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Stuttgart: Fließt der Nesenbach bald wieder an der Oberfläche?


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Kommt das Nesenbach-Revival?
Stuttgarts Sehnsucht nach einem echten Stadtfluss


10.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Der Nesenbach im Süden Stuttgarts: Nach Plänen der Stadt soll der Flusslauf in der Innenstadt wieder an die Oberfläche geholt werden.Vergrößern des Bildes
Der Nesenbach im Süden Stuttgarts: Nach Plänen der Stadt soll der Flusslauf in der Innenstadt wieder an die Oberfläche geholt werden. (Quelle: Horst Rudel/Archivbild/imago-images-bilder)
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Eine Nebenbemerkung des neuen Stuttgarter Oberbürgermeisters Frank Nopper in einem Interview weckt alte Sehnsüchte nach einer echten blauen Ader.

Lange ist Frank Nopper noch nicht als Stuttgarter Oberbürgermeister im Amt. An Visionen mangelt es ihm aber nicht. Gegenüber einem regionalen TV-Sender hat Nopper vor einigen Wochen den Wunsch geäußert, den Nesenbach wieder an die Oberfläche zu holen und damit ein Thema aufgewärmt, das seit Jahrzehnten immer wieder für Gesprächsstoff sorgt und auch jetzt wieder Diskussionen ausgelöst hat.

"Wir brauchen mehr Wasser in der Innenstadt. Es wäre ein schönes und kreatives Projekt, wenn wir das in Form von kleinen Nesenbach-Wasserfällen hinbekommen würden", sagte Nopper, der aber zugab, das Vorhaben nicht abschließend geprüft zu haben. Obwohl das Thema im Rahmen eines längeren Interviews nur angeschnitten wurde, folgte das Echo in den sozialen Netzwerken prompt und kontrovers.

Der Neckar bietet kein Stadtfluss-Flair

Während manche den "ausgezeichneten Vorschlag" des Neu-OB feierten und andere in Stuttgart schon euphorisch ein "Venedig des Nordens" erkannten, machten sich andere über den scheinbar aus der Hüfte geschossenen Vorstoß lustig. "Eines der echten Kernprobleme der Stadt", kommentierte ein User auf Facebook ironisch. Der überwiegende Teil der Kommentatoren freute sich jedoch über den unverhofften Vorstoß.

Die vielen Reaktionen haben gute Gründe, denn das Thema Fluss ist ein wunder Punkt in Stuttgart. Der eigentliche Strom der Stadt – der Neckar – fließt sozusagen an der Innenstadt vorbei, trennt sie vom größten Stadtbezirk Bad Cannstatt. Die Stadt behandelt ihn seit jeher stiefmütterlich, schöne Flussterrassen mit Kneipen und Restaurants gibt es fast gar nicht. Die Aufenthaltsqualität tendiert gegen null. Kurzum: Der Neckar ist nicht präsent. Die Sehnsucht der Stuttgarter nach einem echten Stadtfluss ist deshalb ständig spürbar, die Klagen über das Fehlen einer Wasserader sind besonders im Sommer groß.

Deshalb hoffen viele auf ein Revival des Nesenbachs, des "eigentlichen" Flusses, dessen Lauf einst den markanten Talkessel geformt hat, in dem Stuttgart liegt. Früher nannte man Stuttgart offiziell auch "Stuttgart am Nesenbach". Heute ist sein einziges sichtbares Lebenszeichen der Schriftzug auf einem Edelrestaurant im Dorotheenquartier, dem "Nesenbach". Nur die älteren Generationen können sich an den eigentlichen Fluss erinnern, Jüngere dagegen kennen den Nebenfluss des Neckars höchstens aus Erzählungen.

Denn schon vor vielen Jahrzehnten hat die Stadt ihn zum Abwasserkanal umfunktioniert und überdeckelt. Nach Vorstellung Frank Noppers könnte der wiederbelebte und ans Licht geholte Nesenbach künftig mitten durch die Stadt und den Schlossgarten fließen. Ein Teil des Baches wurde bereits Ende der Neunzigerjahre im Süden der Stadt wieder an die Oberfläche geholt, als Renaturierungsmaßnahme auf einer Länge von 400 Metern.

Konkrete Pläne liegen vor

Dass Noppers Aussagen keinem bloßen Tagtraum entsprungen sind, zeigt die Antwort der Stadt Stuttgart auf eine Anfrage von t-online. Demnach gibt es schon konkrete Umsetzungspläne für eine Neuauflage des Stuttgarter Stadtflusses. Zunächst wolle man den Nesenbach und weitere natürliche Quellen vor dem im Süden der Innenstadt gelegenen Stadtteil Heslach fassen und das Wasser in ein separates Rohr führen, das im Nesenbachkanal installiert ist.

So solle das Wasser die Wasserqualität der Seen in den Anlagen verbessern und in den Neckar anstatt zur Kläranlage fließen, sagt ein Sprecher gegenüber t-online. Die weiteren Pläne lassen auf mehr hoffen: "Außerdem gibt es Überlegungen, dass das Wasser zwischendurch – an Marienplatz und Nesenbachstraße – sichtbar werden soll." Zwei solitäre Stellen statt eines durchgängigen Stadtflusses – zunächst klingt das ernüchternd. Trotzdem hat die Idee Charme, denn der Bereich zwischen Marienplatz und Nesenbachstraße ist eine urbane Hauptschlagader der Innenstadt, hoch frequentiert – und eine Betonwüste, die Wasser jeder Art gut vertragen könnte.

Die Stadt gibt gegenüber t-online bekannt, dass die Fachabteilung derzeit die Fassungen und die Rohrleitung als Voraussetzung für alles Weitere plane. Dafür stehen 5,2 Millionen Euro bereit. Nach großen Sprüngen klingt das zwar noch nicht – aber immerhin ist ein Anfang gemacht auf dem Weg zum Nesenbach-Revival.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage bei der Pressestelle der Stadt Stuttgart
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