sich seit Juni in einem Schutzschirmverfahren. Dies ist eine Sanierung im Rahmen des Insolvenzrechts.
Abellio Rail Baden-Württemberg (ABRB) befährt laut Mitteilung Strecken im Bereich Stuttgart und Neckartal. Das Unternehmen und das Ministerium signalisierten, sie wollten nun eine langfristige Lösung suchen, die über das Jahresende hinausreicht.
Abellio hat nach eigenen Angaben rund 3100 Beschäftigte in Deutschland. Seine 52 Zuglinien fahren vor allem in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Baden-Württemberg. In Sachsen-Anhalt und Thüringen hatte es bereits Mitte des Monats eine Vereinbarung für einen Weiterbetrieb bis 2030 gegeben.
Das Land sei Abellio entgegengekommen, resümierte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Das Ministerium ist demnach zuversichtlich, bis zum Jahresende einen Weg zu finden, ohne dass Fahrgäste beeinträchtigt oder Arbeitsplätze von Abellio-Beschäftigen gefährdet werden.
"Wir haben jetzt Eckpunkte einer Lösung", sagte der Generalhandlungsbevollmächtigte von Abellio, Lucas Flöther. "Erstens: Wir fahren weiter. Das ist das Wichtigste." Es werde zudem mit Unterstützung des Landes und mit nochmaliger Unterstützung des Gesellschafters der weitere Betrieb gewährleistet. "Wir werden mit einer Fortführungsvereinbarung bis Ende 2021 durchfinanziert und gewinnen damit Zeit für ein langfristiges Konzept", sagte er.
Der CDU-Verkehrsexperte Thomas Dörflinger erklärte, man bedauere, dass Abellio sich nicht mehr in der Lage sieht, unter den vertraglichen Bedingungen den Betrieb fortzuführen. "Und das, obwohl das Unternehmen ein kalkuliertes Angebot auf bekannte Bedingungen abgegeben und sich verpflichtet hat, die Leistungen zu erbringen." An erster Stelle stünden jedoch die Fahrgäste. Dörflinger kritisierte indirekt Verkehrsminister Hermann: "Insgesamt zeigt sich nun, dass durch zahlreiche Nachsteuerungen vom vermeintlich günstigen Zugkilometerpreis nicht mehr viel übriggeblieben ist."
Die Kritik der CDU an "den unter Grün-Rot durchgeführten Ausschreibungen" sei berechtigt gewesen. "Die Qualität war lange sehr schlecht und die Kapazitäten wurden deutlich zu gering angesetzt. Dadurch wurde erheblicher Nachsteuerungsbedarf notwendig. Nun müssen erneut öffentliche Mittel in die Hand genommen werden, um den Betrieb am Laufen zu halten."