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Hochwasserlage: Angespanntes Warten und vorsichtige Hoffnung


Unwetter
Hochwasserlage: Angespanntes Warten und vorsichtige Hoffnung

Von dpa
Aktualisiert am 05.06.2024Lesedauer: 4 Min.
Hochwasserschäden in Baden-WürttembergVergrößern des Bildes
Hochwasserschäden in Baden-Württemberg. (Quelle: Alexander Wolf/onw-images/dpa/dpa-bilder)

In einigen Hochwassergebieten im Westen wird schon aufgeräumt, an der unteren Donau bleibt die Lage aber gespannt. Von Normalität ist in vielen betroffenen Regionen weiter kaum etwas zu spüren.

Überflutete Straßen, aufgeweichte Deiche, gesperrte Bahnstrecken und Suche nach Vermissten - die Hochwasserlage in Bayern bleibt am Mittwoch trotz erster Entspannungssignale aus einigen Landesteilen weiter angespannt. Vor allem im Osten Bayerns entlang der Donau blieben die Pegelstände trotz erster, leichter Rückgänge auf hohem Niveau.

In Regensburg mussten Bewohner am Dienstagabend etwa 30 Häuser räumen, weil der Untergrund wegen des hohen Grundwassers immer weicher wurde. Im Fokus der Fluthelfer blieben dort die Schutzwände an der Werftstraße am Donauufer. "Das ist unsere Schwachstelle", sagte eine Sprecherin der Stadt am Mittwochmorgen.

Hochwasser in Passau geht langsam zurück

Weiter flussabwärts im niederbayerischen Passau gingen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück - allerdings ebenfalls auf hohem Niveau. Dort werde das Hochwasser im Laufe des Mittwochs noch einmal deutlich langsamer zurückgehen als am Dienstagabend, teilte der Hochwassernachrichtendienst (HND) Bayern mit.

Auch wenn sich der Scheitel der Hochwasserwelle weiter flussabwärts gen Österreich verlagerte, meldeten sämtliche Messstellen entlang der Donau zwischen dem schwäbischen Donauwörth und Passau am Mittwoch weiter Pegelstände im Bereich der Meldestufe vier - der höchsten Hochwassermeldestufe. "Wir werden noch bis Freitag brauchen, um ein Stück weit Entspannung geben zu können", sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) am Mittwoch beim TV-Sender Phoenix.

Bangen in Teilen Schwabens geht weiter

Im schwäbischen Landkreis Donau-Ries blieb die Hochwasserlage am Mittwoch zunächst stabil, aber weiter kritisch. Man könne trotz sinkender Wasserstände "keinesfalls Entwarnung für das gesamte Landkreisgebiet" geben, teilte das Landratsamt mit. "Der Druck auf Deiche und Dämme ist nach wie vor enorm."

Die Evakuierungsempfehlungen für besonders gefährdete Ortsteile wie Auchsesheim (Donauwörth) und Hamlar (Asbach-Bäumenheim) gelten deshalb vorerst weiter. "Es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Situation vorschnell als sicher anzusehen", teilte das Landratsamt mit. "Die Anwohner sollten insbesondere in Deichnähe wachsam bleiben."

Suche nach vermisstem Feuerwehrmann dauert an

Unterdessen suchten Einsatzkräfte in Schwaben weiter nach Feuerwehrmann, der bei einem Hochwasser-Einsatz am Sonntag in Offingen mit seinem Boot gekentert und als vermisst gemeldet worden war. Der 22-Jährige sei bisher nicht gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher in Kempten. Polizeikräfte sollten am Mittwoch an Land und mit Drohnen aus der Luft nach dem Vermissten suchen.

Noch habe man die Hoffnung, ihn lebend zu finden, sagte der Polizeisprecher. "Die Chancen werden aber von Tag zu Tag ein bisschen weniger." Hoffnung machten daher Geschichten wie die einer 32-Jährigen, die am Dienstag nach zweieinhalb Tagen im überfluteten Silberwald bei Neu-Ulm von einem Baum gerettet worden sei. Sie hatte sich dort vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht.

Schaulustige bereiten Probleme

Trotz weiträumiger Absperrungen und eindringlichen Warnungen der Behörden machten Schaulustige den Einsatzkräften in den Hochwassergebieten zu schaffen. Die Polizei in Niederbayern teilte am Mittwoch mit, dass vor allem in der Region Kelheim zuletzt "vielfach" Menschen in abgesperrte Gebiete gegangen seien, "um die Hochwassersituation aus nächster Nähe zu beobachten".

Polizisten hätten mehrmals Platzverweise aussprechen müssen, um die Hochwasser-Touristen zu vertreiben. In Deggendorf war am Montagabend eine Frau in einer voll gelaufenen Fußgängerunterführung gar im Badeanzug schwimmen gegangen.

Teils abgerutschte Burgruine in Oberbayern wird gesichert

Deutlich entspannt hat sich die Lage dagegen inzwischen am Alpenrand. Die Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach, die am Montagabend durch anhaltenden Starkregen, erheblich beschädigt und teils in Richtung von Wohnhäusern abgerutscht war, soll von einer Spezialfirma mit Stahlseilen abgesichert werden. Zudem sollte ein Geologe am Mittwoch den Untergrund überprüfen.

Das Gelände dürfe aus Sicherheitsgründen vorerst weiter nicht betreten werden, teilte das Landratsamt Rosenheim am Mittwoch mit. Bis auf einen Anwohner hätten aber alle Menschen in der Umgebung inzwischen wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Viele Straßen und Bahnstrecken weiter gesperrt

Wegen Überschwemmungen und Unterspülungen blieben in vielen Gebieten Bayerns am Mittwoch Straßen und Bahnstrecken gesperrt. Unter anderem fuhren auf den ICE-Strecken zwischen Donauwörth und Augsburg sowie zwischen Nürnberg und Würzburg zunächst keine Züge, teilte die Bahn am Vormittag mit. Auch die stark beanspruchte Fernverkehrs-Achse zwischen Ulm und Augsburg sei nur eingeschränkt befahrbar. Deshalb endeten einige Fahrten früher, andere Züge verspäten sich demnach um etwa 45 Minuten.

Vereinzelt Gewitter mit Starkregen möglich

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind zwar am Mittwoch und Donnerstag Schauer und Gewitter zu erwarten - Starkregen sei aber nur am östlichen Alpenrand wahrscheinlich. Am Mittwochnachmittag und -abend seien vereinzelte Gewitter samt Starkregen mit bis zu 15 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde nicht ausgeschlossen.

Drei Todesopfer in Bayern bekannt

Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland mindestens fünf Menschen ums Leben, drei davon in Bayern. Zudem wurden laut bayerischem Innenministerium am Dienstag mehrere Menschen vermisst. Deren Zahl schwankte jedoch nahezu stündlich.

Laut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) waren in den vergangenen Tagen im Freistaat mehr als 60.000 Menschen wegen des Hochwassers im Einsatz. Mehr als 6600 Evakuierungen seien bis Dienstag nötig gewesen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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